Mülheim. . Die Ruhrbahn testete am Mittwoch in Mülheim einen futuristisch anmutenden Elektrobus. Die Vision: ein emissionsfreier Busverkehr im Jahr 2030.
So sieht der Bus der Zukunft aus: Fast bis zum Boden reichende Seitenscheiben, hohe Decken, die Seitenwände am mittleren Durchgang und die Sitzbänke transparent. Der Fahrgastraum wirkt viel heller und größer. „Ein echter Hingucker. Richtig futuristisch“, schwärmte Ruhrbahn-Vorstand Uwe Bonan zuletzt bei einer Testfahrt in Essen. Am Mittwoch war der fast 19 Meter lange Super-Bus auf dem Linienweg der 133 auch unterwegs in Mülheim.
Das Fahrzeug der spanischen Firma Irizar sieht aus wie eine Straßenbahn, die Gummireifen sind halb verdeckt. Doch das Wichtigste steckt im Motorraum: der elektrische Antrieb, der so viel Power hat, dass er 155 Fahrgäste über 200 Kilometer weit und bis zu 80 Stundenkilometer schnell mit einer Batterieladung transportieren kann.
OB Scholten: Weg in die richtige Richtung
Auf einen öffentlichen Pressetermin so wie zuletzt in Essen verzichtete die Ruhrbahn am Mittwoch in Mülheim, eine Pressemitteilung zur Probefahrt auf der viel genutzten Strecke von Saarn zur Innenstadt kam von der Stadt, für die Oberbürgermeister Ulrich Scholten mit an Bord war. „Dass die Ruhrbahn auf Elektromobilität setzt, ist für mich der Weg in die richtige Richtung“, ließ dieser sich zitieren. Rund 19 Prozent des in Deutschland ausgestoßenen CO2 würden durch den Verkehr verursacht. Besonders im Verkehrssektor seien tiefgreifende Veränderungen erforderlich. Da könne der öffentliche Nahverkehr helfen, auch wenn dieser auf gleicher Strecke nur etwa die Hälfte an CO2-Emissionen eines Pkw verursache.
Man wolle „Erfahrungen in puncto Elektromobilität sammeln“, zitierte die Stadt Ruhrbahn-Vorstand Bonan. Der Bus werde nachts auf dem Betriebshof geladen. Zwei Wochen ist er zum Probebetrieb beim örtlichen Nahverkehrsunternehmen. Schon im Vorjahr stand ein über sechs Meter kürzeres Modell in Essen auf dem Prüfstand. Ein zweiter, den Änderungswünschen angepasster Prototyp soll in diesem Herbst noch mal im Gebiet der Ruhrbahn seine Runden drehen. „Wir sind gespannt, inwieweit dieses Modell dann unsere Anforderungen an Reichweite und Zuverlässigkeit erfüllt. Auf Basis der gesammelten Erkenntnisse werden wir uns danach für eine unseren Anforderungen entsprechende Antriebstechnologie entscheiden“, so Bonan.
Ruhrbahn müsste 280 E-Busse neu anschaffen
Setzt die Ruhrbahn in Zukunft nur auf den Elektromotor oder auf die Brennstoffzelle? Möglicherweise wird es auf beides hinauslaufen. „Nach Errichtung der notwendigen Lade- beziehungsweise Betankungsinfrastruktur könnten ab 2022/23 die ersten Fahrzeuge in den Regelbetrieb integriert werden. Die Gesamtumstellung der Busflotte könnte dann bis 2030 erfolgen“, so Bonan. Voraussetzung für beide Schritte sei, dass die Finanzierung der Mehrkosten sichergestellt sei und dass in diesem Zeitraum seitens der Fahrzeughersteller ein entsprechendes Angebot an Standardfahrzeugen mit alternativer Antriebstechnologie zur Verfügung stehe.
Von der Umstellung auf „Zero Emission“ (Null Emission) betroffen sind 230 Busse in Essen und rund 50 in Mülheim. Und die Kosten? „Wir rechnen noch“, sagt Uwe Bonan. Die Ruhrbahn ist hier vor allem auf Fördergelder angewiesen. Abgasfreie Busse sind doppelt so teuer wie normale Diesel-Busse. So kostet nach Angaben von Ferrostaal, Kooperationspartner von Irizar, der kürzere E-Bus des spanischen Herstellers rund 500.000 Euro, der Gelenkbus „Irizar ie-tram“ etwa 700.000 Euro – allein von diesem Modell werden bald rund hundert Exemplare in den beiden französischen Städten Amiens und Bayonne sowie in Barcelona fahren.
In diesem Jahr kommen die ersten Hybrid-Busse
Einen großen Teil ihrer Busflotte stellt die Ruhrbahn aktuell bis zum Jahr 2020 auf neu entwickelte Hybrid-Busse um. 87 Citaro-Hybrid-Busse der Marke Mercedes im Gesamtwert von 29 Millionen Euro sind bestellt. Die Busse gelten als abgasarm, weil der Dieselbetrieb durch einen Elektromotor unterstützt wird. So soll der Kraftstoffverbrauch um 8,5 Prozent sinken. Die Auslieferung soll im Mai/Juni starten, allerdings wird zunächst keiner der neuen Busse in Mülheim unterwegs sein. Erst 2020 werden laut Ruhrbahn-Sprecherin Simone Klose zwei der Busse in Mülheim verkehren.