Mülheim. . Uwe Bonan, künftiger Chef der neuen Verkehrsgesellschaft Essen/Mülheim, möchte auf innovative Antriebstechnologien umsteigen.
- In Mülheim will die Stadtspitze weg von den Dieselbussen
- Eine Machbarkeitsstudie soll Möglichkeiten vor Ort aufzeigen
- Derzeit pusten die 49 Busse der MVG jährlich 4000 Tonnen CO2in die Luft
Seine SPD-Genossen hatten ihm diese Bühne mit einem Antrag auf Berichterstattung im Mobilitätsausschuss bereitet: Kämmerer Uwe Bonan (SPD) durfte zuletzt einmal zeigen, dass mit ihm als neuem MVG-Geschäftsführer durchaus Visionäres im Nahverkehr umzusetzen sein soll. Das Projekt, das Bonan mit dem fusionswilligen Partner aus Essen ins Rollen bringen will, läuft unter dem sperrigen Titel „Nachhaltige Zukunftsmobilität“, ist aber wohl das Spannend-ste, was die Diskussionen um den ÖPNV in Mülheim nach jahrelangem Hin und Her zu bieten hat.
Angestoßen ist ein dezernatsübergreifendes Strategiekonzept für einen kommunalen Beitrag zur mobilitätsgerechten, aber auch klimafreundlichen Stadtentwicklung. Mit einem Nahverkehrskonzept, das nicht an der Haltestelle, sondern erst an der Haustür der Bürger Halt macht, will die Stadt unter Federführung ihres Verkehrsbetriebs, aber auch mit weiteren Partnern wie der Medl, dort anpacken, wo der energetische Stadtentwicklungsplan seit 1990 reichlich Stillstand, gar ungesundes Wachstum ausgemacht hat: bei dem Ausstoß des Klimakillers CO2 durch den Verkehr.
Mit Batterie- oder Brennstoffzellentechnologie
Bonan will keine Dieselbusse mehr durch Mülheim rollen sehen, ein Umstieg auf innovative Antriebstechnologien schwebt ihm vor. Wann könnten in Mülheims Nahverkehr nur noch Elektrobusse mit Batterie- oder Brennstoffzellentechnologie unterwegs sein? „21 Städte in der Bundesrepublik beschäftigen sich mit dem Thema“, so Bonan. Um lokale Eigenarten (etwa topografische Besonderheiten) zu berücksichtigen, soll nun eine Machbarkeitsstudie aufzeigen, welche Potenziale es gibt, freilich auch unter wirtschaftlichen Aspekten. Im Via-Verbund hofft man auf eine Förderung im Rahmen der „Grünen Hauptstadt Europas“, die Essen im kommenden Jahr repräsentieren wird.
Rund 4000 Tonnen CO2 pusten die 49 Busse der MVG laut Bonan jährlich in die Atmosphäre. Sollte die Machbarkeitsstudie einen Umstieg auf ein klimaneutrales Bussystem nahelegen, wollen sich Evag und MVG in einem zweiten Schritt für ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt bewerben, das noch weitere Kreise zieht als das Liniennetz der Fusionspartner.
Energetischen Quartiersentwicklung
„Vernetzte Mobilitätsangebote“ schweben Bonan vor. Mit dem Bus zur Haltestelle im Quartier, von dort vielleicht „auf der letzten Meile“ auf einem Kombiticket weiter mit einem Vehikel des Carsharings oder mit Leih-Elektrorädern oder Pedelecs? Die Mobilität der Stadt als Ganzes gedenkt Bonan in den Fokus zu nehmen. Das korrespondiert mit den Zielen, die das Technische Rathaus zur energetischen Quartiersentwicklung verfolgt.
Bis zum 29. Oktober ist ein Förderantrag für ein solches Forschungs- und Entwicklungsprojekt zu stellen, für das das Kompetenzzentrum Energie der Technischen Uni Dortmund als Partner auserkoren ist. Ende Februar 2017 ziehen nach einer ersten Vorauswahl für gut befundene Projekte in die Finalrunde ein, Bonan rechnet bis Sommer 2017 mit einer Entscheidung, ob das Essen-Mülheimer Kooperationsvorhaben umgesetzt werden kann. Freilich, eins kann er definitiv noch nicht sagen: Wann eine Elektrobus-Flotte, angetrieben etwa vom Strom aus dem Medl-Blockheizkraftwerk auf dem MVG-Betriebsgelände, tatsächlich durch Mülheim rollen könnte.