Neben der Buchhandlung Röder schließt Radio Giesbert. Radio Kaiser ist schon weg. Und an der Leineweberstraße wächst Unmut über die Baustelle.

Nicht nur die Buchhandlung Max Röder verschwindet nach Jahrzehnten aus Mülheims Stadtbild. Die Adresse Kohlenkamp 7 ist schon verwaist: Die Inhaber von Radio Kaiser haben nach 45 Jahren den Verkauf drangegeben, setzen jetzt nur noch auf Service. Und bei Radio Giesbert an der Ecke Löhberg/Wallstraße läuft der Räumungsverkauf.

Für Citymanagerin Gesa Delija haben alle drei Geschäftsschließungen eine Gemeinsamkeit: „Sie erfolgen aufgrund des Alters der Inhaber. Und weil es keinen Nachfolger gibt.“ Aus Gesprächen wisse sie, dass mangelnder Umsatz in keinem der Fälle (Haupt-)Ursache für das Ende der Läden gewesen sei – „auch wenn die Geschäfte natürlich nicht mehr so liefen wie vor 20 Jahren“. Klar sei, „dass man mit 70 oder 80 nicht mehr immer weiter hinter der Ladentheke stehen kann, dass man irgendwann in den Ruhestand gehen muss“. Sich zu verabschieden, falle oft schwer. Delija weiß speziell von einem Inhaber, der seinen Laden „nur schwersten Herzens“ für immer schließe.

Sowohl für die Verkaufsflächen an der Leineweberstraße als auch für jene am Löhberg gebe es „verschiedene Interessenten“. Für die Immobilie am Kohlenkamp, an deren verhangenen Scheiben noch die Kundendienst-Nummer prangt, wurde ein Makler eingeschaltet. Dieser habe zuvor schon die früher auch zu Radio Kaiser gehörenden Räume zur Linken vermittelt, berichtet Delija. Seit einigen Wochen residiert dort das „Alfa Copy Center“.

Die Schließungen sind Gesprächsthema entlang der Leineweberstraße – genau wie die leidige Baustelle vor der Tür. „Die ist schlecht für uns“, sagt Meike Selke, Inhaberin der Bären-Apotheke, vor der seit knapp einer Woche ein tiefes Loch klafft. „Die Arbeiten vertreiben uns die Kunden.“ Gerade ältere Menschen würden die Apotheke meiden, „weil sie Angst haben zu stolpern“. Das sei in der Kasse bemerkbar. Es sei schon klar, dass die Bauarbeiten sein müssten; „aber wir machen uns Sorgen um die Leineweberstraße.“ Die Stadt investiere auch stark am Hafen, da könne ihre Straße doch leicht vergessen werden.

Egbert Rettinghaus, Inhaber von Brillen Kriewitz, muss damit leben, dass die Bauzäune zurzeit bis fast an seinen Laden heranreichen. „Der Kompressor vor der Tür stinkt.“ Und vor allem die Radfahrer, die sich trotz Verbotes durch die enge Passage vorm Schaufenster zwängten und Fußgänger beschimpften und gefährdeten, ärgern ihn. „Wenn sie absteigen würden, wäre uns schon sehr geholfen.“ Genervt sei er und warte deshalb sehnsüchtig darauf, dass die Baustelle weiterwandere.

Die Citymanagerin weiß um die Probleme für Geschäftsleute und Kunden. Die Einzelhändler berichteten ihr regelmäßig davon. Leider seien die Bauarbeiten aber notwendig, um die Straße fit zu machen. Sie appelliere daher an die Bürger, an die potenziellen Kunden: „Sie sollen sich nicht abschrecken lassen, sondern den Händlern und Ärzten auch in diesen Zeiten die Stange halten.“