Mülheim. . Wenn Angler sich mit der Rute ans Wasser setzen, staunen sie manchmal nicht schlecht, was sie aus dem Wasser ziehen – längst nicht nur Fische.
Wenn Michael Raspel und seine Kollegen von den Angelfreunden Mülheim an der Ruhr sitzen, gelingt ihnen manchmal alles andere als der große Fang. Denn neben den begehrten Fischen ziehen sie mit der Rute teilweise viel Unrat aus dem Wasser. Worüber sie sich ärgern. Was dabei zum Vorschein kommt, bringt sie zum Staunen.
Jedes Jahr beteiligen sich die Angler ohnehin an der Aktion „Saubere Ruhr“, um den Fluss von Müll zu befreien – so gut es geht. Denn unter Wasser ist vieles verborgen, teilweise schon lange Zeit. Der Standard sind bei der Aktion und auch beim regelmäßigen Angeln Plastik oder kleineres Blech. Die Angler vom Fischwaid Duisburg-Mülheim stoßen, wenn sie mal an der Ruhr unterwegs sind auf Schuhe oder auch Badelatschen und Taucherbrillen, wie Kassierer Daniel Laufs berichtet. All diese Gegenstände können noch mit einer Angelrute aus dem Wasser gefischt werden. „Es ist unglaublich, was wir herausziehen. Dabei war auch mal eine Hose samt Gürtel“, so Laufs.
Funde aus Kriegszeiten
Es geht aber auch deutlich größer, die Route reicht dann nicht mehr zum Bergen aus: Einkaufswagen, Tretroller oder sogar alte Zündkörper aus Kriegszeiten. Zuletzt machte am Entenfang ein Fund einer noch scharfen Granate Schlagzeilen. Ebenso haben die Angelfreunde in der Ruhr schon eine Bombe entdeckt: Eine Panzerfaust. Und ein Revolver hing mal am Haken. „Wir haben den Fund der Polizei gemeldet. Sie kam und kam nicht, also wollten wir die Waffe selbst abgeben. Wir haben dann zwei ältere Polizisten auf Streife getroffen und ihnen die Pistole übergeben. Das fanden sie auf offener Straße nicht so toll“, erinnert sich Raspel. Wenn Angler einen verunreinigten Platz vorfinden, säubern sie diesen. Das besagt eine Faustregel in der Szene.
Erfolgsquote beim Angeln steigt durch saubere Umwelt
Denn: „Niemand möchte an schmutzige Plätze zum Angeln kommen“, erklärt Raspel. Außerdem gilt der Angler als Verursacher, wenn er an einem verschmutzten Platz tätig wird. „Ihm droht sogar der Entzug seiner Lizenz“, erklärt Raspel, der nebenbei auch zur Fischereiaufsicht gehört. Laufs fügt als Angler hinzu: „Allein aus unserem Umweltbewusstsein heraus räumen wir den Unrat weg oder ziehen ihn aus dem Wasser.“
Dadurch sei die Erfolgsquote beim Angeln auch höher. Fische sind zwar aus Natur sehr neugierig und untersuchen Gegenstände in ihrer Umgebung, beim Müll aber drehen auch sie ab. „Der Geruch wirkt abstoßend auf sie“, weiß Laufs. Fische seien sehr geruchsorientiert. Besonders negativ wirken beispielsweise Gummi oder Öl auf die Fische. Beides gab’s bereits im Wasser, sogar ganze Autoreifen.
In einer sauberen Umgebung ist es auch für die Angler oder deren Abnehmer sicherer: „Man weiß nie, wie sich der Müll auf die Fische auswirkt und wir essen sie später“, gibt Laufs zu bedenken. Der Mensch könne daher seine eigene Gesundheit schützen, wenn er seien Müll nicht im Wasser entsorgt. Und den Anglern so viel Arbeit abnehmen.
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Die Interessengemeinschaft (IG) der Fischervereine Untere Ruhr e.V. ist ein Zusammenschluss von 20 eingetragenen Angelvereinen und rund 3500 Einzelanglern aus Mülheim und Umgebung. Die IG ist als gemeinnütziger Verein beim Registergericht in Duisburg eingetragen.
Sinn der Gemeinschaft ist die Förderung der Angelfischerei, das Erreichen gemeinsamer Ziele, der Erhalt der in der Ruhr heimischen Fischarten sowie der respektvolle Umgang mit der Natur und der waidgerechte Umgang mit der Kreatur Fisch an der unteren Ruhr.