Ein neues Inhaber geführtes Fachgeschäft hat sich in der Innenstadt schon lange nicht mehr angesiedelt. Im Januar wird Radio Giesbert an der Wallstraße/Ecke Löhberg eröffnen, dort wo vor einigen Monaten die Ruhrpottlocals ausgezogen sind, um in Saarn sich ganz auf Kerzilein zu konzentrieren, wobei sie sich ausschließlich dem Internetversand und der Händlerbelieferung widmen. Die Neuansiedlung verwundert aus zwei Gründen. Einmal schlägt Friedhelm Giesbert genau den umgekehrten Weg ein und verlässt den Ortsteil Saarn, gilt die Düsseldorfer Straße doch als heimliche Haupteinkaufsstraße in der Stadt. Zum anderen hat er mit 68 Jahren ein Alter erreicht, in dem andere schon das Rentendasein genießen. In diesem Alter gemeinsam mit einem Meister und einem Lehrling noch einmal einen Neuanfang zu wagen, das erfordert schon großen Mut. Fünf Jahre, so seine Vorstellung, möchte er noch mitmachen, und dann den Laden an seine beiden Söhne übergeben, die im selben Metier tätig sind.

Standortwechsel nach 20 Jahren

20 Jahre hat er seinen Laden in Saarn an ein und derselben Stelle betrieben, kann aber insgesamt auf eine über 40-jährige Erfahrung zurückblicken. „Die Leute erzählen ja viel über die Düsseldorfer Straße“, meint Giesbert, „als würden einem hier die gebratenen Tauben in den Hals fallen.“ Da hier rund die Hälfte der Einzelhändler gleichzeitig auch die Hausbesitzer seien, hätten sie es leichter als die Mieter. Denn die Mieten sind in Saarn hoch. In der Innenstadt habe er eine deutlich geringere Miete und könne so die Kosten spürbar senken. Und die Laufkundschaft? „Das sind doch fast immer dieselben, die hier sind. Das bringt mir auch nichts“, winkt er ab. Die Heißener und Dümptener seien auch nicht in Saarn. Von der Innenstadt und nahegelegenen Parkplätzen verspricht er sich da schon mehr. Natürlich jammern seine Stammkunden, aber aus der Welt ist er jetzt auch nicht. Und allein vom Verkauf von einigen Batterien für Fernbedienungen könne er eben auch nicht leben.

Keine Angst vor Konkurrenz

Natürlich ist die Konkurrenz bei Unterhaltungselektronik groß. Die Fachhändler Radio Kaiser und Schmäring fürchtet er nicht. Da sieht er sich auf Augenhöhe. Anders ist das mit Angeboten aus dem Netz oder den großen Elektronik-Discountern Saturn und Media-Markt. Bei den Preisen für Neugeräte könnten die Fachhändler mithalten, da sie in einer Einkaufsgemeinschaft mit über 2300 Händlern Geräte kaufen. Aber einen so großen Werbedruck aufbauen mit entsprechenden Lockangeboten wie die Discounter, könnten sie eben nicht. Aus der Innenstadt haben Giesbert bereits positive Signale erreicht. An den Schaufenstern des Ladenlokals, das mit knapp 100 Quadratmetern in etwa so groß wie das bisherige ist, hat er auf Plakaten den Umzug auch schon angekündigt.