Mülheim. . Der Kartenvorverkauf für die Stücke 2019 läuft sehr gut. Für einige wenige Vorstellungen in Mülheim gibt es noch Karten. Hier der Überblick.

Wer die Theatertage (11. Mai bis 1. Juni) nutzen möchte, um ausgesuchte zeitgenössische Stücke anzuschauen, sollte sich schnell um Karten bemühen. „Der Vorverkauf läuft gut, für die meisten Aufführungen gibt es nur noch Restkarten“, berichtet Janna Röper, Mitarbeiterin im Festival-Team. Schon ausverkauft sind die drei Aufführungstermine von Thomas Köcks neuem Stück „Atlas“. Die Inszenierung des Leipziger Schauspiels ist in der dezentrale an der Leineweberstraße zu sehen, wo der Platz knapp ist. Auch schon ausgebucht ist die Vorstellung von „Die Abweichungen“ von Clemens J. Setz am 27. Mai in der Stadthalle. Für die Wiederholung am Dienstag, 28. Mai, – ebenfalls dargeboten vom Schauspiel Stuttgart – kann man aber noch Karten ergattern.

Die „Stücke 2019“ – sieben an der Zahl – kreisen um die zunehmende Verrohung in einer globalen Welt, um eine verkommene Gesellschaft, um Identitätskrisen und entmündigte Menschen. „Der Mensch denkt, die Maschine lenkt“ - das ist die Losung in einer Zukunftswelt, die Sybille Berg in „Wonderland Ave“, einem bitter-bösen Science-Fiction-Stück, entworfen hat. Den Menschen ist es gelungen, sich von künstlichen Intelligenz-Wesen die Selbstbestimmung abnehmen zu lassen. Mit der Satire werden die Theatertage am Samstag, 11. Mai, um 19.30 Uhr in der Stadthalle eröffnet.

Satire eröffnet die Theatertage

„Disko“ lautet der Titel des Stückes, das Wolfram Höll im Auftrags des Schauspiels Leipzig geschrieben hat.Eine Clubnacht endet mörderisch.
„Disko“ lautet der Titel des Stückes, das Wolfram Höll im Auftrags des Schauspiels Leipzig geschrieben hat.Eine Clubnacht endet mörderisch. © Rolf Arnold

Mit „Disko“ von Wolfram Höll, der schon zwei Mal den Mülheimer Dramatikerpreis gewonnen hat, wird das Festival fortgeführt (14./15. Mai). Sein Stück spielt in Leipzig, in einer Diskothek, in der für Flüchtlinge und dissidente Geschöpfe kein Platz ist. „Disko“ sei eine „bizarre Parabel auf das beschämende Ende der deutschen Willkommenskultur“, schreibt Auswahljurorin Cornelia Fiedler. Und dazu ein ungewöhnliches und beeindruckendes sprachliches Experiment.

Stück Nummer drei: das neuste Drama von Elfriede Jelinek, die schon zum 20. Mal bei den Theatertagen dabei ist. „Schnee Weiss (Die Erfindung der alten Leier)“ ist ein Beitrag zur #MeToo-Debatte. Es geht um die systematischen sexuellen Übergriffe im österreichischen Skisport.Gängige Schuld- und Moralvorstellungen werden komplex und wortgewandt hinterfragt (17. Mai).

Die Identitätskrise des Westens

„Den Westen und seine Identitätskrise“ (so der Theaterkritiker Stephan Reuter) nimmt Konstantin Küspert in seinem aktuellen Stück in den Fokus. „Der Westen“ (24./25. Mai) erzählt von Träumen und von geplatzten Illusionen, von Menschen aus verschiedenen Zeiten und von unterschiedlichen Orten, deren Streben nach Freiheit und Wohlstand leider erfolglos bleibt.

Stück Nummer fünf: „Die Abweichungen“ von Clemens J. Setz basiert auf

© Björn Klein

einer kuriosen Grundidee: Eine Putzfrau hat von den Häusern, in den sie sauber macht, kleine Modelle angefertigt. Die werden in einer Kunstgalerie ausgestellt. Und die Bewohner entdecken vor allem die kleinen Abweichungen und reagieren überempfindlich darauf...

Titelverteidiger Thomas Köck ist erneut dabei

Der Titelverteidiger der „Stücke“, Thomas Köck, ist mit „Atlas“ erneut vertreten beim Festival. Es geht darin um vietnamesische Gastarbeiter, die in der DDR Ausgrenzung erfuhren – und um ihre Nachfahren. Die drei Aufführungstermine sind allerdings schon ausverkauft.

Die Theatertage schließen mit einer Arbeit von Enis Maci namens „Mitwisser“ (31. Mai/1. Juni). Die junge Dramatikerin mit albanischen Wurzeln hat in der Fachwelt schnell Anerkennung erfahren. Ihr Stück erzählt „mit unglaublicher Sprachkraft“ (Stephan Reuter) von Gewalttaten in einer immer mehr verrohenden Menschheit. Das achte ausgewählte Stück – „Eine griechische Trilogie“ von Simon Stone (Inszenierung des Berliner Ensembles) – kann in Mülheim nicht gezeigt werden (wir berichteten) und ist damit auch von der Teilnahme am Wettbewerb ausgeschlossen.

Publikumsgespräche nach jeder Aufführung

Nach jeder Theateraufführung gibt es wie immer Publikumsgespräche. Zuschauer können mit Autoren, Regisseuren, Dramaturgen und Schauspielern ins Gespräch kommen, diesmal werden die Podiumsdiskussionen von Sven Ricklaff moderiert. Auf die letzte Vorstellung am 1. Juni folgt um 20.45 Uhr die öffentliche Jury-Debatte der fünf Juroren: Die Jury besteht aus Edith Draxl, Patricia Nickel-Dönicke, Stephan Reuter, Falk Schreiber und Sandra Strunz. Danach steht fest, wer den Dramatikerpreis 2019 und wer den Publikumspreis erhält.

Informationen, Termine, Spielstätten und Eintrittspreise

Der Dramatikerpreis der Mülheimer „Stücke“ ist mit 15.000 Euro dotiert, der Publikumspreis ist lediglich eine Ehrung.

Begleitend zu den Theatertagen gibt es einen Stücke-Blog von Experten und Studierenden im Internet: unter www.stuecke.de.

Die Eintrittspreise betragen in der Stadthalle je nach Platz 37, 32 oder 24 Euro. Für die Vorstellungen im Theater an der Ruhr oder der Dezentrale sind 24 Euro bei freier Platzwahl zu bezahlen.

Den genauen Spielplan findet man unter www.stuecke.de. Der Kartenvorverkauf findet in der Touristinfo im Medienhaus, Synagogenplatz 3, über der Hotline unter 0180/6700733 sowie online unter www.reservix.de statt.