Mülheim. Umweltverein schildert dramatische Zustände und sieht Naturschutzgebiet bedroht. Pia als Aufsicht widerspricht: Haben die Lage im Griff.

Der Ruhrstrand als Freizeiteinrichtung direkt an der Ruhr erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Einigen wird das jetzt zuviel. Detlef Habig vom Saarner Umweltverein spricht von unhaltbaren Zuständen und berichtet von bis zu 450 Leuten, die sich zuletzt am Wochenende dort aufgehalten haben. „Ich befürchte, dass das umliegende Naturschutzgebiet Schaden nimmt“, erklärte er jetzt – auch vor Politikern.

Offene Feuerstellen am Boden, jede Menge Müll, jede Menge Autoverkehr – für Habig liegt der Ruhrstrand an der falschen Stelle. „Er ist eine Freizeit-Insel mitten im Naturschutzgebiet. Das kann nicht gut gehen“, sagt er und blickt mit Sorge in die Zukunft, wenn der Ruhrstrand auch noch offiziell zum Badestrand erklärt wird.“ Viele Leute hätten sich beim Umweltverein über die Zustände und Verunreinigungen beklagt und Fotos geschickt. „80 Leute waren an dem Wochenende zum Picknick auf dem Gelände bei der ,Pia Stiftung für integrierte Stadtentwicklung’ angemeldet gewesen, von dem Andrang wurde auch die Stiftung überrascht“, sagt Habig.

Ort zieht ein internationales Publikum an

Die Pia ist seit zehn Jahren der Betreiber der Freizeitstätte. Hier können und sollen die Menschen – vor allem auch jene, die keinen eigenen Garten haben – im Freien sich entspannen, grillen, spielen, die Seele baumeln lassen. Ja, es herrsche Andrang, sagt Frank Schellberg, Geschäftsführer der Pia, und findet das durchaus auch in Ordnung. „Das ist einfach ein beliebter Ort, der von einem internationalen Publikum genutzt wird.“ So etwas gehöre zu einer Großstadt dazu.

Mit zwei bis drei Mitarbeitern ist die Pia gerade an den sonnigen Wochenenden vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen. „Mein Eindruck ist, dass sich die Situation trotz der vielen Menschen eher gebessert hat“, sagt Schellberg. Ausschreitungen, Vandalismus oder Ruhestörungen in größerem Ausmaß habe es schon länger nicht mehr gegeben.

Bezirksbürgermeister fordert mehr Aufklärung

Wo viele Menschen sind, entsteht auch viel Müll. Die einen nehmen ihn wieder mit nach Hause, andere packen ihn in Säcke und stellen ihn an die Müllbehälter vor Ort, wieder andere lassen ihn einfach liegen. „Unsere Mitarbeiter“, so Schellberg, „machen dann am anderen Morgen sauber.“ Grillen an den vorhandenen Plätzen ist erlaubt, auch auf mitgebrachten Grills, verboten sind offene Feuer. Was den Verkehr angeht, will Pia künftig noch mehr an die Vernunft der Fahrer appellieren. „Mehr geht nicht. Wir sind kein Ordnungsamt.“

Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Hüßelbeck kann die Sorgen nicht nachvollziehen. Er hätte sich gewünscht, dass die Ruhr sogar noch weiter für die Menschen geöffnet würde. „Der Bedarf, sich dort zu entspannen, ist da, und der Ruhrstrand ist nahezu die einzige Stelle im Stadtgebiet, wo wir noch einen öffentlichen Zugang zum Wasser haben.“ Der Bezirksbürgermeister warnt davor, den Mülheimern den Zugang zum Fluss noch stärker zu verwehren. „Wenn das umliegende Naturschutzgebiet belastet wird“, so Hüßelbeck, „müssen wir eben noch mehr aufklären.“

>>> Ein Ort für die ganze Familie

Die Saarner Ruhraue ist eine der am meisten besuchten Naherholungsgebiete in Mülheim. Die Freizeitstätte liegt zu beiden Seiten der Mendener Brücke. In den 50er und 60er Jahren wurde der Ruhrstrand intensiv genutzt. Die ganze Familie soll dort auch heute einen Ort zum Entspannen und Spielen haben. Vorhandene Grillplätze können gemietet werden.

„Wir befinden uns hier nicht im Naturschutzgebiet“, sagt der städtische Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf. Bei der Aufstellung des Landschaftsplanes im Jahr 2005 habe die Stadt Mülheim mit Vertretern der Bezirksregierung vor Ort das Gelände des Ruhrstrandes extra aus dem schutzbedürftigen Fauna-Flora-Gebiet ausgeklammert.