Mülheim. . Für die Innenstadt-Modernisierung muss Mülheim laut Wirtschaftsförderer eigene Kräfte mobilisieren. Bei Ruhrbania geht der OB auf Konfliktkurs.
Nach dem Mülheimer Auftritt bei der Immobilienmesse Expo Real stellt Mülheims Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier ernüchtert fest, dass für Mülheims Innenstadt keine Investoren Schlange stehen, die bereit sind, in den vielfach von der Moderne entkoppelten Bestand zu investieren.
„Wer sich die Projekte aussuchen kann, meidet zurzeit die oft komplizierten und nicht renditestarken Investitionen in Modernisierung und Revitalisierung in Bestandsgebäude“, so Schnitzmeier. Investoren und Projektentwickler drängen zwar schon länger nicht mehr nur in die namhaften Großstädte, doch konzentrieren sich laut Schnitzmeier fast alle auf renditestarke Neubauprojekte, „am liebsten auf unbebauten Grundstücken“.
Anregungen aus anderen Städten geholt
Der Wirtschaftsförderer schließt daraus, dass der Innenstadt-Umbau vorerst wohl mit den bestehenden Eigentümern sowie Investoren aus dem näheren Umfeld forciert werden muss. Die Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft, an der sich eben lokale Investoren beteiligen, war so auch Thema bei der Expo Real. Wirtschaftsdezernent Peter Vermeulen berichtete von einigen Gesprächen hierzu, man habe die Messe genutzt, um sich Anregungen aus anderen Städten zu holen und mit Büros ins Gespräch zu kommen, die erfahren seien in der Begleitung von Stadtenwicklungsgesellschaften. Vermeulen kündigt an, der Politik alsbald Vorschläge zu einem Mülheimer Modell zu machen.
Nicht mit in München war Oberbürgermeister Ulrich Scholten. Angesprochen auf die seit Jahren stockende Weiterentwicklung von Ruhrbania kündigte er dieser Tage im Gespräch mit dieser Zeitung an, sich jetzt „an die Spitze der Bewegung setzen“ und die Federführung übernehmen zu wollen. Das habe „vielleicht auch damit zu tun, dass ich es dem einen oder anderen nicht mehr zutraue“, so Scholten mit einer scharfen Spitze mindestens wohl gegen Kämmerer Frank Mendack, der über seine Zuständigkeit für die Beteiligungsholding auch für die Ruhrbania-Gesellschaft Verantwortung trägt.
OB will Moderatorenrolle verlassen
Mendack hält wie Vorgänger Uwe Bonan seine Hand über einen Teil der weiter nicht entwickelten Baufelder 3 und 4 zwischen Radweg- und Konrad-Adenauer-Brücke. Sein Veto gilt dem Abriss von altem Arbeitsamt und Gesundheitshaus, weil die städtischen Immobilien noch mit Millionenwert in der Bilanz stehen. Darüber hinaus wäre die Stadt gezwungen, sich bei einem Abriss kostspielig am Markt einzumieten.
„Wir müssen endlich mal Entscheidungen treffen“, sagte nun OB Scholten, er werde seine „Moderatorenrolle jetzt verlassen“. Wegen der Haushaltsfragen sei vielleicht mal mit der Bezirksregierung über Auswege aus der verfahrenen Situation zu verhandeln. „Wir wissen alles, wir müssen nur machen“, beklagte Scholten, dass in der Stadt bei Projekten stets zu viel darüber nachgedacht werde, warum etwas nicht gehe. Im Falle von Ruhrbania sei es an der Zeit, „die kontroverse Diskussion harscher zu führen, in die Offensive zu gehen“.
Dezernent Vermeulen berichtete aus München, dass er dort insbesondere bei jenen Investoren mit Ruhrbania auf Interesse gestoßen sei, die in Richtung serviceorientiertes Wohnen für Jung und Alt denken. Dabei seien Projekte besonders interessant, die auch mittels der Architektur „Wohnformen schaffen, die auch der Einsamkeit vorbeugen“.
Plan für Zukunftsdezernat überrascht Dezernenten
Dezernent Peter Vermeulen ist neben Planung, Bauen und Umwelt in der Stadtverwaltung auch zuständig für Wirtschaft. Viele Aufgaben sind allerdings an die Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Mülheim & Business“ übertragen.
Vermeulen zeigte sich nach seiner Rückkehr von der Expo Real irritiert über die Initiative des Unternehmerverbandes, der ein „Zukunftsdezernat Wirtschaft“ in der Verwaltung fordert, bei dem Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing/Tourismus, Stadtentwicklung und Bauaufsicht, aber auch Sozialagentur und Jobservice-Gesellschaft gebündelt werden.
„Ich bin von dieser Initiative als Wirtschaftsdezernent ziemlich überrascht“, sagte Vermeulen, dass der Verband mit ihm nicht einmal das Gespräch gesucht habe. Vom Vorschlag selbst sei wenig zu halten. Heute schon widme sich sein Dezernat etlichen Zukunftsthemen. Klar sei aber, dass man neue Dezernatszuschnitte diskutieren müsse, weil Dezernent Ernst Ende Februar ausscheidet.