Mülheim. . Eine Mutter aus Mülheim-Speldorf hat Strafanzeige erstattet. Ein Mann soll am Dienstag versucht haben, ihren Sohn (11) in sein Auto zu locken.

„Mein Sohn war glücklicherweise in der Lage, sich loszureißen, und entkam so einem großen Unglück.“ Eine Mutter aus Speldorf hat bei der Polizei Strafanzeige gegen einen unbekannten Mann erstattet, der versucht haben soll, ihren Sohn (11) am Dienstagnachmittag an der Liebigstraße in Speldorf in sein Fahrzeug zu locken. Die Polizei bestätigte erst am Mittwochmittag den Eingang der Anzeige, als die Nachricht in den sozialen Netzwerken längst weite Kreise gezogen hatte.

In Höhe der Mauer zum angrenzenden Tengelmann-Areal sei es am Dienstagnachmittag gegen 15.20 Uhr zu dem Vorfall gekommen, berichtet die Mutter von den Schilderungen ihres Sohnes. Ein Mann, etwa 30 bis 45 Jahre alt, habe mit seinem älteren Geländewagen der Marke Mercedes („vermutlich eine M-Klasse“) neben ihrem Sohn angehalten und ihn aufgefordert, „er solle dringend in sein Auto steigen. Er sagte, ich wäre im Krankenhaus und schwebe in Lebensgefahr“, so die Mutter.

Elfjähriger war unterwegs zum Nachhilfe-Unterricht

Die Polizei berichtete später dazu, der Mann habe die Aufmerksamkeit des Jungen durch mehrfaches Hupen gezogen. Durch das heruntergelassene Fenster habe der Mann den Jungen angesprochen. Der Junge solle sofort ins Auto steigen, damit er ihn zum Krankenhaus bringen könnte.

Nachdem der Junge, der laut Mutter mit dem Rad unterwegs zum Nachhilfeunterricht an der Friedhofstraße gewesen war, sich geweigert habe, in das Fahrzeug zu steigen, habe der Mann nach ihm gegriffen und versucht, ihn in sein Auto zu ziehen. Trotz lauter Hilferufe habe der Mann den Jungen festgehalten, schilderte die Polizei den Vorfall.

„Mein Sohn war in der Lage, sich loszureißen“

„Mein Sohn war glücklicherweise in der Lage, sich loszureißen, und entkam so einem großen Unglück“, so die Mutter weiter. Sie sagt, ihr Sohn habe großes Glück gehabt, dass der Mann ihn nur am T-Shirt und nicht am Arm habe zu packen bekommen. Mit dem Rad fuhr der Junge weiter zum Nachhilfe-Unterricht und berichtete von dort direkt seiner Mutter. Die holte den Elfjährigen unverzüglich ab und fuhr mit ihm zur Polizeiwache nach Speldorf, um Anzeige zu erstatten.

Das Fahrzeug habe ein Mülheimer Kennzeichen mit roter Schrift und rotem Rahmen gehabt. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Händlerkennzeichen, das für Überführungs-, Probe- oder Prüfungsfahrten gedacht ist. Der Mann, der ihren Sohn angesprochen habe, sei vermutlich deutscher Herkunft und habe eine schwarze Kappe und ein kariertes Shirt getragen, hieß es seitens der Mutter.

Mutter: Polizei schenkte mir wenig Aufmerksamkeit

Die Mülheimerin berichtete dieser Redaktion, sich von der Polizeibeamtin in der Speldorfer Wache am Dienstagnachmittag nicht ernst genommen gefühlt zu haben. Die Beamtin habe ihr nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt und „nicht besonders viele Fragen in Bezug auf den Täter gestellt“. Immer wieder habe sie ergänzen müssen, was ihr Sohn ihr zuvor berichtet habe, so die 34-Jährige.

Die Mutter warnte nach ihrem Vorsprechen auf der Wache im sozialen Netzwerk Facebook vor dem mutmaßlichen Täter, ihr Beitrag verteilte sich in Windeseile. Die Mülheimerin hatte schnell damit zu tun, Beiträge anderer Nutzer zu löschen, die zu Gewalt gegen den unbekannten Mann aufriefen.

Polizei: Wir haben sofort eine Fahndung eingeleitet

Die Polizei äußerte sich auf Anfrage dieser Redaktion erst am Mittwoch gegen 12.30 Uhr zu der Strafanzeige. Sie gab an, am Dienstag „augenblicklich“ eine Fahndung eingeleitet zu haben. Ohne Erfolg. Sie suche vor allem den Mercedesfahrer und bitte ihn, sich zur Aufklärung des Sachverhaltes bei der Kriminalpolizei zu melden, hieß es weiter. Außerdem sucht die Polizei weitere Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben oder Hinweise zum Fahrer geben können: Tel. 0201-829-0.

Dass die Polizei mit dem erst mit fast einem Tag Verzug an die Öffentlichkeit ging, rechtfertigte ein Polizeisprecher gegenüber dieser Redaktion unter anderem damit, dass geschulte Mitarbeiter der Polizei sich zunächst noch einmal von dem Jungen die Sachlage habe schildern lassen wollen. Auch der Sachbearbeiter habe sich erst in die Strafanzeige einlesen müssen, das sei „nichts Unübliches“. Die Polizei habe dann aber schon am Dienstag besagte Fahndung eingeleitet.

Mutter widerspricht Darstellung der Polizei

Dieser Darstellung widersprach die Mutter. Sie sei erst am Mittwochmorgen gegen 10.30 Uhr von einem Kripobeamten angerufen und gebeten worden, nachmittags mit ihrem Sohn ins Präsidium zu kommen für eine Befragung.

Ihrem Jungen gehe es den Umständen entsprechend recht gut, sagte die Mutter im Gespräch mit dieser Redaktion. „Aber das müssen wir jetzt abwarten. Bei Kindern sackt das ja oft erst später.“