Mülheim. . Eine Bürgerin befürchtet durch einen Ruhr-Badebetrieb negative Auswirkungen auf Schutzgebiet und Lärm. Sie sagt: Mülheim opfert seine Werte.

Der Plan, den Mülheimern im Schatten der Mendener Brücke das Baden in der Ruhr ganz offiziell zu erlauben und einen Badebereich einzurichten, stößt in der Nachbarschaft auf heftigen Widerstand.

Gabriele Romeike-Fänger aus Menden spricht davon, dass sich die Anwohnerschaft derzeit zum Protest formiere. Sie beklagt, nur aus der Zeitung über das Vorhaben informiert zu sein, sie vermisst eine Anhörung der Bürger. „Am Ruhrbadestrand wurden Bäume bereits abgeholzt. Aktuell wird die Uferböschung komplett beseitigt. Dann wird mit Lkw mitten durch das FFH-Gebiet [FFH: Fauna-Flora-Habitat] der Sand angeliefert, damit ein Strand entsteht.“ Das Vorgehen, so Romeike-Fänger, zeuge von tiefer Respektlosigkeit gegenüber Werten der Stadt.

Anwohner vermissen Anhörung der Bürger

Die Bürgerin befürchtet „einen massiven Eingriff“ in das Schutzgebiet durch Baufahrzeuge, auch durch den späteren Betrieb. Vor Ort fehle es für einen Badebetrieb an Infrastruktur, etwa an Parkplätzen. Es sei mit Lärmbelastungen für die Anwohner zu rechnen. „Wir werden hier Halligalli haben – und zwar vom Allerfeinsten“, so Romeike-Fänger.

Die Mendenerin hat sich mit einer E-Mail an alle Ratsfraktionen und die Öffentlichkeit gewandt. Angehängt ist ein Schreiben an den sportpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Werner Oesterwind, aus dem Jahr 2015. Da schon warnt die Bürgerin davor, einen „Partystrand mit allen Auswüchsen“ im FFH-Gebiet zu etablieren.

„Ja, es wird immer mal gefeiert“

„Ja, es wird immer mal gefeiert“, reagiert nun Oesterwind. Er würde sich aber freuen, wenn „Bürger wieder in der Ruhr schwimmen könnten“. Er habe Vertrauen in die Verwaltung, dass diese „alles Rechtliche prüft“.

Die Untere Naturschutzbehörde und der Naturschutzbeirat haben in den vergangenen Wochen die Errichtung des Badestrandes im FFH-Gebiet ausführlich unter ökologischen Aspekten diskutiert – und unter Auflagen zugestimmt. So soll unter anderem das Areal noch einmal auf Fledermäuse hin untersucht werden, Herkulesstauden sollen bekämpft und Ersatzpflanzungen mit Bäumen vorgenommen werden, da es am geplanten Badestrand auch zu Rodungen kommen wird. Der Mülheimer Sportservice hat zugesagt, die Auflagen umzusetzen. Dafür werden auch extra Gelder eingeplant.

Sportservice versichert: Setzen Auflagen um

Mitglieder des Beirates befürchten allerdings auch, dass es zu Beeinträchtigungen im Fauna-Flora-Habitat kommen könnte, wenn die Badestelle im Sommer von sehr vielen Menschen aufgesucht werden sollte. Für das FFH-Gebiet gelte jedoch ein „Verschlechterungsverbot“. Die Aufforderung an die Stadt lautet daher: „Eine angemessene Aufsicht ist zu leisten.“

Der Mülheimer Sportservice wies darauf hin, dass es mit der Badestelle einen festen legalen Anlaufpunkt gebe. Andere Stellen im FFH-Gebiet könnten dadurch künftig gemieden werden und somit mehr Schutz erfahren.