Mülheim. . Das Ab- und Aufbauen ehemaliger Flüchtlingswohnungen kostet jedoch Millionen, die die Stadt nicht hat. Politiker sollen Bedarfsliste aufstellen.

„Wir haben uns für Holzhäuser entschieden, weil die lange halten und später für andere Nutzungen eingesetzt werden können.“ Das sagte Sozialdezernent Ulrich Ernst bei der Eröffnung des Saarner Flüchtlingsdorfes im Sommer 2015. Die Stadt hatte damals die Unterbringung von geflüchteten Asylbewerbern in Zelten schnell verworfen, weil nicht absehbar war, wie lange der Flüchtlingsstrom anhalten würde. Jetzt sollen die politischen Gremien über den weiteren Gebrauch der Holzhäuser entscheiden – und das wird einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.

Das dokumentiert ein Ratsbeschluss vom 11. Oktober 2018. Danach soll auf dem Gelände der Willy-Brandt-Schule in Styrum ein Pavillongebäude entstehen. Die Gesamtschule braucht mehr Klassenräume, um auch die Kinder dort zu unterrichten, die als Asylbewerber anerkannt sind. Für Abbau, Neuaufbau, Anschlüsse und Modernisieren des Holzhauses sowie das Herrichten des Geländes hat der städtische Immobilienservice zwei Millionen Euro veranschlagt.

23 Holzhäuser sollen eine neue Verwendung finden

Jetzt erreicht den Bildungsausschuss eine weitere Vorlage, in der 23 Holzhäuser aufgeführt sind, die einen neuen Platz finden sollen. Inzwischen haben sich Kitas und Schulen gemeldet, die gern ein Holzhaus zur Erweiterung hätten.

An anderen Schulen sind die seit 40 Jahren genutzten Pavillons marode. Die Holzhäuser sollen sie ersetzen. Deren Lebensdauer gibt die Mülheimer Produktionsfirma mit 30 Jahren an. Insgesamt sollen 19 Holzbauten auf Schulgrundstücke umgesetzt werden, steht in der Vorlage aus dem Rathaus. „Welche Kita- und Klassenräume in 25 Jahren gebraucht werden, weiß heute keiner“, sagt der Sozialdezernent.

Politik entscheidet, welche Wünsche zuerst erfüllt werden

Was das Versetzen und Renovieren der Holzhäuser insgesamt kostet, war gestern auf Nachfrage im Rathaus nicht zu erfahren. „Die politischen Gremien sollen sich zuerst auf eine Liste einigen und die Rangfolge für Schulen und Kindergärten festlegen“, erklärt dazu Stadtsprecher Volker Wiebels. „Dringlichkeit und Bedarf sind dafür entscheidend.“

Das bedeutet: So schnell, wie einige Schulen hoffen, bekommen sie keine Holzhäuser. Geldbeträge sind im „aktuellen Investitionsprogramm des Immobilienservices nicht berücksichtigt“, steht ebenfalls im Bericht. Außerdem darf die Stadt keine weiteren Schulden machen, weshalb nun Politiker und Kämmerer überlegen müssen, woher das Geld kommen kann. Der Immobilienservice hätte dazu gern eine langfristige Planung.

Sportvereine warten auf Umkleiden

Weil in Dümpten und der Stadtmitte viele Kinderbetreuungsplätze fehlen, könnten an der Oberheid­straße und am Klöttschen zeitlich begrenzte Kindertagesstätten entstehen. Das wäre günstiger, weil die dafür jeweils zwei benötigten Holzbauten nur renoviert, aber nicht versetzt werden müssten, steht im Bericht. „Wir suchen seit Jahren in diesen Stadtteilen Kita-Standorte und könnten mit der Umnutzung zeitnah welche schaffen“, ergänzt Ulrich Ernst.

Auch Vereine sehen für sich die Möglichkeit, die Holzhäuser auf Sportanlagen als Umkleiden weiter zu nutzen. Was mit den Holzbauten passiert, wird wohl erst klar sein, wenn die korrekten Kosten ermittelt sind.

>> NEUE STANDORTE FÜR BIS ZU 23 HOLZHÄUSER

Anfang 2016 war mit knapp 2600 Asylbewerbern der Höchststand in Mülheim erreicht. Heute leben rund 680 Geflüchtete, deren Asylverfahren noch laufen, in städtischen Unterkünften. Hinzu kommen weitere 500 Personen, die darauf warten, eine eigene Wohnung mieten zu können.

An vier Standorten im Stadtgebiet sollen in den nächsten Monaten bis zu 23 Holzhäuser abgebaut und an anderen Orten wieder aufgebaut werden. Das Flüchtlingsdorf an der Mintarder Straße bleibt vorerst bestehen, weil dort die überregionale Erstaufnahme angebunden ist.