Mülheim. . Achtklässler der Schule am Hexbachtal testen mit Brillen, welche Auswirkungen Alkohol hat und finden Wege, Spaß zu haben, ohne zu trinken.
Spaß ohne Alkohol? Mit dieser Frage beschäftigten sich jetzt die Achtklässler der Schule am Hexbachtal. In einem Parcours des Suchtpräventionsprogramms „Feiern statt Reihern“, das der Arbeitskreis Suchtvorbeugung einmal im Jahr anbietet, stellten sie sich verschiedenen Aufgaben zum Thema Alkoholkonsum.
Dienstagmorgen, gegen 9 Uhr. „Wer hat denn schon einmal . . .?“, fragt Norbert Kathagen von der Ginko Stiftung. Zögernd heben einige der Schüler die Hände. Und aus welchem Anlass? „Auf Hochzeiten und so“, antwortet Celina*, etwas ausweichend. Keine Überraschung für Kathagen und sein Team. „Oft findet der Erstkonsum von Alkohol im Kreise der Familie statt, zum Beispiel an Silvester.“ Auch die zurückhaltende Antwort verwundert nicht: Vielen Jugendlichen ist die Frage unangenehm.
Gefangen in diesem Zustand will niemand sein
Die, die noch keine Erfahrungen mit Alkohol haben, dürfen in dem Parcours ein Stück weit ausprobieren, wie sich ein Alkoholrausch auf die Feinmotorik auswirkt. „Wie ein Taucher“, lautet der Kommentar zu der übergroßen Brille, die ihren Träger die Welt durch die Augen eines Betrunkenen sehen lässt. Es dürfte selbst unter Wasser einfacher sein, Bälle zu erhaschen, ein Zahlenschloss zu öffnen oder 43 Cent aus einem Portemonnaie zu klauben. „Das geht ja mal gar nicht!“, rufen die Schüler, als sie die Brillen abgeben.
Lustig im Spiel, Ernst in der Wirklichkeit. Als sie daran denken, vielleicht länger und gefangen in diesem Zustand zu sein, werden die 14- bis 16-Jährigen still. Sehr still. Nach Hause gehen oder Treppen steigen – eine Unmöglichkeit, wenn sich alles „dreht“, alles „doppelt zu sehen ist“ oder „groß und klein wird“, wie die Schüler den Blick durch die Brille beschreiben.
Auch ohne Alkohol kann man Spaß haben
Wie können sie also ohne Alkohol feiern? Besonders Musik spielt für die Schüler eine wichtige Rolle, um in Stimmung zu kommen – das ergibt die Auswertung von Alternativen an dem Vormittag. Dazu Spiele, gemeinsames Kochen, ein Filmabend gemeinsam mit Freunden – das könne Spaß bringen, ohne Besäufnis und Kater. „Zocken!“ Auch das kommt den Jugendlichen in den Sinn, und die Shisha – „natürlich ohne Tabak“. Es gebe doch genug Mischgetränke ohne Alkohol, wirft eine Schülerin ein. Schnell finden sich Alternativen.
Norbert Kathagen ist zufrieden: „Die Jugendlichen müssen erst lernen, auch selbst aktiv nach Alternativen zu suchen. Das ist für uns der direkt merkbare Erfolg, wenn die Teilnehmer nachdenklich werden und sich mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzen.“ Schulsozialpädagogin Alexandra Schraven ist vom aktuellen Parcours angetan: „Es ist wichtig, dass die Schüler nicht nur reden, sondern auch viel plastisch arbeiten können. Das Interesse ist so unglaublich hoch und die Zusammenarbeit in den Gruppen funktioniert prima.“
Spaß ohne Alkohol? Scheint ja doch funktionieren zu können.
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