Mülheim. . Nur rein in die gute Stube! Für Jugendliche aus Mülheims Innenstadt gibt es freitags ein neues Angebot: Kino, Kicken, Kino – mitten in der City!
Etwa 600 Mülheimer zwischen 14 und 18 Jahren sind in der Innenstadt zu Hause. Ihnen fehlt es an Beschäftigungsmöglichkeiten vor der Tür. Die Fußgängerzone ist kein Spielraum, eignet sich wenig für Fußball und Co.; Händler und Kunden haben andere Interessen als Heranwachsende in der Freizeit. Der Freitagnachmittag dürfte daher bald zum Höhepunkt für viele Teenager werden: Im „Wilden Wohnzimmer“ auf dem Synagogenplatz können sie sich austoben.
Verschiedene Jugendeinrichtungen und andere städtische Akteure wollen den Jugendlichen zu einem herrlichen Start ins Wochenende verhelfen, von 16 bis 21 Uhr spannende Angebote machen: Breakdancer sollen ins Wilde Wohnzimmer kommen. Ein Kinoabend ist geplant, Tanzkaraoke zu Musikvideos, Smartphone-Fotografie. An einem der vielen Sommer-Freitage wird zudem Graffitikünstler Aran Hudson alias Cole Blaq zu Gast sein. Auch Roboter kommen vorbei. Und Kunstrasen wird verlegt – zum Chillen auf Liegestühlen, mit leckeren Smoothies in der Hand.
Auftakt am 17. Mai auf einem Soccer-Court
Los geht es am Freitag, 17. Mai. Dann bitten die Veranstalter erstmals in ihre gute Stube – in diesem Fall auf einen Soccer-Court. Auch zum Projektende am 13. September wird wieder gekickt. Bis dahin werde sich zeigen, wie gut die Idee angenommen wird – und ob im Sommer 2020 womöglich eine Neuauflage ansteht, so Jugenddezernent Marc Buchholz. Ihn selbst überzeugt das Konzept von Arne Schüttler vom Bildungsnetzwerk Innenstadt und Streetworker Thomas Böhm bereits jetzt.
Letztgenannter zählte bei der Präsentation am Montag auf dem Synagogenplatz drei Gründe für das neue Engagement auf: Spaß ist ein wichtiger. Aber auch um Info geht es. „Es ist auch eine Bedarfserhebung. Wir möchten herausfinden, wer die Jugendlichen eigentlich sind, was sie machen und was sie brauchen.“ Im Blick hat man dabei auch etwas ältere und jüngere Menschen: Zwischen 1300 und 1400 Mülheimer bis 20 Jahre leben im Stadtkern. Außerdem verspreche man sich vom Projekt eine positive Entwicklung des Gemeinwesens. Die Bewohner des Stadtkerns sind alles andere als homogen, einige haben Geld, andere nicht, einige einen Migrationshintergrund, andere nicht. „Es gibt immer wieder Konfliktsituationen.“ Das Wilde Wohnzimmer soll daher auch ein Ort sein, wo Menschen – egal, ob jung oder alt – sich kennenlernen und miteinander ins Gespräch kommen können.
Organisatoren setzen auf Mund-zu-Mund-Propaganda
Groß Werbung müsse man für das neue Angebot übrigens nicht machen, keine Flyer verteilen, keine Internetseiten gestalten. „Bei Jugendlichen funktioniert Mund-zu-Mund-Propaganda am besten“, sagt Gabi Bartelmai, Leiterin des Bereichs Jugendarbeit im Amt für Kinder, Jugend und Schule. Auch Infos über die beteiligten Jugendeinrichtungen sollen sich so unter den jungen Menschen verbreiten. „Nach wie vor erreichen die Jugendzentren nicht alle Teenager und sind Schwellenängste manchmal groß“, weiß Arne Schüttler. Die Zielgruppe wüsste zum Teil gar nicht, wer welche Angebote in der City macht. Nun könnten die Netzwerkpartner es ihnen direkt sagen. Es kommen schließlich auch wieder lange Wintermonate – und mit ihnen die Frage: Was tun wir jetzt?
>> PARTNER FINANZIEREN PROJEKTE SELBST
Am Projekt „Wildes Wohnzimmer“ beteiligen sich viele Mülheimer Institutionen: so das Café Ziegler der Karl-Ziegler-Schule, der CVJM, das Jugendzentrum Stadtmitte, die Koordinierungsstelle Kulturelle Bildung, die Stadtbibliothek, der Sportbund und der Sportservice, der Verein Kultur im Ringlokschuppen sowie der Jugendtreff „together“.
Für die Finanzierung ihrer Projekte sind die Kooperationspartner selbst zuständig, sagt Gabi Bartelmai, Leiterin des Bereichs Jugendarbeit bei der Stadt.
Ansprechpartner sind Arne Schüttler, 455-15 33, und Thomas Böhm, 455-45 96.