Stadtmitte. . Check it, die Unterrichtsreihe zur Suchtprävention für alle Schulformen, ist ein Erfolg. 10.000 Schüler durften das Programm bislang erleben.
„Ein Rausch ist zu ertragen, die Trunksucht aber nicht“ – das wusste schon Martin Luther. Und was damals vor so vielen hundert Jahren galt, gilt heute einmal mehr. Erst recht, wenn man sich das anschaut, was Norbert Kathagen vor Jahrzehnten ins Leben rief. Eine Idee, ein Konzept, ein Erfolgsmodell – 10.000 Mülheimer Schüler wurden bislang erreicht. Ein Grund zu feiern: „Check it!“, die Unterrichtsreihe zur Suchtprävention für alle Schulformen, angesiedelt unter dem Dach der Ginko-Stiftung, wird 20 Jahre alt.
Suchtprävention – „um der Gesundheit willen“, wie Norbert Kathagen betont – Aufklärung, als fundamentaler Bestandteil der Check it-Arbeit, um all das geht es und noch viel mehr. Zum Thema Alkohol, „da haben wir schon viel erreicht“, weiß Kathagen zu berichten. Doch der Bedarf zu unterstützen, zu helfen, zu informieren, er bleibt.
Denn darauf kommt es an, bei der Arbeit in den Schulen mit den Kindern und Jugendlichen: „Uns ist wichtig, junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung aktiv zu fördern, aber auch, dass sie aktiv dabei unterstützt werden, Konflikte zu lösen und eine gewisse Reflexionsfähigkeit zu entwickeln“, sagt Kathagen. So werden sie stark, so lernen sie auch einen verantwortungsvollen Umgang mit Suchtmitteln.
Es wurde Zeit für ein zentrales Modell
In der Zeit vor Check it, da gab es viele Stellen, „Stückwerk“, wie Kathagen es nennt, die sich um die Suchtvorbeugung, um Aufklärung gekümmert und bemüht haben. Irgendwo, irgendwie, irgendwann – es wurde Zeit für ein zentrales Modell. „Wir wollten die Zusammenarbeit in Mülheim verbessern“, so Kathagen. „Wie schaffen wir es uns zu organisieren, dass die Effekte für Mülheim besser sind?“
Wichtig ist bei all dem: Die Zusammenarbeit mit den Kindern und Jugendlichen, ihrem Alter entsprechend. Die Schüler beschäftigen sich schließlich auf lange Sicht mit dem komplexen Thema Sucht, sprechen mit Betroffenen, erleben ganz viel Praxis, reflektieren, erfahren, erleben. Entstanden ist so im Laufe der Jahre auch eine Art Netzwerk, bei dem die Beteiligten und Mitwirkenden das machen, was sie am besten können.
Ein Jahr im Voraus ausgebucht
Kooperationspartner sind die Polizei, die Fliedner-Stiftung, des Camillushaus, der Kreuzbund und die Guttempler. Die Unterrichtsreihe ist angelegt auf ein halbes Jahr, viele kleine Elemente machen daraus ein großes erfolgreiches Ganzes. Ein Jahr im Voraus ausgebucht, so sieht die Terminlage derzeit aus.
Einer von denen, die sich engagieren, ehrenamtlich, ist Bernd Pörtener – abstinent, seit 1990 ohne Alkohol. Zum Glück, für ihn, seine Familie, sein Umfeld. Zwei Krebserkrankungen hat er überlebt, exzessives Trinken auch. Bernd Pörtener ist der „Erlebnisfachmann“, er weiß wovon er redet, wenn er den Schülern an manchen Tagen gegenüber sitzt.
Er ist es auch, der Eindruck macht, dessen Geschichte Eindruck macht. „Alles, was schwindelig machte, habe ich getrunken“, erinnert sich Pörtener. Morgens, mittags, abends. Und dabei hat er keinen einzigen Tag auf der Arbeit gefehlt. Das erzählt er bei seinen Schulbesuchen, die Schüler hören gespannt zu. Pörtener handelt ganz klar nach der Maxime „Ich habe Hilfe bekommen, ich will Hilfe weitergeben“.
Aktuelle Herausforderungen
Bei all dem, was Check it ausmacht, geht es aber nicht nur um den Alkohol, Tabak, die Medikamente und Cannabis, es geht auch um „aktuelle Herausforderungen“, wie die Check-it-Verantwortlichen es nennen: Onlinegaming, Handykonsum oder Glücksspiel. „Da ist es wichtig, dass die Jugendlichen Medienkompetenz entwickeln.
Aller Check it-Arbeit Ziel formuliert Norbert Kathagen in einer Frage für die Jugendlichen: „Wie kann ich es schaffen, dass ich gesund bleibe?“. In diesen Tagen, in diesen Zeiten und für die nächsten 20 Jahre, mindestens.
>> DIGITALE ANGEBOTE FÜR DIE SUCHTPRÄVENTION
Die Suchtprävention entwickelt sich weiter und muss auch auf gesellschaftliche Veränderungen eingehen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Digitalisierung – denn sie bringt auch viel diskutierte Suchtmittel wie das Smartphone oder das Internet hervor.
Daraus ergeben sich aber auch Möglichkeiten für die Prävention. Bei Check it! gibt es demnach auch viele digitale Angebote, wie beispielsweise selbst entwickelte Apps fürs Smartphone, eine digitale Schnitzeljagd oder auch eine Facebook-Seite.