Mülheim. . In der Sporthalle Von-der-Tann-Straße läuft seit Januar kein warmes Wasser. Sanierung würde 300.000 Euro kosten, doch der Stadt fehlt das Geld.

Bei den Handballern der DJK Styrum 06 ist das Training manchmal hart, aber auch das, was danach kommt. Denn in der Sporthalle Von-der-Tann-Straße, wo der Club auch seine Heimspiele austrägt, bleiben seit Januar die Duschen kalt. „Es gibt einen Legionellenbefund“, erklärt Stephan von Zitzewitz, Geschäftsführer des Vereins.

Dies sei in den vergangenen Jahren schon häufiger vorgekommen, jeweils einige Wochen lang, nun aber offenbar zum Dauerzustand geworden. „Der Vereinssport leidet darunter erheblich“, sagt von Zitzewitz. „Man ist gezwungen, verschwitzt vor die Türe zu gehen.“ Auch als zweistellige Minustemperaturen herrschten. „Da hat man dann drei Jacken angezogen.“

MSS: Sanierung geplant, aber noch nicht in Sicht

Bei der DJK Styrum müssen sich drei Herren- und eine Damenmannschaft mit diesem Zustand arrangieren, auch ihre Gäste, die sie zu Meisterschafts- oder Pokalbegegnungen empfangen. Insgesamt nutzen vier Vereine die Dreifach-Sporthalle, in der vor allem Handball gespielt wird, berichtet Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice (MSS). Tatsächlich habe es an der Von-der-Tann-Straße mehrfach erhöhte Legionellenwerte gegeben, „da in diesem Objekt viele Totleitungen liegen. Legionellen“, so Ellerwald weiter, „bilden sich oft, wenn Duschen nicht regelmäßig genutzt werden.“ Eine Sanierung sei geplant, aber noch nicht in Sicht.

Doch nicht nur Vereinssportler sind von der fehlenden Warmwasserzufuhr betroffen, auch Kinder, Jugendliche und Lehrer der Willy-Brandt-Schule. Deren Sportunterricht finde etwa zu 95 Prozent an der Von-der-Tann-Straße statt, erläutert der stellvertretende Schulleiter Mathias Kocks. „Und dort können sie sich nicht so reinigen, wie es wünschenswert wäre.“ Zum Duschen nach der Sportstunde hätten zwar die wenigsten Schüler Zeit, aber einige täten es durchaus. Und selbst wenn man sich nur wäscht, kann man warmes Wasser gut gebrauchen. „Wir befinden uns da in einer unglücklichen Situation“, sagt Kocks. Der städtische Immobilienservice habe keine rasche Abhilfe in Aussicht gestellt.

Neue Trinkwasseranlage kostet 300.000 Euro

Stadtsprecher Volker Wiebels bestätigt, dass die Warmwasserversorgung in der Halle Von-der-Tann-Straße Anfang Januar aus hygienerechtlichen Gründen stillgelegt worden ist. 300.000 Euro würde es kosten, die Trinkwasseranlage instand zu setzen, alle Leitungen müssten getauscht werden. „Die Mittel sind nicht in den Haushalt eingestellt“, so Wiebels. „Das ist eine missliche Lage, aber wir müssen hier viel Geld in die Hand nehmen, das wir im Moment nicht haben.“ Auch aufgrund der Personalsituation beim Immobilienservice sei kurzfristig nichts machbar.

Nach Angaben der Stadt gibt es in Mülheim zwei weitere Sporthallen, wo derzeit kein warmes Wasser läuft: an der Lehnerstraße und am Mühlenfeld. Die erste werde in Kürze grundsaniert, die zweite bekommt eine neue Heizungsanlage, hier sei Abhilfe in Sicht.

Ärger über höhere Hallengebühr

Was den Geschäftsführer der DJK Styrum, Stephan von Zitzewitz, besonders ärgert: Sie müssten Einschränkungen hinnehmen, aber zugleich werde allen Mülheimer Sportvereinen ab 2019 die Hallengebühr erhöht. „Wir sind alles nur Ehrenamtliche“, so von Zitzewitz. „Natürlich macht man das auch aus Überzeugung, aber dafür sind wir nun mal nicht in der Politik aktiv.“ Habe dort also auch wenig Einfluss. Die beschlossene Erhöhung der Hallengebühr bedeute für seinen Club einen Sprung von 2300 auf mehr als 4300 Euro im Jahr. „Das ist fast der finanzielle Ruin“, klagt der Geschäftsführer. „So was lässt sich nicht nur durch Erhöhung von Mitgliedsbeiträgen abfangen. Natürlich kann man versuchen, Sponsoren zu finden, aber eigentlich sollte deren Geld für Trikots und Trainingsmaterial herhalten, nicht zur Quersubventionierung einer Hallensanierung.“

Immerhin: In den modernen Sporthallen in Mülheim habe man keine Last mit Legionellen, erklärt MSS-Chefin Ellerwald. „Dort gibt es automatische Spülsysteme, die nachts angehen.“

>>> INFO : LEGIONELLEN

Legionellen sind Bakterien, die im Wasser leben, sich bei Temperaturen zwischen 30 und 45 Grad optimal vermehren, bei mehr als 60 Grad jedoch absterben.

Durch das Einatmen von Duschwasser, das mit Legionellen belastet ist, kann man sich mit der Legionärskrankheit infizieren, einer schweren Lungenentzündung.

Nach Angaben der Stadt gibt es an allen Warmwasserstellen in öffentlichen Gebäuden regelmäßige Legionellen-Prüfungen. Sie erfolgen alle drei Monate durch ein unabhängiges Labor. Bei erhöhtem Befall wird zunächst versucht, die Bakterien mittels Durchspülung mit heißem Wasser abzutöten. Alte Leitungssysteme müssen dagegen erneuert werden.