Mülheim. . Für den 35-Stunden-Kitaplatz der Tochter zahlt Stefan Frieg 360 Euro im Monat. Bald sind es 621 Euro. Das schmerzt auch einen Besserverdienenden.

Seit Sommer 2017 besucht die Tochter von Stefan Frieg die Kita Sausewind in Dümpten. Die Dreijährige hat sich schnell eingefunden, geht gern dorthin. Alles wäre gut, wenn nicht stadtweit die Elternbeiträge erhöht worden wären. In Friegs Fall wird der teils massive Unterschied zwischen alter und neuer Satzung besonders deutlich: Zahlt der Vater für den 35-Stunden-Platz der Tochter aktuell 360 Euro im Monat, wird er ab August mit 621 Euro monatlich zur Kasse gebeten. „Eine Unverschämtheit.“

Na klar, er verdiene viel Geld. Mit einem Einkommen jenseits von 175.000 Euro jährlich befindet sich der kaufmännische Angestellte in der neu geschaffenen, obersten Gehaltsstufe der Satzung. Dass Besserverdienende generell mehr bezahlen als andere Menschen, sei auch völlig in Ordnung. „Das ist so in der solidarischen Gesellschaft.“ Eine Erhöhung um 15 Prozent hätte er mitgetragen, aber bitte nicht gleich eine um mehr als 72 Prozent.

Anstelle von 4320 Euro soll Frieg bald 7452 Euro im Jahr überweisen. „Das macht mich aggressiv“, sagt der 45-Jährige, der in einer Patchwork-Familie lebt. Er habe viele Verpflichtungen, müsse auch Unterhalt für ältere Kinder zahlen. Als seine Frau den Info-Brief Anfang April aus dem Fach im Kindergarten gefischt und mit nach Hause gebracht hatte, habe er ihn daher ungläubig betrachtet: „Ich dachte, da kann was nicht stimmen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man so etwas wirklich macht.“

Politiker um Hilfe gebeten

Da Wut nicht weiterhilft, versuchte Frieg, sich Hilfe zu holen: in der Verwaltung, bei der Politik. Der Mitarbeiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule sei „sehr nett“ gewesen, habe aber klar gemacht, „dass ihm die Hände gebunden sind“. Eine ähnliche Auskunft kam von der SPD („da kann man nichts machen“). Auf das von der CDU in Aussicht gestellte Gespräch warte er leider bis heute.

Für Frieg ist schon der Ansatz ein falscher: Den klammen, städtischen Haushalt könne man nicht sanieren, indem man nur eine recht kleine Zielgruppe in die Verantwortung nimmt. Nur wenige Berufstätige aus Mülheim befänden sich ja in der obersten Gehaltsklasse – „mehr Sinn würde es da machen, wenn die größte Gruppe mehr bezahlen müsste“. Frieg hätte im Übrigen Interesse daran, beim Thema Abbau des Schuldenberges eigene Ideen einzubringen.

Hoffen auf eine verträgliche Lösung

Noch hofft der Familienvater auf eine verträgliche Lösung. Der „Sausewind“ sei für seine Tochter das Richtige; „die Leute sind nett, die Räumlichkeiten auch“. Bleibe es trotz seines Protestes bei der Belastung, will Frieg sein Kind an der Boverstraße abmelden, eine privat geführte Einrichtung für das Mädchen auswählen. „Da hat man sicher einen besseren Personalschlüssel, ein behüteteres Umfeld.“ Eigentlich aber wolle er „keinen Kokon“ für die Tochter, „keinen elitären Kreis“. Das Kind solle in der normalen Gesellschaft aufwachsen – „damit sie sich später im richtigen Leben behaupten kann“.