Mülheim. . . . . hat die Awo eine Beratungsstelle eingerichtet. Auch Migranten finden Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen, bei Behördengängen, bei verschiedensten Fragen.
Khalil Kamel ist Anfang 2014 mit seiner Frau und vier Kindern aus Syrien nach Deutschland geflohen. Dass er heute sagen kann, „Deutschland ist meine Heimat, weil es mit hier gut geht“, hat vor allem zu tun mit seiner Einstellung und seinem Willen, hat aber auch zu tun mit der Migrationsberatung der Mülheimer Arbeiterwohlfahrt (Awo), die am Dienstag offiziell eingeweiht worden ist.
Seit rund drei Monaten gibt es die Migrations- und Flüchtlingsberatung im fünften Stock des Awo-Gebäudes Bahnstraße 18; besetzt ist sie aktuell mit drei Stellen. Azra Zahovic (31) ist Ansprechpartnerin für Migranten ab 27 Jahren, also für erwachsene Menschen, die eine sehr gute Perspektive haben, dauerhaft in der Bundesrepublik bleiben zu dürfen – oder gar schon vor vielen Jahre alle Hürden hinter sich gelassen haben und längst sicher gelandet sind.
Anfangs war es schwer in Mülheim
Khalil Kamel hat in Syrien 17 Jahre lang als Apotheker gearbeitet, ist nun vor allem damit beschäftigt, mit Hochdruck die deutsche Sprache zu lernen – damit er endlich in seinen Beruf zurückkehren kann. „Anfangs“, so erinnerte er sich bei der kleinen Feierstunde, „war es schwer in Mülheim.“
Aus Mecklenburg-Vorpommern, wo die Familie zunächst untergekommen war, wechselte sie zum Jahresbeginn an die Ruhr und fühlte sich zunächst verloren. Zum Glück habe er irgendwann von der Migrationsberatungsstelle erfahren, sagte Kamel, und dort Hilfe im großen Stil erhalten: beim Ausfüllen von Formularen, beim Finden der richtigen Schule, beim Lösen persönlicher Probleme. Er war und ist dankbar für Tipps, die ihm das Leben im unbekannten Land mit viel Bürokratie verständlich machen. Denn: „Wenn man eine andere Kultur nicht akzeptiert, kann man keine neue Heimat finden.“
Um Menschen, die auf der Suche nach Sicherheit sind, kümmern sich auch Zahovics Kolleginnen: Elena Denisova (44) und Btissam Winkels (43) sind die Gesichter der neuen Awo-Flüchtlingsberatungsstelle. Ihre Klientel sind vor allem Asylsuchende, also Menschen, die bislang (noch) nicht darauf vertrauen können, in Deutschland akzeptiert zu werden, die (noch) kein dauerhaftes Bleiberecht haben. Vor allem Frauen in besonderen Problemlagen gilt die Aufmerksamkeit der zwei Beraterinnen.
Migranten-Beratung seit den 70ern
Geschäftsführer Lothar Fink erinnerte am Dienstag daran, dass die Awo seit Jahrzehnten mit dem Thema Migration beschäftigt ist. So gab es in den 1970ern an der Georgstraße eine Anlaufstelle für Menschen, die aus der Türkei oder aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Mülheim gekommen waren und Starthilfe brauchten.
Für Bürgermeisterin Margarete Wietelmann (SPD) ist das Awo-Engagement angesichts der aktuellen globalen Situation „nur folgerichtig“; das neue Angebot ergänze die Hilfeleistungen, die von der Stadt erbracht werden, auf gute Weise. Sie befähige die Ratsuchenden, eines Tages eigenverantwortlich im einst so fremden Land zurecht zu kommen. Die Art, wie in den vergangenen Monaten in Mülheim mit den Flüchtlingen umgegangen sei, nannte Wietelmann „hervorragend“. Das sei „keine Selbstbeweihräucherung“ – „aber es ist schon etwas, auf das wir ein bisschen stolz sein können“.
Lothar Fink umriss das große Ziel: „Die Menschen sollen Teil unserer Gesellschaft werden, völlig gleichberechtigt.“ Er spreche nicht mehr von Integration, sondern Inklusion. Und sei sicher, dass Beratung von Einwanderern auch künftig nötig sein wird: „Solange wir die Armutsprobleme in den Ländern vor Ort nicht angehen, werden die Flüchtlingsströme nicht abreißen.“