Mülheim. . Als Flüchtlingsunterkunft werden nicht mehr alle Mülheimer Holzhäuser benötigt. Was tun mit den Bauten, die 26 Millionen Euro gekostet haben?

Zu Zeiten, als manch eine Kommune kaum mehr wusste, wie sie die ihr zugewiesenen Flüchtlinge unterbringen sollte, schauten viele nach Mülheim. Da sich anderswo Städte genötigt sahen, aufgrund der hohen Nachfrage horrende Preise für Zelte und Container zu bezahlen, ging Mülheim mit dem Bau von Holzhäusern einen Sonderweg. Aktuell sitzt Mülheim auf Holzhäusern, die nur noch schwach belegt sind. Eine anderweitige Nutzung ist nicht frei von Restriktionen, wie aktuell die Debatte um neue Räume für den Offenen Ganztag an der Grundschule Trooststraße zeigt.

Die Stadt wird auf dem Schulhof der Grundschule an der Trooststraße eben keines der Holzhäuser, sondern eine Pavillonanlage mit drei Räumen für die Betreuung der Kinder errichten. Der ohnehin kleine Schulhof wird sich so weiter verkleinern; Eltern kritisieren das. Nach Bezirksvertretung, Bildungs- und Finanzsausschuss stimmte nun dennoch auch der Hauptausschuss geschlossen dem Dringlichkeitsantrag zu.

Holzhäuser passen nicht auf den Schulhof

Die Schulverwaltung sieht keine Alternative. Der Bau wird rund 450 000 Euro kosten und muss unter hohem Zeitdruck errichtet werden. „Alle Arbeiten müssen bis zum 1. August umgesetzt werden“, so die Verwaltung. Das neue Schuljahr startet Ende August.

Holzhäuser aus einem Flüchtlingsdorf statt der Container zu nehmen, sei in dem Fall nicht möglich, erklärte Immobiliendezernent Frank Mendack. „Das passt auf der Fläche nicht.“ Die Fraktion Bürgerlicher Aufbruch Mülheim (BAMH) hatte dies angeregt angesichts der katastrophalen Finanzlage der Stadt. Im Finanzausschuss hatte Hans-Georg Hötger dazu einen ziemlich harschen Ton angeschlagen: „Warum nicht sparen und die Holzhäuser dort nutzen?“, fragte er mit Verweis auf „die deutschen Kinder“. Die Holzhäuser später bei Bedarf für andere Zwecke nutzen zu können, sei einst schließlich zugesagt worden von der Verwaltung.

Wo können die Häuser künftig zum Einsatz kommen?

An dem Versprechen werde die Verwaltung festhalten, versprach Immobiliendezernent Mendack im Ausschuss. Gegenüber dieser Zeitung präzisierte Sozialdezernent Ulrich Ernst, wie die Stadt vorzugehen gedenkt. Jetzt, da mit der Holzstraße Ende des Jahres eine erste Flüchtlingsunterkunft in Holzhäusern auslaufen werde, prüfe die Verwaltung systematisch, wo die Häuser künftig zum Einsatz kommen könnten.

„Infrage kommen die Bereiche Schule, Kita, Betreuungsgruppen und Sport“, sagt Ernst. „Die Konzepte entstehen jetzt.“ Mit Blick auf alle Standorte, neben der Holzstraße sind es das Flüchtlingsdorf an der Mintarder Straße sowie die Standorte Klöttschen, Blötter Weg und Oberheidstraße, sagt er: „Es gibt zwei Optionen, sie zu nutzen: entweder dort, wo sie stehen – oder wir versetzen sie.“

Ziel: Unterbringung von Geflüchteten in Wohnungen

Ernst rechnet damit, dass die Holzhäuser auch am Ende des Jahres, wenn der Standort Holzstraße aufgegeben sein wird, nur zu gut zwei Drittel und mit fallender Tendenz belegt sein dürften. Von einer Aufgabe weiterer Häuser sei auszugehen, weil die Unterbringung von geflüchteten Menschen in Wohnungen weiter ein Ziel sei. Sozialamtsleiter Thomas Konietzka kündigt an, schon 2019 entscheiden zu wollen, ob weitere Standorte mit Holzhäusern aufzugeben sind.

Die Holzhäuser, die die Stadt an den fünf benannten Stellen hat bauen lassen, haben 26,2 Millionen Euro gekostet.

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Die Pavillonanlage auf dem Schulhof der Grundschule an der Trooststraße soll aus vorgefertigten Elementen errichtet werden, allein der Kauf und Aufbau dieser Teile kostet 215 000 Euro.

35 000 Euro veranschlagt die Stadt zudem für die Gestaltung der Außenanlagen. Vorhandene Spielgeräte sollen auf dem Schulgelände versetzt werden; das gestaltet sich schwierig.