Mülheim. . Gut 60 Prozent der Straßen sind sanierungsbedürftig. Tendenz steigend. 21 Millionen Euro müsste die Stadt im Jahr investieren – sie hat fünf.

Dessauer Straße, Gneisenaustraße, Wackelsbeck, Oberheidstraße – der Wächter über die Mülheimer Straßen könnte reihenweise Beispiele für brüchige, aufgerissene, löchrige und geflickte Fahrbahnen nennen. Andreas Pape ist Abteilungsleiter Straßenbau im Tiefbauamt und hat alles andere als einen beneidenswerten Job. Bei immer mehr Straßen müssen er und sein Team feststellen: dringend zu erneuern oder zumindest sehr bald zu sanieren. „Gut 60 Prozent unserer Straßen sind in einem sanierungsbedürftigen Zustand“, beklagt er und ist sich sicher, dass Ende des Jahres das Ergebnis noch schlechter ausfallen wird.

Dann wird wieder eine aktuelle Bestandsaufnahme gemacht wie in den Jahren zuvor. 550 Kilometer Mülheimer Straßen werden dabei untersucht. Der Anteil der Straßenflächen, die als neuwertig oder zumindest als intakt bewertet werden können, ist ständig gesunken. Vor zehn Jahren konnten die Kontrolleure noch an 43 Prozent der Straßen einen Haken machen, heute sind es noch um 37 Prozent. Weil nicht genug getan werden könne, rutschten immer mehr Straßen in die Kategorie „mangelhaft“, bedauert Pape.

„Wir bräuchten 21 Millionen Euro“

Wie ernst die Situation ist, macht er an weiteren Zahlen deutlich: Von den 5,5 Millionen Quadratmetern Straßenfläche gelten rund 1,2 Millionen als schwer beschädigt. Etwa 120.000 Quadratmeter kommen jährlich hinzu, abgebaut werden könne durch Investitionsmaßnahmen und Straßenbauprogramme im Jahr lediglich die Hälfte, also etwa 60.000 Quadratmeter. Es mangelt dem Tiefbauamt seit Jahren am Geld. 4,9 Millionen Euro stehen für Straßenerneuerungen in diesem Jahr zur Verfügung. „Wir bräuchten 21 Millionen“, sagt Pape und weiß, dass dies angesichts der desolaten Haushaltslage utopisch ist.

Also wird geflickt, wo und so lange es möglich ist. Britta Us ist die Teamleiterin für die Zentrale Unterhaltung von Straßen. 27 Beschäftigte in ihrem Team nehmen Schäden auf, fahren raus, füllen Löcher. „Zu manchen Straßen können wir jede Woche rausfahren“, sagt sie. Es seien nicht einmal strenge Winter mit Frost, die den Asphaltflächen so zusetzten, sondern die vielen Lastwagen. „Ein Lkw mit 40 Tonnen belastet die Straße so wie 200.000 Pkw mit jeweils einer Tonne“, sagt Pape.

Jedes Jahr 2000 neue Schlaglöcher

Jedes Jahr melden die Straßenbegeher 2000 neue Schlaglöcher, wobei die Stadt nur noch jene schnell auffüllt, in die ein Reifen passt, um die Verkehrssicherheit nicht zu gefährden. „Wir sind bemüht“, sagt Britta Us, „so schnell wie möglich größere Schlaglöcher zu beseitigen.“ Eine dauerhafte Lösung sei das nie. Eine halbe Millionen Euro stehen ihr im Jahr für das Ausbessern zur Verfügung. Etwa das Zehnfache wäre erforderlich.

„Ohne Erneuerung wird der Unterhaltungsaufwand immer größer“, sagt Pape. Er weiß aber auch, selbst wenn es das Geld für bessere Straßen gäbe, die Stadt könnte es gar nicht auf die Schnelle verwenden. Denn zum Planen, Berechnen, Ausschreiben, Überwachen bräuchte es mehr Personal. Das ist abgebaut worden. So lautet die triste Aussicht im Tiefbauamt: „Die Verschlechterung lässt sich nicht aufhalten.“

>> GEPLANTE SANIERUNGEN 2019

In diesem Jahr sollen unter anderem erneuert werden: zwischen Mendener Brücke und Steinknappen der Geh- und Radweg, das Forstbachtal zwischen Steinknappen und Philosophenweg, Teile der Hansastraße und der Honigsberger sowie der Karlsruher Straße und der Oberheidstraße.

Begonnen wird auch mit der Fußgängerzone Leineweberstraße.