Nach den Planungsrunden stehen nun Stadtklima, Entwässerung und mögliche Verkehrskonzepte im Fokus. Städtebaulicher Wettbewerb erst später.
Der Stadtrat hat den Weg freigemacht, um nach den drei Workshops zur Entwicklung des Flughafen-Areals nun jene Gutachten einzuholen, die Aufschluss geben sollen, was an Ort und Stelle baulich überhaupt möglich ist. Wesentliche Themen sind das Stadtklima, die Entwässerung und ein Mobilitätskonzept für den künftigen Stadtteil Raadt, der nach aktuellen Ideen kräftig wachsen soll.
Stadtteil Raadt soll kräftig wachsen
Bekanntlich haben Politiker, Stadtplaner und andere Vertreter der Städte Essen und Mülheim drei Varianten für eine künftige Bebauung des rund 140 Hektar großen Flughafengeländes skizziert. Allen Konzepten gemein ist, dass sie ein Nebeneinander von Gewerbe, Wohnen und Freiraum vorsehen. Sie unterscheiden sich aber nicht nur darin, wo Gewerbe, Wohnen und Freiraum angeordnet werden sollen. Auch variiert der Flächenverbrauch je Nutzung. Beispiel Naturschutzflächen: Ein Konzept will nur 30,7 Prozent der Fläche dafür blockieren, ein anderes immerhin sieben Hektar mehr.
Auch bei Gewerbeflächen gibt es Unterschiede. Sieht ein Konzept nur 14,7 Prozent für reine Gewerbenutzung vor, so sieht es daneben – quasi als Kompensation – 15,3 Prozent als Mischfläche für Wohnen und Gewerbe an. Eine andere Ideenskizze weist 33,3 Prozent Gewerbe- und nur 6,7 Prozent Mischgebiet aus. Die Liste ließe sich fortführen: Unterschiedliche Pläne gibt es demnach auch für Flächen mit öffentlichem Grün, mit Mehrfamilienhäusern. . . Mal ist von nur 3000 neuen Einwohnern die Rede, ein anderes Mal gar von bis zu 8500. Auch die Prognose für neue Arbeitsplätze vor Ort schwankt zwischen 1500 bis 2500. Die Fachämter in Essen und Mülheim haben die drei Strukturkonzepte mittlerweile grob bewertet.
Städte sehen noch reichlich Mängel
Sie sehen noch reichlich Mängel. Mal kritisieren sie, dass zu wenig Gewerbeflächen dabei herumkämen, mal klagen sie darüber, dass die Bebauung sich zu weit ins Gelände reinfressen soll. Natur- und Klimaschutz sehen sie überwiegend unzureichend berücksichtigt, insbesondere einem Konzept fehle eine Aussage dazu, wie der neue „Stadtteil“ mit dem ÖPNV erschlossen werden könne.
Zeitnah wollen die Städte Essen und Mülheim nun vertiefende Gutachten in Auftrag geben. Es soll stadtklimatische Analysen geben. Ein Gutachten soll Lösungen für die Entwässerung aufzeigen. Auch soll ein Mobilitätskonzept erstellt werden. Aus allen drei Gutachten, zusätzlich durch die Abfrage bei Trägern öffentlicher Belange, sollen sich Vorgaben für einen städtebaulichen Wettbewerb ergeben.
Wettbewerb startet frühestens 2019
Bei der Stadt Mülheim stellt man schon jetzt eine Zeitverzögerung fest. Ein städtebaulicher Wettbewerb, heißt es, könne frühestens 2019 starten.
Im Stadtrat äußerte sich zuletzt nur FDP-Fraktionschef Peter Beitz zum Masterplan-Zwischenstand, und das ablehnend: „Wir waren nur da, um abzunicken, was die Planer vorher ausgeheckt haben. Das ist kein mehrheitsfähiger Masterplan“, sagte er mit Blick auf die Beteiligung der Lokalpolitiker an den Planungsrunden.
>> Ein WAZ-Lesercafé findet am Donnerstag, den 12. Juli, ab 16.30 Uhr am Flughafen Essen/Mülheim an der Brunshofstraße 1 statt. Alle Interessierten sind eingeladen, im Bistro „Checkin“ mitzudiskutieren und ihre Sorgen oder Anregungen zu formulieren.
Als Fachmann seitens der Stadtverwaltung wird Planungsamtsleiter Felix Blasch dabei sein.
Weitere WAZ-Lesercafés sind für die zweite Jahreshälfte geplant. Wir informieren rechtzeitig, in welchen Stadtteil wir auf Sie warten.