Mülheim. . Beratungsstellen der Awo in Mülheim sind zunehmend mit dem Thema beschäftigt. Flüchtlingberatung war im Vorjahr so stark gefragt wie 2016.

Für die Awo Mülheim war 2017 ein turbulentes Jahr, geprägt vom mittlerweile abgeschlossenen Insolvenzverfahren und vom Bemühen, wirtschaftlich Boden gut zu machen. Stets wurde jedoch betont, dass alle Arbeitsbereiche weiterlaufen wie gehabt, ausgenommen die OGS-Betreuung und die Schulsozialarbeit. So hat auch die Flüchtlingsberatungsstelle der Awo, die in der Zentrale an der Bahnstraße im Juni 2016 eingerichtet wurde, ihr Angebot im Vorjahr ohne Einschränkungen aufrecht erhalten, wie auch aus dem nun veröffentlichten Jahresbericht hervorgeht.

Flüchtlingsberatung weiter gefragt

Die Beratung richtet sich vor allem an Zuwanderer ohne gesicherten Aufenthaltsstatus. Insgesamt 281 Menschen haben hier in 2017 Rat gesucht, zu zwei Dritteln Männer, auch 56 minderjährige Flüchtlinge waren darunter. 750 Gespräche hat es gegeben. Damit ist diese Anlaufstelle der Awo weiterhin so gefragt wie 2016, als innerhalb von sechs Monaten 386 Beratungsgespräche geführt wurden.

Bei den Herkunftsländern dominiert nach wie vor Syrien mit großem Abstand, 143 der Ratsuchenden haben dort ihre Heimat, 31 kamen aus dem Irak, jeweils elf aus Eritrea und aus Afghanistan. Die häufigsten Probleme, mit denen Flüchtlinge die Beratung aufsuchen, sind Fragen zum Asyl- und Aufenthaltsrecht, Passbeschaffung oder Familiennachzug.

Aber auch beim Zurechtfinden im deutschen Gesundheitssystem, bei Sprachkursen oder der Suche nach einer Unterkunft wurden die Neuankömmlinge unterstützt.

Migrationsberatung als „Brücke“

Wohnungssuche wird immer wichtiger auch als Arbeitsschwerpunkt einer anderen Awo-Einrichtung: der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer und Zuwanderinnen (MBE). Sie richtet sich an anerkannte Flüchtlinge, zugewanderte EU-Bürger oder Spätaussiedlerinnen. Insgesamt 347 Menschen wurden im vergangenen Jahr durch die MBE betreut, davon 225, die neu hinzu kamen. Auch hier bildeten Menschen aus Syrien die Mehrheit (140 Personen), fast 100 stammten aus verschiedenen afrikanischen Staaten. Wiederum sprachen fast zu zwei Dritteln Männer vor.

Eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter bilden das Team der Migrationsberatung, neben Deutsch werden Englisch, Russisch und Türkisch angeboten, in vielen Fällen nehmen Übersetzer teil.

Durch die wachsende Zuwanderung sei die „Nachfrage an Schul- und Kindergartenplätzen und nach bezahlbaren Wohnungen sehr stark angestiegen“, stellen die Berater fest. Vor allem für anerkannte Flüchtlinge und nachziehende Familienmitglieder sei es extrem schwierig, eine Wohnung zu finden, wegen fehlender Sprachkenntnisse und Kontakte.

Günstiger Wohnraum fehlt

Awo-Geschäftsführer Lothar Fink sieht im Mangel an günstigem Wohnraum ein Problem, das weit über die Migrations- und Flüchtlingsberatung hinaus reicht: „Es ist ein wachsendes Problem für unsere Klientel, das sich durch alle Bereiche zieht, ob man nun die Schuldenberatung, die Hilfe für Sucht- oder psychisch Kranke oder auch die Schwangerschaftskonfliktberatung betrachtet.“ Auch die Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtpflege in Mülheim, der er vorsitzt, habe das Thema schon vor längerem aufgegriffen.

„Hier sind nicht nur Bund und Land gefordert, sondern auch die für Wohnungsbau zuständigen Akteure auf kommunaler Ebene“, erklärt der Awo-Geschäftsführer.