Mülheim. . Mülheimer Ärzte raten zur Immunisierung, denn der Schutz gegen Ansteckung braucht Zeit, um sich aufzubauen. Viele Grippekranke gab’s im Frühjahr.
Die nächste Grippesaison scheint angesichts der sommerlichen Temperaturen noch weit weg – dennoch raten die Ärzte jetzt zur Impfung. Die letzte Grippewelle 2017/2018 war in Mülheim die schwerste seit zehn Jahren, so das Gesundheitsamt. Die Zahl der gemeldeten Fälle hatte sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verfünffacht.
Der neue Impfstoff ist seit September in Mülheim verfügbar. „Die Nachfrage ist aber schwächer als im letzten Jahr, trotz der Grippewelle im Frühjahr“, berichtet Hausarzt Dr. Peter Ramme, Vorsitzender des Mülheimer Ärztenetzwerks DocNet, aus seiner Praxis.
Empfohlen für Personen über 60 Jahre
Empfohlen wird die Impfung für Personen über 60 Jahre, für chronisch Kranke, Schwangere, Tumorpatienten und alle anderen Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, zählt Dr. Georg Ohde, der Leiter des Gesundheitsamtes, auf. Auch Personen, die beruflich mit vielen Menschen zu tun haben, etwa Busfahrer oder auch medizinisches Personal, sollten sich impfen lassen. „Und zwar am besten, noch bevor die nächste Grippesaison losgeht“, betont Dr. Ohde. Der Impfschutz brauche nämlich gut 14 Tage, um sich aufzubauen, den optimalen Schutz habe man erst vier bis sechs Wochen nach der Impfung.
Grippewelle begann in Mülheim erst im Januar
Die letzte Grippewelle begann in Mülheim erst im Januar 2018, nahm dann aber richtig Fahrt auf: 304 Grippekranke wurden dem Gesundheitsamt im Winter 2017/ 2018 gemeldet, so Dr. Ohde. In der Vorjahressaison – von November 2016 bis März 2017 – waren es 55 Fälle, im Jahr davor nur 29.
Die absolute Zahl der Erkrankten dürfte jedoch weitaus höher gewesen sein: Denn gemeldet werden dem Gesundheitsamt nur jene Patienten, bei denen eine Laboruntersuchung die Influenzaviren auch nachgewiesen hat. Ein Labortest werde aber nicht bei jedem Patienten gemacht, so der leitende Amtsarzt, weil dieser therapeutisch keine Konsequenzen habe.
Bei Grippe zwei, drei Wochen außer Gefecht gesetzt
Die echte Grippe, die Influenza, ist mit einem grippalen Infekt nicht zu verwechseln. „Bei einer Grippe ist man zwei, drei Wochen außer Gefecht gesetzt“, so Ramme. Wenn dabei auch die Lunge in Mitleidenschaft gezogen werde, könne die Erkrankung bis zu sechs Wochen lang dauern. Die Grippe beginnt meist plötzlich, mit Kopf- und Gliederschmerzen, und hohem Fieber.
Die AOK, die mit insgesamt 41.092 Mitgliedern in Mülheim die meisten Bürger krankenversichert, spricht von einer Impfrate in Mülheim von 37 Prozent. Das sei zwar besser als im Rheinland, wo die Quote bei 32% liege, doch auch in Mülheim „gibt es noch Luft nach oben“ sagt AOK-Sprecher Helmut Kiedrowicz.
Acht Prozent mehr Krankschreibungen
Dabei sei die vorbeugende Wirksamkeit der Grippeschutzimpfung unstrittig: „Es ist wichtig, dass der Anteil der geimpften Personen zunimmt, um einen möglichst optimalen Schutz gegen Grippeviren zu bieten“, sagt Rainer Voss, AOK-Regionaldirektor für Mülheim.
Anhand der Krankschreibungen im ersten Halbjahr 2018 hat die AOK die Auswirkungen der Grippewelle deutlich gespürt: 3475 bei der AOK versicherte Arbeitnehmer aus Mülheim ließen sich insgesamt wegen Erkrankungen der Atemwege krank schreiben, acht Prozent mehr als im Vorjahr, unter dieser Zahl verbergen sich auch die Fälle mit echter Grippe. In der Nachbarstadt Essen seien es sogar zehn Prozent mehr Krankschreibungen gewesen, so AOK-Sprecher Helmut Kiedrowicz.
Nicht impfen lassen, wenn man sich krank fühlt
„Je mehr Personen wir impfen, umso sicherer ist die Gesamtbevölkerung“, betont auch Hausarzt Dr. Peter Ramme, der mit dem Vorurteil aufräumt, dass die Grippeimpfung krank mache. Es könne natürlich vorkommen, dass ein Patient bereits einen beginnenden Infekt habe, von dem man noch gar nichts merkt. „Dann ist das natürlich eine doppelte Belastung für das Immunsystem“, so Dr. Ramme, und mancher Patient folgere aus dem Infekt, dass die Impfung ihn nun krank gemacht habe. Deshalb sollte man sich auch nicht impfen lassen, wenn man schon erkältet ist oder sich krank fühlt.
>>> VIERFACH IMPFSTOFF GEGEN DIE INFEKTION
Der aktuelle Grippe-Impfstoff ist ein Vierfach-Impfstoff, der Wirkstoffe gegen je zwei verschiedene Stämme der Influenza-Typen A und B enthält.
Der Impfstoff enthält Wirkstoffe gegen die wahrscheinlich am häufigsten auftretenden Grippeviren, um eine möglichst b reiten Schutz zu erreichen.
Im Januar wurden 20 Grippe-Fälle gemeldet, im März waren es schon über 200. Aktuell gibt es in Mülheim keinen beim Gesundheitsamt gemeldeten Fall.