Mülheim. . Im Südwesten der Stadt leben die Menschen mit viel Grün. Die meisten verfügen über deutlich mehr Wohnraum als Bewohner in anderen Stadtteilen.

Der Stadtteil Saarn ist flächenmäßig der größte in Mülheim. Wer dort lebt, verfügt meist über deutlich mehr Wohnraum als die Menschen in anderen Stadtgebieten. Saarn ist beliebt – bei Mülheimern und Auswärtigen. Und wenn bei Saarn von dem Dorf Saarn gesprochen wird, dann ist der Begriff „Dorf“ fast schon so etwas wie ein Marketing-Begriff. Überhaupt ist beim Stadtteil Saarn oft von Dorf die Rede.

Zu Saarn gehören Selbeck, ein Dorf, und Mintard, was mancher als Dorf ansieht, was es aber nicht ist. Dann gibt es noch das Fliedner-Dorf, jenes über die Stadtgrenzen hinaus beachtete integrative Wohnprojekt, und es gibt den Entenfang mit seiner üppigen Chalet-Siedlung am See – auch dörflich.

Saarn hat viele Vorzüge – aber auch ein paar Wünsche

„Die Nähe zur Ruhr, zu den Waldgebieten, das viele Grün, der dörfliche Charakter – all das macht Saarn aus“, sagt der Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Hüßelbeck. Eine weitere Verdichtung mit Häusern kann er sich nicht vorstellen. „Den Auberg sollten und dürfen wir nicht anknabbern.“ Sorgen? Der Parkdruck sei an etlichen Stellen durch die enge Bebauung groß, so Hüßelbeck. Saarn verfügt mit der Düsseldorfer Straße nun mal auch über eine lebendige und attraktive Geschäftsmeile. Ziele? Die Sportstätten im Stadtteil sollen und müssen in den nächsten Jahren auf Vordermann gebracht werden. Und ein Schwimmbad links der Ruhr in Saarn bleibt für den Bezirksbürgermeister „weit oben auf der Wunschliste.“

Viel kleiner wird’s in Selbeck, jenem Ortsteil links und rechts der Kölner Straße. „Sehr überschaubar“ sei Selbeck, sagt Rolf Gentges. Eine Kirche, eine Schule, ein intaktes Vereinsleben, Säle zum Treffen, ein Bürgerball, ein paar Geschäfte, Orte der Identifikation -- all das mache den besonderen Reiz aus, zählt Gentges auf. Er ist Vorsitzender des dortigen Bürgervereins, der mit dazu beiträgt, dass in Selbeck kommunales Leben stattfindet. Selbeck wächst, demnächst am Hantenweg, später auch auf dem Rumbaumgelände, wo an die 40 bis 45 Einfamilienhäuser entstehen könnten. Platz für junge Familien. Der Bürgerverein sieht es auf der einen Seite auch gerne, weil dadurch der Nachwuchs und damit die kleine Grundschule gesichert werde.

Selbeck lebt vom Grüngürtel ringsherum

Doch auch wenn der Ortsteil größer wird: Die Selbecker sprechen vom Dorf und hoffen vor allem, dass der große Grüngürtel im Mülheimer Süden als solcher erhalten bleibt – trotz aller Baumaßnahmen, die noch folgen mögen. Immer wieder im Gespräch ist etwa auch ein Gewerbegebiet am Erzweg.

Sorgen bereitet den Selbeckern der Verkehr. An die 19.000 Fahrzeuge passieren täglich die Kölner Straße. „Wir sind froh, dass auf einem Teilstück Tempo 30 eingeführt worden ist“, erklärt Gentges. Es sei dadurch etwas ruhiger geworden, der Ausstoß der Schadstoffe sei zurückgegangen.

Mintarder tun viel für ihr Gemeinschaftsgefühl

Weit abseits liegt Mintard. Der Netzwerkmananger Peter Loef (61) lebt seit Geburt in dem Ortsteil im Schatten der A 52. „Wir leben hier im Dreiländereck“, sagt er und nennt Breitscheid, Kettwig und Saarn als Nachbarorte. Dennoch findet er, dass die Mintarder abgehängt sind. Isoliert. Nicht einmal einen vernünftigen Nahverkehr gebe es vor Ort. Loef denkt nicht alleine so. Der Bürgerverein „Wir in Mintard“ oder auch die Mintarder Vierjahreszeiten, eine Kulturreihe, versuchen daher auch, so etwas wie Gemeinschaftsgefühl zu schaffen.

Mintard, sagt Loef, sei kein Dorf, dafür fehle all das, was zur Infrastruktur eines Dorfes gehöre. Eher sei Mintard eine Ansammlung von Häusern, ein Schlafort im Grünen zwischen den Aubergen und der Ruhr. Doch die Idylle, die mancher dort sieht, gebe es so auch nicht, meint der Manager. Seit Jahren klagen die Mintarder über zunehmenden Fluglärm – bis in die Nacht. Eine Messstation vor Ort hält den Krach fest. Und auch die große Autobahnbrücke wirft Lärm ins Tal.

Schon ruhiger geht es da am Entenfang zu, wo am Seeufer sich ein Camperdorf mit zum Teil hübschen Häuschen entwickelt hat. Wer dort lebt, will noch naturnäher sein und sucht das alternative Leben in der Großstadt. Aber eben auch das kann Mülheim bieten.

>> SCHÖNES WOHNEN HAT SEINEN PREIS

Die Bodenpreise liegen in Saarn mit am höchsten: Gute Lagen kosten in Mülheim um die 400 Euro/Quadratmeter. In Saarn übersteigen sie auch schon mal die 500 Euro-Grenze.

Schönes Wohnen hat seinen Preis. So kostet der Neubau-Quadratmeter in Saarn rund 3100 Euro, Werte auch über 4000 Euro sind hier möglich. Gleichauf liegen Menden und Raadt.