Mülheim. . Die Mülheimer Seniorendienste haben ihr Defizit seit 2013 deutlich reduziert und nähern sich der schwarzen Null. Die Leitung setzt auf „Controlling und Menschlichkeit“.

Ein Ex-Geschäftsführer, der nicht nur seinen Dienst-Laptop formatieren ließ, sondern dem Vernehmen nach ins Visier der Steuerfahnder geraten ist. Ein anderer Ex-Geschäftsführer, der sich dem schweren Verdacht der Korruption stellen muss.

Dann noch der Millionenschaden durch die Fehlplanung der Sanierung von Haus Kuhlendahl: Die städtischen Seniorendienste haben jüngst reichlich Skandalstoff geliefert. Das Aufräumen zeigt nun erste Erfolge, auch wenn die Stadttochter, die drei Seniorenheime betreibt sowie Tages-, Kurzzeit- und ambulante Pflege anbietet, weiter rote Zahlen schreibt.

Halbe Million Euro Defizit in 2015

Seit 2013 ist es der neuen Geschäftsführung mit Alexander Keppers (kaufmännisch) und Yvonne Fragemann (Pflegemanagement) gelungen, das Defizit von 2,7 auf prognostizierte 0,5 Millionen Euro Endes dieses Jahres zu drücken. Dies, so betonen beide, sei nur möglich gewesen durch hartes Controlling einer- und neu betonter Menschlichkeit andererseits.

400 Beschäftigte bei den Seniorendiensten

Die neue Geschäftsführung hat die Organisation der Seniorendienste umstrukturiert, so etwa eine mittlere Management-Ebene mit fünf Pflegedienstleitern installiert und die Einrichtungen, die bislang ein Inseldasein gepflegt hätten, miteinander vernetzt.

Die Seniorendienste beschäftigen derzeit rund 400 Mitarbeiter, darunter 30 Auszubildende. Zuletzt eröffnete in diesem Jahr eine Tagespflegeeinrichtung mit 15 Plätzen an der Mellinghofer Straße.

Erst mal die harten Fakten des Kaufmanns. Keppers, der im August 2013 kurzerhand das Erbe des geschassten Heinz Rinas übernahm, hat einige Baustellen angepackt. Mit Kassen wurden höhere Pflegesätze ausgehandelt, zuletzt eine Steigerung von vier Prozent. Die Auslastung der 383 vollstationären Plätze am Kuhlendahl, an der Gracht und „Auf dem Bruch“ sei gesteigert worden.

Zudem, so Keppers, habe man „nahezu alle Lieferanten und Dienstleister ausgetauscht bzw. mit ihnen nachverhandelt, weil zuvor in manchen Bereichen deutlich überhöhte Preise gezahlt worden sind“. Ins Detail gehen mag Keppers diesbezüglich nicht, jene alten Geschäftsbeziehungen sind – wie berichtet – Teil der staatsanwaltlichen Ermittlungen im Korruptionsverfahren gegen Rinas und andere. Gekündigt haben die Seniorendienste etwa auch der externen Reinigungsfirma. Man reinigt wieder mit eigenem Personal. An anderer Stelle, so Keppers, habe man sich eines unnötigen, kostspieligen Wasserkopfes entledigt. „Wir konzentrieren uns jetzt nur noch auf das Kerngeschäft Pflege.“

Krankenstand deutlich reduziert

Hierfür hat Pflegemanagerin Fragemann nach eigener Darstellung eine neue Philosophie ins Haus getragen, die Mitarbeitern mehr Wertschätzung entgegenbringe. Das, so Fragemann, habe sicher geholfen, den Krankenstand von August 2013 bis August 2015 von 13,2 auf 7,1 Prozent zu senken. Mehr Transparenz und der Wille der Geschäftsführung, sich von ihrem Schreibtisch weg auf die Mitarbeiter zuzubewegen, habe „die Liebe und Begeisterung, die der Beruf mit sich bringt“, wieder in den Vordergrund gerückt.

Noch mal Kaufmann Keppers: Er glaubt, dass die Seniorendienste in Zukunft kein Verlustbringer für die Stadt sein müssen. Wann das so sein kann, mag er aufgrund einiger Unwägbarkeiten derzeit allerdings nicht zu prognostizieren.