Mülheim.
Nachrichten gehören wie selbstverständlich zum täglichen Leben dazu. Für viele Menschen kommen die Neuigkeiten aus der Tageszeitung. Wenn aber durch Alter oder Erkrankung das Sehvermögen nachlässt, fällt für manche das gedruckte Wort als Informationsquelle weg. In Mülheim müssen Blinde und Sehbehinderte dennoch nicht auf die Zeitung verzichten. „Mit unserer Hörzeitung erhalten diese Menschen einmal pro Woche die wichtigsten Lokalnachrichten aus der NRZ und der WAZ nach Hause“, beschreibt Gründer und Herausgeber Ali Arslan sein Projekt „Echo Mülheim“. Seit 2001 betreut er als Vollzeitkraft beim Kulturbetrieb die Mülheimer Hörzeitung.
Gemeinsam mit 24 ehrenamtlichen Vorlesern nimmt Arslan, der durch einen grünen Star vor einigen Jahren selbst erblindet ist, die wichtigsten Informationen für blinde und sehbehinderte Mülheimer im Tonstudio im Medienhaus auf. „Als Betroffener weiß ich sehr gut, worauf die Hörer Wert legen und auf was sie angewiesen sind. Ich habe meine Erkrankung zum Beruf gemacht“, sagt Arslan. Jeden Donnerstag bzw. Freitag werden die Nachrichten der zurückliegenden Woche kostenlos an die rund 60 Abonnenten verschickt – die meisten von ihnen Senioren. Wöchentlich sind es im Schnitt 15 bis 20 Artikel aus NRZ und WAZ – rund drei bis fünf Stunden Tonmaterial. „Dazu gehören Politik und Wirtschaft und Allgemeines. Sehr beliebt sind beispielsweise Hinweise auf Hörfilme im TV, Gefahrenstellen im Verkehr oder auf Trickdiebe – alles relevante Informationen für uns“, so Arslan. Hinzu kommt weiterer Service in Form von Geburtstagen und Todesanzeigen, Notdiensten und Supermarktangeboten.
Ohne die ehrenamtlichen Vorleser könnte die Hörzeitung jedoch gar nicht funktionieren, betont Ali Arslan. Helfer wie Klaus Hamm, die die Artikel vorlesen und ins Mikrofon sprechen, während Arslan mithilfe des Computer den Ton aufzeichnet. „Jeder bekommt im Leben irgendwann Unterstützung. Ich bin nun in Altersteilzeit und möchte etwas zurückgeben“, so der 61-jährige Hamm.
Wie wichtig das „Echo“ für viele Menschen ist, macht Hörerin Inge Rosenthal deutlich. Die 86-Jährige ist blind und seit mehreren Jahren Echo-Abonnentin. „Ich kann nicht mehr lesen, habe aber trotzdem großes Interesse an den lokalen Mülheimer Nachrichten. „Ich höre täglich die Zeitung und bin sehr, sehr dankbar, dass es das ,Echo Mülheim’ gibt. Ali macht das richtig toll für uns.“