Kristo Šagor ist mit „Ich lieb dich“ bei den Kinder-Stücken dabei. Wo er am besten schreibt und was er dieses Jahr in Mülheim anders machen will.

„Ich lieb dich“ heißt das Kinder Stück (ab acht Jahren) von Kristo Šagor, das am Wettbewerb teilnimmt. Für die Familienvorstellung am Donnerstag, 16. Mai, um 17 Uhr, im Theater an der Ruhr gibt es noch Karten. Der Autor spricht hier über sein Stück, seine Arbeit und das Kindertheater:

Worum geht es in „Ich lieb dich“?

Šagor: Um Liebe. Die Eltern von Julian lassen sich scheiden, und er stellt sich die große Frage, was das eigentlich ist, Liebe. Ob es wirklich Liebe sein kann, wenn das Gefühl kommt und geht. Wen er alles in seinem Leben schon geliebt hat: sein Meerschweinchen, Zi­troneneis, Kastanien – und Lia, mit der zusammen er uns diese Geschichte erzählt. Lia, die er schon seit dem Kindergarten kennt und die er niemals vergessen will. Julian merkt, dass es immer mit Zeit zu tun hat, wenn er über die Liebe nachdenkt, und dass die Zeit auch immer etwas mit dem Tod zu tun hat.

Sie waren 2015 bereits für den Mülheimer Kinder-Stücke-Preis nominiert, worauf freuen Sie sich nun am meisten in Mülheim?

Das letzte Mal habe ich es nicht geschafft, mir ein einziges der anderen nominierten Stücke anzuschauen, weil ich zu der Zeit selbst gerade geprobt habe. Dieses Mal werde ich mir alle anschauen. Das ist viel schöner. Und ich freue mich auf Katja Hensel und das Team aus Düsseldorf.

Teilweise führen Sie bei Ihren Stücken selbst Regie. Macht das den Schreibprozess einfacher oder komplizierter?

Weder noch. Oder: sowohl als auch. Wenn ich ein Stück inszeniere, lerne ich wieder etwas über das Medium Theater. Und wenn ich danach das nächste Stück schreibe, versuche ich, dieses Wissen einfließen zu lassen. Und wenn ich danach das nächste Mal inszeniere, habe ich ein Schreibmodell mehr im Kopf. Und so weiter. Das ist ein nie endender Lernprozess. Ich hoffe zumindest, dass der nie aufhört.

Wo und wann schreiben Sie am besten?

Früher war die Antwort sehr einfach. Nachts. Auf Lastovo. Das ist eine kroatische Insel, auf der mein Vater geboren wurde. Unser Haus dort ist der Ort, an dem ich die meisten Stücke geschrieben habe. Ich glaube sogar, dass die alljährlichen fünf Sommerwochen während meiner Jugend dort einer der Hauptgründe sind, warum ich überhaupt Autor geworden bin. Aber seit ich vor ein paar Jahren begonnen habe, das Haus Schritt für Schritt renovieren zu lassen, ist es auch eine Baustelle, und es fällt mir schwer, mich richtig fallenzulassen. Das heißt, heute ist die Antwort anders. Immer noch einfach, aber nicht mehr so schön: Zu allen möglichen Uhrzeiten. In Cafés, deren Wifi-Kennwort ich nicht kenne.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Kindertheaters?

Dasselbe, was ich mir auch für das Jugend- und das Erwachsenentheater wünsche: starke Texte, mutige Regie-Konzepte, begabte, angstfreie, uneitle Theaterpraktiker und Theaterpraktikerinnen. Gemeinden, Städte und Länder, die Etats nicht kürzen, sondern erhöhen.

>> ZUR PERSON

Kristo Šagor studierte Neuere Deutsche Literatur, Theaterwissenschaften und Linguistik in Berlin und Dublin. Sein professionelles Regiedebüt feierte er 2002 mit „Durstige Vögel“ am Volkstheater München.

Kristo Šagors letzten Stationen waren das Junge Schauspielhaus Düsseldorf, die Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden und das Junge Deutsche Theater Berlin. Kristo Šagor gibt neben seiner Tätigkeit als Autor Workshops und Seminare. Er lebt in Berlin