Mülheim. Gudrun Stockmanns will die HRW zur modernsten Hochschule in der Region machen - mit innovativen Konzepten. Ein Strategieprozess hat bereits begonnen.
Präsidentin der Hochschule Ruhr West ist Gudrun Stockmanns erst seit Anfang Mai. Doch sie hat bereits schon jetzt wichtige Weichenstellungen vorgenommen und Entscheidungen getroffen. So wurde der für das Wintersemester konzipierte Studiengang Fahrzeugelektronik und Elektromobilität auf Eis gelegt, das Wachstum vertagt. Das mag irritieren, ist aber Teil einer schlüssigen Strategie.
Das Ziel hat die 50-Jährige klar formuliert und die Messlatte hoch gelegt: Die HRW will sie als modernste Hochschule in der Region für die Region etablieren. Damit das keine hohle Phrase bleibt, hat sie einen Prozess angestoßen, der mit der Leitbildentwicklung vergleichbar ist, den Rat und Verwaltung in der Stadt angeschoben haben. Auch in der Hochschule soll alles auf den Prüfstand. „Damit wir dieses Ziel erreichen, werden wir die Vernetzung und der Austausch mit der Wirtschaft noch weiter intensivieren.“ Es ist nur mit einer herausragenden Lehre und innovativen Lehrkonzepten erreichbar.
Federführend ist "Außenminister" Koch
Die Federführung liegt bei Oliver Koch, dem neuen Präsidiumsmitglied, den sie schon mal ironisch ihren Außenminister nennt. Koch ist bereits seit drei Jahren Professor am Institut für Informatik. Die beiden kennen sich aber aus ihrer gemeinsamen Zeit am inHaus-Innovationszentrum der Fraunhofer-Gesellschaft in Duisburg. Geprüft werden sollen die Anforderungen und Erwartungen der Wirtschaft an die Hochschule. Es soll kein Angebot geben, dass am Bedarf vorbeigeht. Unterstützt wird der für Forschung und Transfer zuständige Vizepräsident von Heike Lücking, der Sprecherin der Hochschule, die durch ihre frühere Tätigkeit bei der Mülheimer Wirtschaftsförderung einen engen Draht zu den Unternehmen hat. Aber auch die andere Seite ist wichtig. Was brauchen die Studenten? Was kann ein virtueller E-Campus leisten? Für Studenten ist eine Berufsperspektive wichtig.
„Ein Glücksfall für die Hochschule“
Für den Strategieprozess will sich Stockmanns ein halbes Jahr Zeit nehmen und die Weichen bis 2021 stellen. E-Mobilität hält sie weiterhin für ein Zukunftsthema, aber sie möchte einen Fehlstart vermeiden. „Warten lohnt sich, damit es perfekt ist“, lautet ihre Devise.
Für den Fördervereinsvorsitzenden Heinz Lison ist Stockmanns ein Glücksfall und den Schwerpunkt auf die Profilschärfung zu legen genau der richtige Weg. „Eberhard Menzel war der richtige Präsident für den Aufbau und Gudrun Stockmanns ist die richtige, um die Lerninhalte zu profilieren. Da ist noch Luft nach oben.“ Ihre Zukunftsvision habe ihn beeindruckt, so dass er ihren Weg äußerst positiv sieht. Die Hochschule muss sich vor allem für die nächsten Jahre, in denen die Anzahl der Studenten zurückgeht, gegen die Konkurrenz aus der Region behaupten. Stockmanns illustriert die Herausforderung am Beispiel der Elektrotechnik: die wird im Umkreis von 75 Kilometern an zehn Fachhochschulen und vier Universitäten angeboten. Da muss man schon etwas bieten, um Studenten zu überzeugen, an der HRW zu einzuschreiben.