Mülheim. . Teilabriss des städtischen Seniorenheims ist erledigt. Sanierung über mehrere Jahre bei laufendem Betrieb. Gesamtinvestition: 18,5 Mio. Euro.

Haus Gracht, das größte der drei städtischen Seniorenheime, ist schwer angeschlagen. Zweigeteilt liegt es da. Eine breite Lücke klafft zwischen den beiden Gebäudeteilen, in der Bagger und Bauarbeiter in diesen Tagen letzte Erdarbeiten verrichten. Der Abriss des mittleren Traktes, in dem die Verwaltung saß, ist fast abgeschlossen.

Ein Berg Schutt ist geblieben, der einmal ein Flachbau war: „Das war das alte Haus“, erklärt Alexander Keppers, seit 2013 Geschäftsführer der Mülheimer Seniorendienste, die Haus Gracht betreiben. „Es wurde mit einem Steinbrecher geschreddert, das Material wird benutzt, um damit das Fundament aufzufüllen.“ Die Modernisierung des vor einem halben Jahrhundert errichteten Altenheims wird sich über mehrere Jahre hinziehen.

Toiletten befinden sich noch auf dem Flur

Die beiden anderen Einrichtungen der Mülheimer Seniorendienste, Haus Kuhlendahl und Haus Auf dem Bruch, sind schon runderneuert worden. In Dümpten soll Ende März alles fertig sein, so Keppers. Der Umbau dort dient als Vorbild für Haus Gracht. Gebaut wird bei laufendem Betrieb.

168 Bewohner leben im Haus Gracht, rund 110 von ihnen wohnen im größeren Gebäudeteil. Einzelzimmer sind zwar schon Standard, nur noch zehn Doppelzimmer werden hier angeboten, und das soll auch nach dem Umbau so blieben. In dieser Hinsicht erfüllt das Altenheim schon die geltenden gesetzlichen Vorgaben. Doch vom eigenen Badezimmer, wie es ebenfalls vorgeschrieben ist, sind die Senioren hier weit entfernt. Toiletten und Gemeinschaftsduschen liegen auf den Fluren.

Ab Juni soll der Neubau entstehen

Generell ist das Haus äußerst sanierungsbedürftig und auch ungünstig aufgeteilt: „Wir haben momentan auf zehn Etagen Pflege“, erläutert Keppers, „mit teilweise nur 14 Bewohnern pro Etage. So kleine Pflegeeinheiten macht man nicht mehr“ – zu unpraktisch für die Personalplanung.

Mit Blick auf die Großbaustelle an der Gracht steht nun der nächste Schritt an: die Errichtung eines neuen Gebäuderiegels in der brach liegenden Mitte. Hier stehen die Ausschreibungen unmittelbar bevor, die Mülheimer Seniorendienste hoffen, dass bereits Anfang Juni mit der Errichtung des Rohbaus begonnen werden kann. Sobald dieser steht, voraussichtlich zu Beginn des übernächsten Jahres, nimmt er alle 110 Bewohner aus dem größeren Altbau auf, der dann kernsaniert wird. Anfang 2023 soll dann alles fertig sein.

Kleinerer Trakt wird leer gezogen

Die Zahl der Pflegeplätze bleibt gleich. Sie liegen dann ausnahmslos im T-förmigen, neuen Haus. Der kleinere Trakt des alten Hauses wird leer gezogen und höchstwahrscheinlich abgerissen. Das Grundstück könnte genutzt werden für eine neue Kita oder für betreutes Wohnen, erklärt Keppers, doch darüber ist noch nicht entschieden.

Was indes schon klar ist: Das gesamte Vorhaben wird teurer als geplant. Waren ursprünglich rund 14 Millionen Euro veranschlagt, plant Keppers nun mit einem Gesamtvolumen von 18,5 Millionen. Dabei sei alles inbegriffen, etwa Möbel, die neu beschafft werden müssten. Die Refinanzierung sei komplett gesichert, so Keppers.

>> SPEZIALBEREICH FÜR ÜBERGEWICHTIGE

Haus Gracht soll künftig auch eine Abteilung mit dem Schwerpunkt Adipositas anbieten: Im Erdgeschoss werden dann zwölf Zimmer für extrem übergewichtige Bewohner eingerichtet, mit Schwerlastbetten, die bis zu 250 Kilo tragen.

In einem weiteren, geschützten Bereich, wird es zwölf Plätze speziell für Demenzkranke geben. Hier ist der Zugang durch Türdrücker geregelt.