Mülheim.. Nach den jüngsten Fällen von versuchter Kindesentführung in Mülheim appelliert die Opferschutzbeauftragte der Polizei: Klärt Eure Kinder auf!
In den vergangenen Wochen haben Unbekannte in Mülheim zwei Kinder auf offener Straße vom Auto aus zu sich gelockt. Eine Entwicklung, die nicht nur die betroffenen Familien erschrecken dürfte. Um seine Kinder zu schützen, gilt es einiges zu beachten.
Kriminalhauptkommissarin Bettina König ist Opferschutzbeauftragte und betont, wie wichtig die Aufklärung und Sensibilisierung von Kindern ist, wenn es um sexuellen Missbrauch geht. Bereits im Kindergarten-Alter sei es wichtig, körperliche Selbstbestimmung und die Entwicklung eines Nein-Gefühls zu fördern. „Es tut den Kindern nicht gut, in Ahnungslosigkeit zu bleiben“, erklärt sie und fügt hinzu: „Nur unwissende Kinder würden in so einer Situation mitgehen.“
Kinder müssen wissen, warum sie nicht mitgehen sollen
Ab einem gewissen Alter, meistens liege das zwischen acht und neun Jahren, könne man dann auch den Aspekt des sexuellen Missbrauchs einbringen und davor warnen, denn „für Kinder reicht es nicht, wenn man ihnen nur verbietet, mit Fremden mitzugehen – eine Begründung ist wichtig“.
Kinder müssten verstehen lernen, welche Gefahr hinter solch einer Situation steckt. Die Sorge, sie damit zu überfordern oder zu ängstigen, sei häufig, aber in den Augen von Bettina König nicht richtig. Denn die mutmaßlichen Täter gehen meist sehr hinterhältig vor: Sie locken die Zielperson mit Süßigkeiten, der Frage nach einer Wegbeschreibung oder gar mit der vermeintlichen Nachricht, dass ein Elternteil im Krankenhaus liege, zu sich. König warnt, dass Kinder in solchen Fällen nicht nahe an Autos herantreten sollten: „Man kann niemandem ansehen, ob er böse Absichten hat.“
Kinder brauchen weitere Vertrauenspersonen
Hinzukomme, dass die meisten Täter bei sexuellem Missbrauchs Personen aus dem sozialen Umfeld der Opfer seien. Daher sei es sinnvoll, mit dem Kind zwei bis drei weitere Vertrauenspersonen neben den Eltern zu bestimmen. „Die Kinder wissen dann: Nur diese Personen haben das Recht, mich mitzunehmen“, erklärt König. Das Kind sollte die Vertrauenspersonen gut kennen und es sollten nicht mehr als drei Menschen sein, denn „sonst verliert das Kind schnell den Überblick“.
Als weiteren Tipp gibt die Opferschutzbeauftragte Eltern mit auf den Weg, dass es hilfreich ist, den Schulweg gemeinsam mit dem Kind abzugehen. Dabei könnten die Eltern dem Kind öffentliche Orte zeigen, an denen sie im schlimmsten Fall Hilfe direkt bekommen können. „Das kann ein Bäcker sein, eine Post oder auch ein Kiosk“, sagt König. Wenn Kinder immer den gleichen Schulweg gehen, falle es zudem schneller auf, wenn sie nicht ankommen.
Sollte es zu einem Entführungsversuch gekommen sein, rät König dringend von der Veröffentlichung einer eigentlich gut gemeinten Warnung in den sozialen Medien wie vor drei Wochen in Speldorf ab: „Die Dimensionen sind einfach nicht absehbar.“ Richtig sei es, sich sofort an die Polizei und auch an die Schulleitung zu wenden.
>> VERTRAUEN IST WICHTIG
Damit Eltern bei einer versuchten Entführung schnell reagieren können, sollte das Kind sofort von den Erlebnissen berichten.
Dazu ist ein gutes Vertrauensverhältnis wichtig. „Eltern sollten dazu mehr als nur ein Mal mit ihrem Kind über dieses Thema sprechen“, sagt König.