Mülheim. . MWB-Chef Esser plädiert für eine Stadtentwicklungsgesellschaft, in der sich Investoren sammeln. Ohne sie bleibe der Stadt nur das Betteln.

Geld gibt es ja fast keins mehr. So tingelt Citymanagerin Gesa Delija seit etlichen Monaten mit leeren Händen von Eigentümer zu Eigentümer, um für Investitionen in der Innenstadt zu werben oder für kreative Wege, Leben in leerstehende Ladenlokale zu bekommen. Für den Chef des Mülheimer Wohnungsbaus, Frank Esser, ist das der Auswuchs politischen Unwillens. Um Schwung in die Innenstadt-Entwicklung zu bekommen, sagte er am Dienstag , bedürfe es „dringendst“ einer Stadtentwicklungsgesellschaft, die in der Lage sei, privates Geld zu akquirieren.

Etwas desillusioniert stand Citymanagerin Gesa Delija tags zuvor an der Friedrich-Ebert-Straße. Rechts gehen die Bauarbeiten am neuen Stadtquartier Schloßstraße langsam auf die Zielgerade, links reiht sich im Häuserbestand Sanierungsfall an Sanierungsfall. Eine Geschäftstreibende vor Ort spricht von einem „Drecksloch, wo sich einiges abspielt“, Delija von einer „sozialen Grenze“ zwischen Neu- und Altbauten, die es „dringend zu überschreiten gilt“. Die Innenstadt brauche Durchmischung, „Vielfalt ist der einzige Motor für Vitalität“.

Sanierungsfall reiht sich an Sanierungsfall

Einige Meter neben ihr ist der ehemalige SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering in ein Gespräch mit einem anderen Teilnehmer des Innenstadt-Rundgangs vertieft. Es sei im Leitbild-Prozess mit Bürgern eben genau dieser Auftrag formuliert worden, „da ranzugehen. Aber es hat sich nichts getan“.

Wiechering-Initiative scheiterte

Wiechering war es, der 2017 kurz vor seinem Ausscheiden vom Fraktionsvorsitz eine Stadtentwicklungsgesellschaft unter Beteiligung privater Partner gefordert hatte, die auch mal in der Lage sein könnte, eine ganze Häuserzeile aufzukaufen und in einem Rutsch zu sanieren. In Gelsenkirchen wird das aktuell forciert. Ausgerechnet unter Federführung der von Mülheims Politik abservierten ehemaligen Baudezernentin Helga Sander. Die hiesige Politik hatte Wiecherings eindringliches Plädoyer seinerzeit links liegen lassen, das Baudezernat sich zurückhaltend bis ablehnend geäußert, der Oberbürgermeister keine Initiative ergriffen.

Nun macht Delija das, was ihr bleibt: Sie fährt die Strategie der „Mäuseschritte“, wie sie es nennt, wenn sie beharrlich bei Immobilien-Eigentümern um Investitionen buhlt oder versucht, sie von ihren mitunter utopischen Mietvorstellungen wegzubekommen.

Erhebliche Investitionen müssen gestemmt werden

Die soziale Entwicklung Eppinghofens sei längst in die Innenstadt reingezogen, sagt MWB-Vorstand Frank Esser. „Für solche Problembereiche braucht eine Stadt, die finanziell so an der Wand steht wie Mülheim, dringendst eine Stadtentwicklungsgesellschaft.“ Ob mit MWB selbst, SWB, Medl, Sparkasse oder anderen privaten Partnern – eine Stadtentwicklungsgesellschaft könne die Innenstadt-Entwicklung um „ganz andere Möglichkeiten“ bereichern, sie könne schneller agieren und reagieren.

Und: Sie könne die erheblichen Investitionen stemmen, die nötig seien. Esser vermisst die politische Bereitschaft, diesen Lösungsweg überhaupt zu denken. Wenn der Stadtrat eine solche Stadtentwicklungsgesellschaft auch nicht gleich aus der Taufe heben wolle, so könne er zumindest einen Auftrag formulieren, ein Konzept dafür zu entwickeln. Esser sagt: „Man könnte mehr tun – wenn man sich aufmacht.“