Mülheim.. Für den Asta bietet die Stadt noch zu wenig für ein attaktives studentisches Leben. Andere sehen reichlich Qualitäten – und Luft nach oben.


Es war der schlichte Satz einer Studentin, der im Rathaus, in den Parteien, in der Wirtschaft und in der Hochschule selbst eine gewisse Unruhe auslöste: „Mülheim ist langweilig!“ Kaum Kneipen, kaum Cafés, kaum studentisches Leben. Eine Schlafstadt. Wirklich? Kann das wahr sein, nach all den Lobeshymnen über die junge Hochschule Ruhr West (HRW)? „Im Endeffekt ist es so“, sagte jetzt Björn Lauterbach, Vorsitzender des Asta vor Politikern im Hauptausschuss.

Doch er malte nicht alles schwarz und nennt zahlreiche Bemühungen der Stadt, der Wirtschaft und der Hochschule: „Wir sind dabei, den Eindruck zu verändern.“ Es gibt inzwischen Gutscheinhefte für Studierende, die Wohnungsunternehmen machen Sonderangebote bei der Miete, es ist ein neues Wohnheim entstanden, die Stadtbibliothek hat Arbeitsplätze für Studenten eingerichtet, die Filmpassage kooperiert mit der HRW, das Angebot im Hochschulsport besteht inzwischen aus über 350 Kursen. Und, so Lauterbach, der Bau- und Planungsdezernent der Stadt sei auf die Studenten zugekommen und habe sie eingeladen, am Innenstadtkonzept mitzuarbeiten.

Enge Vernetzung Hochschule und Wirtschaft

Klar, sagt der Chef der Mülheimer Wirtschaftsförderung, Jürgen Schnitzmeier, sei das studentische Leben nicht vergleichbar etwa mit dem in Münster. Aber auch die Wirtschaftsförderung arbeitet daran, dass Studierende sich in Mülheim wohlfühlten – und später möglichst als Top-Arbeitskräfte am Ort bleiben. „Es gibt noch Luft nach oben“, sagt Schnitzmeier und zählt gleich mehrere Qualitäten auf, die diese Hochschule jenseits des Fächerangebotes bereits auszeichneten und von denen Studenten profitierten: Die enge Vernetzung von Hochschule und Wirtschaft gehört dazu, die Zusammenarbeit von Hochschule und Schulen, die Hilfen bei Ausgründungen sowie die Bemühungen, den Campus mit der Innenstadt zu verknüpfen.

Prof. Oliver Koch ist Vizepräsident für Forschung und Transfer an der HRW. Er selbst hat in Marburg studiert und weiß natürlich, dass zwischen Mülheim und Marburg Welten liegen. „Wir müssen uns vor Augen halten, dass Mülheim eine Pendler-Hochschule ist. Die wenigsten ziehen von auswärts zum Studieren hierher“, sagt er und vergleicht daher die Hochschule mit einem „großen Gymnasium“. Er sieht die Qualitäten des Standortes eher im Wissenstransfer in die Unternehmen, in der Vernetzung mit der Stadtgesellschaft, im Service-Learning. „Es geht um viel mehr als nur um Wohnraum für Studenten“, sagt Koch.

Wohnraum für weitere 100 bis 120 Studierende

Doch für weitere Wohnangebote für Studierende macht sich der Vorsitzende des Förderkreises der HRW, Heinz Lison, stark. Er appellierte an die Politiker, ein weiteres Grundstück nahe der HRW für die Hochschule zu nutzen. Ein weiteres Institut, aber eben auch Wohnraum für 100 bis 120 Studenten kann er sich dort vorstellen.

Drei Wohnheime stehen bisher zur Verfügung. Das neue Wohnheim an der Bülowstraße in Broich mit 119 Appartements wird sehr gut angenommen. Die Idee: Je mehr Studenten in der Stadt leben, desto stärker wird sich ein studentisches Leben entwickeln. Aktuell studieren 5599 junge Menschen an den beiden HRW-Standorten Mülheim (4202) und Bottrop. Davon wohnen aber lediglich 962 in Mülheim. Im bundesweiten Vergleich, auch das sieht man in der Stadt als Pluspunkt, lebt der Mülheimer Student preiswert. Im Neubau in Broich zahlt er 320 Euro Warmmiete.

Vorschlag: Jährlich eine Befragung

Um die Zufriedenheit der Studierenden genauer zu erkunden, schlägt die Wirtschaftsförderung vor, jährlich eine Befragung durchzuführen: Was sind die Wünsche und Kritikpunkte der Studierenden? Der Nahverkehr, die Gastronomie, das Wohnangebot, die Freizeitangebote – all das soll dabei Thema sein.