Mülheim. . Insgesamt 245 junge Leute suchten im vergangenen Jahr Rat bei Ginko, zwei Drittel waren männlich. Cannabiskonsum bleibt das wichtigste Thema.
- Das Ginko-Team entwickelt gerade einen multimedial bestückten „Cannabis-Koffer“, der bei Schulprojekten verwendet werden soll
- Mit der Unterrichtsreihe zur Suchtprävention,„Check it!“, wurden 2016etwa 600 Jugendliche in Mülheim erreicht
- Auch Suchtvorbeugung im Alter wird zu einem immer wichtigeren Schwerpunkt
Seit 1979 besteht in Mülheim die Ginko Stiftung für Prävention, die einerseits auf bewährte Angebote setzt, deren Arbeit sich andererseits fortlaufend verändert. Dies spiegelt der Jahresbericht 2016 wider, der nun veröffentlicht wurde. Inzwischen setzen Ginko-Projekte bereits in den Kindertagesstätten an, erfassen aber zunehmend auch Senioren. Und dass Online-Spiele einmal ein so wichtiges Thema würden, konnte Ende der siebziger Jahre niemand ahnen.
Mit zur Zeit 15 hauptamtlichen Mitarbeitern nimmt Ginko drei verschiedene Funktionen wahr: als Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung für NRW, Fachstelle für Suchtprävention in Mülheim und als örtliche Jugendberatungsstelle für 14- bis 26-Jährige, die in akuten Problemsituationen hilft, nicht erst bei bestehender Abhängigkeit.
Team entwickelt einen „Cannabis-Koffer“
Im Vorjahr sind 245 junge Leute in die Beratung gekommen, doppelt so viele männliche wie weibliche Jugendliche, 59 Prozent erschienen ohne Begleitung. Bei den Themen drehte es sich häufig um Cannabiskonsum, dies beobachtet das Ginko-Team schon länger und ist gerade dabei, einen multimedial bestückten „Cannabis-Koffer“ serienreif zu entwickeln, mit dem das Thema „im Schulbereich kritisch betrachtet werden kann“, so Berater Norbert Kathagen.
Seine Kollegin Britta Nienhaus-Schlüter stellt mit Blick auf die persönlichen Beratungsgespräche fest: „Deutlich zugenommen haben Fragen zur exzessiven Mediennutzung. Oft geht es um Schulnoten oder entsprechende Hinweise von Lehrern.“ Pro Monat gibt es im Schnitt mehr als zwei Neuanmeldungen vor allem von Eltern, die sich fragen, ob ihr Kind onlinesüchtig ist.
22 Schulklassen nahmen an Suchtprävention teil
Erneut komplett ausgebucht war 2016 die von Ginko durchgeführte Unterrichtsreihe zur Suchtprävention, „Check it!“ Insgesamt nahmen 22 Klassen aller Schulformen daran teil, so dass etwa 600 Jugendliche in Mülheim erreicht wurden.
Auf der anderen Seite entwickelt sich die Suchtvorbeugung im Alter zu einem immer wichtigeren Schwerpunkt. Denn, so erläutert Dr. Hans-Jürgen Hallmann, Leiter der Ginko-Fachstelle: „Auch Senioren erleben krisenhafte Entwicklungen, etwa den Übergang vom Beruf in den Ruhestand oder den Verlust des Partners.“ Im Vorjahr war Ginko erstmals auf der Mülheimer Seniorenmesse vertreten. Am Stand, so berichten die Mitarbeiter, hätten sich zahlreiche Gespräche mit älteren Menschen zum „Tabuthema Sucht“ entwickelt.
Als Erfolg verbucht das Ginko-Team auch seine Initiative, erstmals eine alkohol- und rauchfreie Zone am Mülheimer Rosenmontagszug einzurichten. „Sie wurde sehr gut angenommen“, so die Bilanz.