Mülheim. . Mit 32 Millionen Euro kalkuliert derzeit der Immobilien-Service für die Brandschutz-Sanierungen an den Schulgebäude. Die Baupreise ziehen an.

Mehr Sicherheit kostet Zeit und jede Menge Geld. Seit fünf Jahren arbeitet der städtische Immobilienservice daran, den vorbeugenden Brandschutz an Schulgebäuden zu erneuern und den heutigen Anforderungen anzupassen. In 49 Schulbauten musste und muss die Sicherheit verbessert werden. „Die Arbeiten werden sich noch bis zum Anfang des nächsten Jahrzehnts hinziehen“, sagt der Chef beim Immobilienservice, Frank Buchwald. Es könnte gar noch länger dauern, denn Baufirmen melden Überlastung – und die Preise steigen.

Um bis zu 40 Prozent liegen die Preise in manchen Angeboten inzwischen höher als ursprünglich kalkuliert. Das macht die Stadt nicht mit. „Wir müssen daher manches Projekt noch mal ausschreiben“, sagt Buchwald. Das kostet wieder Zeit. Hinzu komme, dass viele Bauunternehmen sehr viele Aufträge, aber zu wenige Mitarbeiter haben. Auch das heize den Markt an. Und statt eines überhöhten Angebots kann es auch passieren, dass gar keins kommt. Für die Sanierung der Schule an der Augustastraße etwa wartet die Stadt immer noch auf eine Firma, die die Aufgabe übernehmen möchte.

Großteil der Fördergelder wird durch Preissteigerungen aufgezehrt

Mit den Problemen hat sich bereits der Städtetag befassen müssen. Eine Folge des angespannten Marktes: Ein Großteil der Fördergelder, die die Städte für Brandschutzmaßnahmen an Schulen erhalten, wird durch Preissteigerungen aufgezehrt.

Nach einer ersten Begehung der Schulbauten durch das Bauordnungsamt hatte die Stadt mit rund 26 Millionen Euro für die Brandschutz-Sanierungen gerechnet. Bei den genaueren Prüfungen wurde es dann doch unterm Strich mehr, auch wenn man an einigen Orten sogar unter dem zunächst veranschlagten Preis bleiben konnte. Dabei macht der Brandschutz nur einen Teil der nötigen Sanierungen aus.

Gymnasium Heißen noch mit Nachtspeicher

Vor allem vier Schulbauten erwiesen sich als spätere Großbaustellen, weil über den Brandschutz hinaus umfangreiche Schäden entdeckt wurden: Das war bei der Otto-Pankok-Schule, dem Schulzentrum Saarn und den beiden Styrumer Grundschulgebäuden an der Zastrowstraße und Augustastraße der Fall. Am Otto-Pankok-Gymnasium hatte die Stadt ursprünglich mit 3,5 Millionen Euro für den Brandschutz gerechnet, es werden am Ende 5,4 Millionen Euro sein.

Ähnliches befürchtet Buchwald nun an der Kleiststraße beim Gymnasium Heißen: „Ich rechne dort mit weiteren flankierenden Sanierungsmaßnahmen.“ Unter anderem werden die Schulräume dort noch mit Nachtspeicher beheizt.

Rund 500 Gewerke mussten ausgeschrieben werden

An den Mülheimer Grundschulen ist der Brandschutz inzwischen weitgehend auf dem neuesten Stand und damit umgesetzt. Bei den weiterführenden Schulen ist der Aufwand, auch der logistische, weitaus größer. „Der Brandschutz war in den vergangenen Jahren auch personell eine der größten Herausforderungen“, unterstreicht Buchwald. Bei fast 50 Gebäuden mussten rund 500 Gewerke ausgeschrieben werden.

Es geht dabei um weit mehr als nur um einen zweiten Rettungsweg, „was noch vergleichsweise einfach zu lösen ist“. Der Chef des Immobilienservices verweist auf die vielen Bauten aus den 60er und 70er Jahren, in denen sämtliche Kabel auf Trassen unter die Decke in den Fluren gelegt worden waren. „Oft mussten wir Leitungen komplett bis zur Steckdose neu verlegen.“

Sämtliche Türen müssen heute rauchsicher sein

Sämtliche Türen müssen heute rauchsicher sein, und das nachweisbar. „Wo wir eine rauchsichere Tür hatten, das aber nicht mehr nachweisen konnten, mussten wir ebenfalls erneuern, so Buchwald. Bei langen Fluren muss sich jede 35 Meter eine Tür befinden. Die Treppenhäuser müssen in sich abgeschottet und mit Türen ausgestattet sein, die mindestens 90 Minuten lang einem Feuer standhalten.

Und nicht mehr jede vorhandene Brandmeldeanlage entsprach den heutigen Anforderungen. Nachrüsten oder umbauen funktionierte nicht immer, also wurde sie komplett erneuert. Am einfachsten zu lösen, wenn auch für betroffene Schüler und Lehrer zuweilen schmerzlich, war der Abbau aller brennbaren Stoffe und Gegenstände auf den Fluren. Fluchtwege müssen frei sein. Manchmal standen und hingen dort Erinnerungsstücke vergangener Schülergenerationen – aus Zeiten, als der Brandschutz noch kein großes Thema war.

>> FLUGHAFEN-BRAND BRACHTE WENDE

Der Brand im Düsseldorfer Flughafen im Jahr 1996, bei dem 17 Menschen starben, hat den Blick auf den vorbeugenden Brandschutz in allen Kommunen und Gemeinden verändert. In den Rathäusern war nach der Düsseldorfer Katastrophe klar geworden, dass viele öffentliche Gebäude ähnliche Risiken bargen wie der Flughafen.

Bauaufsicht und Feuerwehr begutachteten die Bauten. Millionen wurden und werden in eine höhere Sicherheit investiert. Begonnen wurde in den Schulbauten.