Mülheims Planungsdezernent bremst die Erwartungen, dass auf dem Flughafen-Areal üppig gebaut werden kann. Ein Dämpfer für die Masterplanung.

Während das Essener Umweltamt in Abstimmung den Mülheimer Kollegen noch das Klimagutachten auswertet, bremst der hiesige Planungsdezernent Peter Vermeulen bereits die Erwartungen, dass das bedeutende Stadtentwicklungsprojekt zur Nachnutzung des Flughafen-Areals jenes Bauvolumen zu Tage fördern wird, das in den Workshops dazu skizziert worden war. „Es verfestigt sich immer mehr der Eindruck, dass wir bei Weitem nicht so viel machen können, wie wir gedacht haben“, sagte Vermeulen jetzt im Gespräch mit dieser Zeitung.

Klimagutachter warnen

Gutachter von „K.Plan“ hatten im Herbst 2018 die Ergebnisse ihrer Untersuchung zum Kalt- und Frischluftsystem im Rumbachtal und am Flughafen vorgestellt. Die Bochumer Klimaexperten warnten ausdrücklich davor, durch eine Bebauung des nordöstlichen Flughafen-Areals die Kaltluftzufuhr für das Rumbachtal gänzlich abzuschneiden. Schon heute erreiche die Kaltluft „nur noch bei idealen Strahlungswetterlagen“ die Randbereiche der Innenstadt. Wenn, wie in Workshop-Runden zur Masterplanung skizziert, auch 30 Hektar im Nordosten des Flughafen-Geländes bebaut würden, gingen 36 Millionen Kubikmeter Kaltluft verloren, die heute noch durch das Rumbachtal gen Innenstadt strömen.

Eben diese Fläche hatten Politiker, Planer und andere Beteiligte sehr wohl für eine Bebauung in den Blick genommen. In drei Ideenskizzen war das Gelände grob zu je einem Drittel in Wohnbebauung, Gewerbe und Freifläche unterteilt worden – bis hin zu der Vorstellung, dass dort bis zu 7000 neue Bürger sesshaft werden und 2000 neue Arbeitsplätze entstehen könnten.

Auch für den Biotopverbund von großer Bedeutung

Im aktuellen Entwurf für den Regionalplan, der die städtebauliche Entwicklung der kommenden 20 Jahren festlegen soll, ist eine Umwidmung des Areals in einen Allgemeinen Siedlungsbereich mit Möglichkeiten für Wohnen und Gewerbe bereits aufgenommen. In einer Stellungnahme übt der örtliche Naturschutzbeirat heftige Kritik daran. Auch er bezieht sich auf die „enorme regionale Bedeutung als Ausgleichsraum für das städtische Klima“. Die Fläche sei auch für den Biotopverbund im südwestlichen Ruhrgebiet von außerordentlicher Bedeutung, weil sie störungsempfindlichen Tieren, etwa der Feldlerche, einen Rückzugsraum biete, den es in dieser Größe selten in der Region gebe. Der Naturschutzbeirat fordert den Regionalverband Ruhr, der die Regionalplanung verantwortet, dazu auf, die Fläche wegen ihrer Bedeutung für die Umwelt als geschützten Freiraum auszuweisen. Die Grünen scheiterten zuletzt im Stadtrat mit ihrem Ansinnen, im Regionalplan die Kaltluft-Entstehungsgebiete am Flughafen abzusichern.

Tatsächlich ist das erste Klimagutachten aber ein Indiz dafür, dass die Teilnehmer der Masterplanung zur Nachnutzung des Flughafenareals mindestens kleinere Brötchen werden backen müssen. Klima, Entwässerung, Artenschutz, Altlasten – noch allerlei Gutachten werden öffentlich zu diskutieren sein.

Planungsdezernent Vermeulen sagt schon: „Wir wissen nun, dass wir mit der Fläche behutsam umgehen müssen, vielleicht behutsamer, als wir ursprünglich gedacht haben.“ Das Verfahren zur Erstellung eines Masterplans stellt er indes nicht infrage. „Beerdigen werden wir die Planung nicht, wir haben einen Auftrag der Politik.“ So müsse letztlich die Politik entscheiden, wie es weitergehe.

FDP scheitert mit Initiative pro Flughafen

Die FDP hatte im Stadtrat zuletzt den Versuch gestartet, die Flughafen-Fläche im Regionalplan weiterhin als Verkehrsinfrastrukturfläche für zivilen Luftverkehr auszuweisen.

Die Fraktion hatte ihren Antrag damit begründet, dass das Flughafenareal auf diese Weise auch als Entstehungsfläche für Kaltluft gesichert werden könne. Der Antrag scheiterte.