Mülheim. . Eine Schule meldet: 17 Kollegen fehlen, im Schnitt sind pro Klasse drei bis fünf Schüler abwesend. Erhöhte Krankenstände auch im Rathaus.

Die Grippewelle im Land ist auch in der Ruhrstadt zu spüren: „Gefühlt hat hier jeder fünf Telefone am Ohr“, beobachtet Stadtsprecher Volker Wiebels beim täglichen Gang durchs Rathaus. Heißt: Wegen Krankheitsausfällen werden Apparate und E-Mails auf die noch gesunden Kollegen umgelegt.

1Einschränkungen etwa beim Bürgerservice soll es deswegen jedoch nicht geben, versichert der Stadtsprecher: „Wenn solche Engpässe eintreten, informieren wir die Öffentlichkeit rechtzeitig darüber.“ Genaue Zahlen über den Krankheitsstand gibt es aktuell allerdings nicht. Sie werden, so Wiebels, immer zum Monatsende festgehalten.

Tagtäglich mit mehreren tausend Kunden in Kontakt

2Keinen „signifikanten Anstieg an Krankmeldungen“ und auch keine so begründeten Ausfälle im Öffentlichen Nahverkehr vermeldet die Pressestelle der Ruhrbahn. Das überrascht, da vor allem Busfahrer tagtäglich mit mehreren tausend Kunden in Kontakt kommen. „Wir haben bisher Glück gehabt“, begründet das Ruhrbahn-Sprecher Jens Kloth.

Betriebsrat Ahmed Avsar hingegen kennt einige Fälle von Grippe bei den Fahrern, wenngleich er keine Zahlen nennt: „Sie schlägt auch bei unserer Belegschaft ein. Im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben können wir aber nicht einfach einen Gang zurückschalten, denn wir haben eine Daseinsvorsorgepflicht.“ Avsar sieht eine Mehrbelastung der gesunden Fahrer und hält ebenso Ausfälle in der Versorgung für möglich.

Betroffen aber sind alle Altersklassen

3Indes sind die Wartezimmer in den Praxen teils voller als sonst, wie Hausarzt Uwe Brock feststellt: „Es sind in der Regel grippale Infekte statt der echten Influenza-Grippe. Betroffen aber sind alle Altersklassen.“ Den Infekt unterscheidet Dr. Ingmar Gröning, Chefarzt der Zentralambulanz am Evangelischen Krankenhaus, an den Symptomen und Folgen: Der einfache Schnupfen mit Gliederschmerzen daure etwa eine Woche. Etwas Hühnersuppe, ausruhen – erledigt. Nur nicht verschleppen, warnt Gröning, sonst kann sie eine Herzmuskelerkrankung hervorrufen.

„Die Influenza ist ein ganz anderes Kaliber: Man hat Fieber, kann mehrere Tage nichts machen.“ Für ältere und immungeschwächte Menschen kann sie deshalb gefährlich werden. Viel trinken, fett und salzig essen, rät der Arzt des Evangelischen Krankenhauses. „Wer sich nicht über Verwandte, Freunde versorgen kann, sollte das Krankenhaus nutzen.“ Bei den Pflegekräften im EKM bewegen sich die Krankenstände im normalen Bereich, teilt eine Sprecherin mit. Sie sind leicht erhöht, das sei in den Monaten Januar und Februar nicht ungewöhnlich. Auch in den vergangenen Jahren gab es in diesen Monaten leicht erhöhte Krankenstände. Die Versorgung der Patienten stelle man wie gewohnt sicher.

Viele liegen plötzlich wieder flach

4An manchen Mülheimer Schulen spürt man den grippalen Infekt deutlich: „17 Kollegen fehlen, im Schnitt sind pro Klasse drei bis fünf Schüler abwesend“, stellt Ingrid Lürig., Leiterin der Willy-Brandt-Gesamtschule, mehr Krankmeldungen fest als noch im vergangenen Jahr.

Ähnlich ist es an der Realschule Broich: Viele Lehrer, Schüler, Mitarbeiter im Sekretariat seien erkrankt. Die Grippewelle ist offenbar tückisch: „Manche Kollegen kommen wieder, weil sie meinen, sie seien gesund – und liegen dann plötzlich wieder flach.“

Grippeschutzimpfung durch betriebsärztlichen Dienst

5Einen leicht erhöhten Krankenstand melden Betriebsärzte und Personalabteilung von Siemens. „Die Grippewelle ist nicht an Siemens vorbeigegangen“, sagt Unternehmenssprecher Georg Lohmann, schränkt aber ein: „Die Auswirkungen sind aber nicht so gravierend.“ Seit Jahren schon biete das Unternehmen Grippeschutzimpfungen durch den betriebsärztlichen Dienst an. „Das wird gut genutzt“, berichtet Lohmann. Zudem liefen auf den Informationsmonitoren des Standort-TV bei Siemens, die sich an verschiedenen Stellen im Werk und auf den Fluren der Büros befänden, regelmäßig auch Tipps dazu, wie man sich davor schützen könne, krank zu werden, etwa dadurch, sich häufiger die Hände zu waschen.

„Auf diese vorbeugenden Maßnahmen – Grippeschutzimpfung zum einen, Informationen auf den Monitoren zum anderen – führen wir zurück, dass wir nicht mehr Krankheitsfälle haben“, sagt der Unternehmenssprecher.