Mülheim/Oberhausen/Duisburg. Mit Heinz Lison verliert das Ruhrgebiet einen Menschen, der sich wie kaum ein anderer für Unternehmen, Hochschule und junge Leute eingesetzt hat.

Heinz Lison (74) ist tot. Plötzlich, aus dem Leben gerissen, wie es oft so ist. Mit ihm ist ein Mensch gestorben, der sich wie kaum ein anderer für Unternehmen, für junge Menschen, für die Hochschule, für seine Stadt Mülheim eingesetzt hat.

„Heinz Dampf in allen Gassen“ hatte ihn einmal der damalige Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), der Mülheimer Ulrich Grillo, genannt. Das traf es gut. Lison blickte stets nach vorne, ließ eigentlich nie locker, mahnte, warnte, regte an. Bis vor wenigen Tagen noch. Seine Stimme wird in Mülheim und darüber hinaus fehlen.

Hochschule Ruhr West war sein „Kind“

Vor zwei Wochen noch tat er das, was er seit mehreren Jahren gerne tat – sich einsetzen für die junge Hochschule Ruhr West, sein „Kind“. Er sagte einmal, dass sie auch eine Herzensangelegenheit für ihn sei. Ob es sie gäbe ohne Heinz Lison?

Für die Hochschule, dessen großer Förderer er war, ist sein Tod ein herber Verlust. Vor dem versammelten Hauptausschuss des Stadtrates appellierte er noch einmal an die Politiker, sich weiterhin für die Entwicklung der Hochschule einzusetzen, ihr Flächen zu geben, dafür zu sorgen, dass Studenten in Mülheim Wohnraum finden. Eine Art Vermächtnis ist jetzt daraus geworden.

Stimme der regionalen Wirtschaft

Heinz Lison hatte Betriebswirt gelernt, war selbst Unternehmer, leitete die Neumann Elektronik GmbH in Mülheim und war zuletzt geschäftsführender Gesellschafter der Lison Systemtechnik in Mülheim. Er war vor allem aber die Stimme der regionalen Wirtschaft.

„Die Lücke, die er hinterlässt, werden wir nicht schließen können“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Unternehmerverbandsgruppe, Wim Abbing. Lison setzte sich über Jahrzehnte für den Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet ein, machte sich für seine Heimatstadt Mülheim im Besonderen stark. Er war unermüdlich im Werben um Flächen für Unternehmen, unermüdlich im Werben um gute Ausbildung, unermüdlich im Einsatz dafür, dass die Politik für ein unternehmerfreundliches Klima sorgt, unermüdlich im Bemühen darum, dass die Städte ihr Kirchturmdenken aufgeben.

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Sein Credo lautete: Wenn es den Unternehmen gut geht, geht es einer Stadt gut, geht es den Menschen gut. Das gab er auch gerne Politikern, Ministern mit auf den Weg, wenn er sie traf, und das war nicht selten. Alt-Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld nannte Lison eine „außergewöhnliche Persönlichkeit, die an allen wichtigen wirtschafts-, struktur- und arbeitsmarktpolitischen Weichenstellungen in der Stadt mitgewirkt hat“. Er habe, sagt Hanns-Peter Windfeder, sein Nachfolger als Sprecher der Mülheimer Wirtschaft, „die Basis dafür geschaffen, dass wir heute so erfolgreich die Interessen der Wirtschaft in unserer Stadt vertreten können“.

Sorgen um den Nachwuchs

Er selbst betonte, dass er oft das Glück gehabt habe, als Frontmann zu agieren, aber allein hätte er vieles nie schaffen können. „König Heinz“ nannten ihn manche in Mülheim und drückten damit auch eine gewisse Dominanz aus, die von ihm ausging. Lison war ein Mensch, der frei heraus redete. Klartext. Der Stadt hat das gut getan, wenn er offen aussprach, wo andere lieber schwiegen. Nicht jedem schmeckte das. Bei der Politik eckte er zuweilen an, etwa, wenn diese mal wieder die Steuersätze für die Unternehmen angehoben hatte oder nötige Entscheidungen nicht traf. Manchen Politiker traf seine Kritik hart. „Man weiß, woran man bei ihm ist“, sagten viele. Ein Charakterzug, den, wie man hört, auch Gewerkschafter an ihm schätzten. Grillo beschrieb ihn als den Typ ehrbarer Kaufmann, als verlässlich in jeder Beziehung. Das rührte ihn damals, als er den Ehrenring der Stadt Mülheim erhielt. Lison liebte Mülheim mit all den Stärken und Schwächen.

Er war aber auch ein feinfühliger Mensch, er konnte Leistungen anerkennen. Er war ein Macher und Wirtschaftsboss, der offen auch über das sprach, was ihn sorgte: etwa junge Menschen ohne Schulabschluss, ohne Ausbildung. „Wie bekommen wir es hin, dass auch ihr Leben mal ein gutes wird“, fragte er. Und auch diese Botschaft trug er in Unternehmen hinein: Lasst nicht nach im Bemühen, jungen Menschen eine Chance zu geben!

Manches gelang auch ihm nicht. Gerne hätte er auf den Ruhrhöhen einen Geschäftsflughafen durchgesetzt. Dieser Aufstieg blieb ihm verwehrt – vor seiner letzten Reise.

Zahlreiche Spitzenämter

Lison gehörte seit 1993 den Vorständen der Unternehmerverbandsgruppe, die auch für Oberhausen und Duisburg zuständig ist, an. Seit 1993 war er Vorstandsmitglied des Metallverbandes Ruhr-Niederrhein, dessen Vorsitzender er von 1996 bis 2008 und dessen Ehrenvorsitzender er bis zuletzt war.

Von 1997 bis 2008 war er Präsident der Unternehmerverbandsgruppe. Seit 2009 war er Sprecher der regionalen Wirtschaft des Verbandes.