Mülheim. Die Stadt will die Sportstättennutzungsgebühr erheblich erhöhen. Vereine müssen tausende Euro zusätzlich aufbringen. Die Stimmung ist gespalten.

Vereine, die städtische Sportstätten nutzen, werden ab 2019 wohl stärker belastet. Die Sportstättennutzungsgebühr weitet sich dann auch auf den Kinder- und Jugendbereich aus, der bislang kostenfrei war. Im Oktober liebäugelte der Rat bereits mit der Erweiterung der Gebühren für Hallen, Sportplätze und Sportfreianlagen. Der Finanzausschuss stimmte dem Vorhaben am Montag ohne Debatte zu. Einen endgültigen Beschluss dazu fällt am 6. Dezember der Rat. Die Stimmung unter den Vereinen ist gemischt.

Die Stadt erhofft sich eine Mehreinnahme von rund 112.000 Euro jährlich auf rund 202 000 Euro. Bislang werden pro Jahr 90.000 Euro eingenommen, denn seit 2011 ist die Benutzung der Sportanlagen teilweise gebührenpflichtig. Trainingsstunden, die im Erwachsenenbereich nach 20 Uhr stattfinden, müssen bezahlt werden. Ebenso Veranstaltungen in Hallen, diese auch schon vor 20 Uhr. Die Grenze wird ab Januar aufgehoben, was für einige Vereine fatale Folgen hat.

Die Vereine müssen ab 2019 auch für Kinder- und Jugendmannschaften zahlen.
Die Vereine müssen ab 2019 auch für Kinder- und Jugendmannschaften zahlen. © Alexandra Roth

„Es gibt Vereine, die nun sehr hohe Kosten erwarten. Andere sehen ein, dass sie zahlen sollen, da in den vergangenen Jahren keine Gebühren angefallen sind“, gibt Nicole Nussbicker, Geschäftsführerin des Mülheimer Sportbundes (MSB), das gespaltene Stimmungsbild der Vereinslandschaft wieder. Sie verweist auch auf die Zustände der Sporthallen, die nicht überall einwandfrei sind. „Gerade das macht es schwierig“, sagt Nussbicker. Etwa für die Vereine, die in der Sporthalle Von-der-Tann-Straße seit fast einem Jahr keine warmen Duschen nutzen können.

Vereine erhöhen Mitgliedsbeiträge

In dem Zusammenhang kritisierte unter anderem die DJK TuRa 05 Dümpten die Erhöhung der Sportstättennutzungsgebühr. Auch auf der Platzanlage am Schilderberg funktionierte zuletzt zwei Monate lang die Warmwasserzufuhr nicht, wie Ingo Flieg erzählt. Er ist der Vorsitzende des Dümptener TV und ärgert sich über die Erhöhung. Sein Verein muss ab kommendem Jahr 9500 Euro mehr bezahlen, insgesamt 13.500 Euro pro Jahr. „Ich bin sauer. Die Politiker haben zugestimmt, ohne dabei die Auswirkungen zu bedenken. Wir müssen das nun entweder stemmen oder aber Gruppen schließen“, erzählt Flieg.

Besonders hart treffe den TV dies im Jugendfußball, wo er elf Teams ins Rennen schickt, die eben zwischen 16 und 20 Uhr trainieren. Der Verein wird, wie viele andere auch, die Mitgliedsbeiträge zähneknirschend erhöhen, um die Mehrbelastung irgendwie abzudecken. Durch einen CDU-Vorstoß wurde die Erhöhung bereits um ein Jahr nach hinten verschoben, um den Vereinen Vorlaufzeit zu geben. Die Sorge besteht dennoch, dass Mitglieder abspringen und sich etwa in Fitness-Studios anmelden. „Oft wird ein Kostenvergleich gezogen, auch wenn in den Studios der soziale Gedanke teilweise fehlt“, merkt Nicole Nussbicker an.

Nicht alle Vereine sind negativ eingestellt

Es gibt allerdings auch Vereine, die dem Ganzen nicht so negativ gegenüber eingestellt sind. Dazu gehört der VfB Grün-Weiß Mülheim, der aufgrund seiner starken Nachwuchsarbeit im Badminton nach dem Jahreswechsel bis zu 9000 Euro mehr aufbringen muss. Neben der Erhöhung der Mitgliedsbeiträge besteht die Möglichkeit, die Mehrkosten über Zusatzbeiträge für den Spielbetrieb abzudecken.

„Wenn man als Verein eine Halle nutzt, kann man dafür auch zahlen. Die Kosten stehen immer noch in keinem Verhältnis zu großen Hallen, die man mieten kann.Das Geld muss außerdem irgendwo herkommen“, sagt Daniel Küchler, der zweite Vorsitzende. Die Vereine könnten dann hinsichtlich Sanierungsarbeiten mehr fordern.

>>> Vereine zahlen zwischen 120 und 12.300 Euro

Die Kosten durch die Anhebung der Sportstättennutzungsgebühr fallen für die Vereine unterschiedlich aus. Berechnet werden alle einzelnen Trainingsstunden, abgestuft nach Größe der Sportanlagen. Am stärksten wird die TSV Viktoria ab Januar zur Kasse gebeten. Mülheims größter Verein muss jährlich 12.300 Euro für die Nutzung der Sportstätten zahlen. Am geringsten wird Bushido Mülheim belastet, mit 120 Euro.