Mülheim. . Nicht nur Vereine, die Sportanlagen in Mülheim nutzen, klagen über die Kosten. Die Einnahmen können nicht in Sanierungsarbeiten gesteckt werden.

Jeden einzelnen Cent müssen die Sportvereine noch nicht umdrehen, aber einen intensiven Blick auf die Finanzlage werfen. Denn die erhöhte Gebühr für die Nutzung der Sportstätten stellt viele vor eine Herausforderung (wir berichteten). Die Stadt nimmt ab 2019 eine jährliche Gebühr von rund 220.000 Euro statt der bislang 90.000 Euro ein. Die Reaktionen darauf fallen deutlich aus.

Heiß diskutiert wird das Thema in den sozialen Netzwerken. Über unsere Facebook-Seite erreichten die Redaktion einige Stimmen, in der Regel sind die kritisch, teilweise auch hämisch. Es herrscht Einigkeit: Der Schritt, den die Stadt aufgrund ihrer desolaten Haushaltssituation gehen möchte, ist für die Vereine nicht zumutbar. Manche sprechen schlicht von einer „Frechheit“, andere führen ihre Gedanken aus, etwa Marcus Kintzel: „Kurzsichtige Denke! Sportvereine sind gesellschaftlich wertvolle Institutionen, wo neben Sport auch soziale Kompetenz vermittelt wird. Zwei Dinge, die nicht hoch genug bewertet werden können. Dies zu gefährden ist riskant.“

Schamröte dürfte ins Gesicht steigen

Hinter die Kulissen blickt auch Hartwig Pietsch, der den Aufwand der vielen Freiwilligen in den Vereinen anführt und sich damit direkt an den Stadtrat richtet: „Berechnet doch mal die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter in Euro. Dann dürfte Ihnen hoffentlich die Schamröte bezüglich der geforderten Gebührenerhöhung ins Gesicht steigen.“ Das Ehrenamt wird in der Öffentlichkeit geschätzt, auch von Frank Valasek: „Viele unserer heutigen Möglichkeiten verdanken wir den unzähligen Ehrenamtlichen, die täglich zum Wohl anderer im Einsatz sind. Schade, dass unsere bezahlten Politiker nicht das zu würdigen wissen und dem Sport die Luft zum Atmen lassen.“

Kosten tragen die Mitglieder

Die finanzielle Schlinge zieht sich enger um den Hals der Vereine. Diejenigen, die sich durch eine gute Jugendarbeit auszeichnen und Angebote leisten, müssen dafür tief in die Tasche greifen und die Mehrkosten auf ihre Mitglieder übertragen, wenn nicht etwa Fördergelder gewonnen werden können. „Die Zeche zahlen wieder Kinder, deren Eltern die erhöhten Mitgliedsbeiträge nicht werden aufbringen können. Wenn das Geld wenigstens in die Sanierung dieser Sportanlagen fließen würde, fände ich es prinzipiell in Ordnung“, sagt Eva Heintzen.

Die Vereine fordern, dass nun auch die maroden Hallen saniert werden, wenn die Gebühren schon teilweise erheblich in die Höhe schießen. Die Stadt hat dazu einen Plan, saniert im Moment die Halle an der Von-Bock-Straße. Doch die Mittel aus der Sportstättennutzungsgebühr können dafür nicht verwendet werden. „Sie dienen wirklich ausschließlich der Schuldendeckung. Es sind keine investiven Mittel, die wir für Sanierungsarbeiten verwenden können“, erklärt Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservices. Zur zuletzt viel kritisierten Sporthalle Von-der-Tann-Straße, wo seit rund einem Jahr kein warmes Wasser zur Verfügung steht, sagt sie: „Wir sind dran und erwarten, dass es in den ersten zwei Dezemberwochen wieder warmes Wasser gibt. Nicht an allen Duschen, aber an einigen.“

Kein Mehrwert für Sporttreibende

Mehrere Vereine sind in der Halle aktiv, unter anderem auch die DJK Styrum 06. Der Verein muss ab 2019 beispielsweise 6000 Euro statt 3000 Euro pro Jahr für die Hallennutzung zahlen. „Die Konsequenz ist doch: Wir Vereine müssen unseren Beitrag erhöhen und können unseren Mitgliedern dafür keinen Mehrwert bieten. Im Gegenteil. Wir müssen die Aussage weitergeben, dass eine Sanierung der Halle Von-der-Tann-Straße in den nächsten fünf Jahren nicht vorgesehen ist“, ärgert sich Geschäftsführer Stephan von Zitzewitz.

>>>Politik hat Maßnahmen bereits abgeschwächt

Vorgeschlagen hatte die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) die Ausweitung der Sportstättennutzungsgebühr. Dabei wendete die Politik bereits einige der angedachten Maßnahmen für die Konsolidierung des städtischen Haushaltes ab: Einstellung der Subventionen für das Naturbad sowie der Vereinsunterstützung (Betriebskosten und Übungsleiterpauschale), Verringerung des Budgets für den Schwimmbadneubau in Heißen und Verzicht auf eine Kunststofflaufbahn.

Für die Nutzung der Hallen und Plätze entschied sich die Politik für eine etwas abgeschwächte Mehreinnahme, um die Vereine nicht noch mehr zu belasten. Die GPA schlug zunächst zusätzliche 242.000 Euro zu den bereits jährlichen 90.000 Euro vor. Vereine befürchten, dass die noch schärferen Maßnahmen in Zukunft trotzdem kommen, sollte der Rat der Stadt keinen gesicherten Haushalt beschließen und dann ein Sparkommissar eingesetzt werden.