Mülheim. Obwohl die Hochschule sich schneller etabliert hat als geplant, setzt deren Leitung momentan eher auf Anmietung als auf räumlichen Ausbau.
Die Hochschule Ruhr West (HRW) an ihren Standorten Mülheim und Bottrop zu etablieren, ist schneller gelungen als ursprünglich geplant. Die Hochschulleitung äußerte sich im Gespräch mit dieser Zeitung hoch zufrieden mit der Entwicklung – und wies Gerüchte zurück, man stoße bereits an Kapazitätsgrenzen und müsse dringend erweitern.
Nächstes Jahr zehnter Geburtstag
Am 1. Mai 2019 wird die junge Hochschule zehnten Geburtstag feiern. „Wir sind schneller gewachsen als gedacht“, stellt Kanzler Helmut Köstermenke erfreut fest. Rund 5000 Bachelor- und 900 Master-Studenten lernen aktuell an der Hochschule, die Zielgröße für die ersten zehn Jahre ist schon erreicht, trotz der „schlechten Startchancen“ ohne eigenen Hochschulbau in Mülheim, wie Köstermenke noch einmal in Erinnerung ruft. Das überplanmäßige Wachstum zeige: „Die Hochschule ist angekommen, die Hochschule wird gebraucht.“
Zuletzt machte gar die Runde, schon jetzt sei eine Erweiterung der Hochschule zwingend nötig. Die Kapazitäten seien schon so beengt, dass die Hochschullehre auf Samstage ausweichen müsse. Köstermenke und HRW-Präsidentin Prof. Dr. Gudrun Stockmanns widersprechen. Den Samstag nutze man für berufsbegleitende Studienangebote, nicht aus Gründen der Raumnot.
Bewusst kleinteiliges Raumkonzept
Die Präsidentin sieht bei Bedarf auch die Möglichkeit, die Lehrzeiten werktags auszudehnen, auch könnten einzelne Räumlichkeiten intensiver genutzt werden. Sie erinnert in diesem Zusammenhang an das bewusst kleinteilig gehaltene Raumkonzept des Hauses. Einen klassischen Audimax gibt es nicht, der größte Hörsaal bietet gerade einmal 150 Studenten Platz. Kleine Gruppen, intensive Lehre – das stehe für den praxisnahen, interdisziplinären Ansatz von Lehre und Forschung bei der HRW im Vordergrund. Und der sei in einem funktionierenden Raumkonzept umgesetzt.
20 Prozent Erweiterungsfläche waren von Beginn an auf dem Areal an der Duisburger Straße eingeplant. „Im Moment denken wir nicht dran“, sagt Köstermenke. Die Hochschule setzt derweil auf Anmietung, wenn Bedarf besteht. „Das ist viel flexibler und günstiger“, sagt Köstermenke mit Blick auf Flächen, die die HRW in der fußläufig in wenigen Minuten erreichbaren Tengelmann-Zentrale angemietet hat. Grund für die Anmietung von Projektflächen, Büros und Besprechungsräumen bei Tengelmann ist laut Köstermenke „ein Luxusproblem“: Für das Jahr 2017 hatte die HRW für neue Forschungsprojekte weitere öffentliche Fördermittel in Höhe von fast 2,3 Millionen Euro eingeworben. Das zeige, dass die junge Hochschule schon stark in Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung verankert werden konnte. Etliche der rund 80 wissenschaftlichen Beschäftigten seien für Drittmittelprojekte tätig.
Keine Studierenden auf dem Tengelmann-Areal
Studierende sollen nicht zum Tengelmann-Areal ausweichen. An die Wissollstraße ist das Finanzdezernat, auch die Gründer-Initiative „Starbuzz“, bei der das Handelsunternehmen mit im Boot sitzt, ausgegliedert. Die Flächen dort seien sehr flexibel nutzbar, so Köstermenke. Er selbst hat dort ein Büro und teilt es sich – ganz unprätentiös – mit anderen, die es benötigen.
Denkzentrale mit moderner Ausrichtung
Die Hochschule Ruhr West wurde am 1. Mai 2009 gegründet, am 21. September des selben Jahres ging sie zum Wintersemester an den Start.
Standorte sind Mülheim und Bottrop. Der Campus an der Duisburger Straße in Broich wurde vor zwei Jahren eingeweiht, der in Bottrop zwei Jahre früher. In Mülheim sind 13 Bachelor-Studiengänge angesiedelt; der Studiengang „E-Commerce“ ist zwar in Bottrop angedockt, studiert wird aber in Mülheim. Masterstudiengänge gibt es sechs, vier davon in Mülheim: Bauingenieurwesen, Betriebswirtschaftslehre, Technisches Produktionsmanagement, Systemtechnik.
An der HRW arbeiteten zuletzt 3
58 Beschäftigte, darunter 81 Professoren und 120 wissenschaftliche Mitarbeiter.