Mülheim. . Ein Pilotenfehler könnte nach Expertenmeinung zum Absturz eines Segelfliegers am Sonntagnachmittag am Flughafen Mülheim / Essen geführt haben.

Bis endgültig geklärt ist, was zum Absturz des Flugschülers am Sonntag nahe des hiesigen Flughafens geführt hat, dürfte Zeit vergehen. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung war vor Ort. Bis ein abschließender Bericht vorliegt, dauere es aber „leider oft lang“, sagt Hermann-Josef Hante, Ausbildungsleiter beim Deutschen Aero Club Landesverband NRW. Für ihn sei allerdings jetzt schon klar: „Das Wetter können wir ausschließen.“

Am Sonntag sei „Traumwetter“ zum Fliegen gewesen, mit klarer Sicht und wenig Wind. Auch an ein Versagen der Technik glaube er nicht: „Die Flugzeuge werden streng kontrolliert und die Auflagen sind hoch.“ Man müsse wohl eher davon ausgehen, dass der 21-Jährige „etwas gemacht hat, was nicht richtig war“.

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Zu Unfällen komme es in der Segelfliegerei „sehr selten“, so Hante, „und erst recht zu solchen mit tödlichem Ausgang“. Eine harte Landung komme hin und wieder vor; der letzte Unglücksfall mit Todesopfer aber sei in NRW „acht Jahre“ her.

Ab 14 Jahren sind Alleinflüge erlaubt

Die Ausbildung zum Segelflieger kann frühestens mit 13 Jahren beginnen; „der erste Alleinflug ist mit 14 Jahren möglich“, erklärt Hante. „Bis dahin sind die Flugschüler immer im Doppelsitzer mit Fluglehrer unterwegs.“ Man benötige mindestens 50 bis 80 Flugstunden im Duo. Und es zeige sich, dass ältere Menschen häufig länger bräuchten als jüngere – „sie machen sich einfach mehr Gedanken über das, was der Fluglehrer ihnen mitteilt und was die Folgen davon sein können“. Jugendliche setzten die Anweisungen oft einfach nur um, seien unbeschwerter.

Während der gemeinsamen Flugstunden wird „alles beigebracht, was für die Fliegerei nötig ist“. Parallel dazu haben die angehenden Piloten Theorie-Unterricht. Es dauert „im Schnitt zwei Jahre“, bis die Abschlussprüfung absolviert, die Fluglizenz in der Tasche ist. Viele Fliegerkameraden, die einst mit dem jetzt Verunglückten angefangen hatten, hätten diese bereits erworben, so Hante. „Und ihm fehlte nur noch der Nachweis der Überlandflugreife.

„Er war vom Ausbildungsstand auf Lizenzniveau“

Wenngleich Ausbildungsleiter, ist Hante übrigens nicht selbst für den Aero Club Mülheim tätig. Die Flugschule ist zwar beim Landesverband angesiedelt, „die Ausbildung aber findet im Verein vor Ort statt“. Hante kannte den 21-Jährigen daher nicht persönlich, wisse aber, dass dieser „längst starten, landen, fliegen konnte“. Der Fluglehrer sei wie immer auch am Sonntag mit auf dem Flughafen gewesen und habe den Essener beaufsichtigt. „Er war vom Ausbildungsstand auf Lizenzniveau“, wiederholt Hante, „umso unbegreiflicher ist es, was geschehen ist.“ Eine „wirklich zuverlässige Person“ habe den „klassischen Schul-Einsitzer“ gesteuert, jemand, „der bisher noch niemals aufgefallen ist“. Der Schock beim Verein, aber auch bei ihm, sitze tief, sagt Hante. „Bis jetzt kann sich niemand erklären, was passiert ist.“

>> MESSEPARKPLATZ WIEDER FREIGEGEBEN

Das Wrack ist sichergestellt worden. Die Ermittlungen gehen weiter, unter anderem müssen die Zeugen befragt werden. Noch vor dem Eintreffen von Polizei und Feuerwehr hatten einige von ihnen versucht, „das Flugzeug zu stabilisieren und den Piloten zu bergen“, berichtete Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Das aber gelang letztlich erst der Feuerwehr. Die Zeugenbefragung wird dauern, glaubt Wickhorst. „Sie sollen zwar frisch von ihren Beobachtungen berichten, aber müssen dazu erstmal psychisch in der Lage sein“.

Der zwischenzeitlich abgesperrte Messeparkplatz P 10, der auch von Besuchern des nahen Rü-Oktoberfestes genutzt wird, ist übrigens wieder freigegeben worden.