Mülheim. . Ab sofort kosten auch Stunden vor 20 Uhr. Die notwendigen Beitragserhöhungen sehen Vereinsvertreter kritisch und sorgen sich um ihre Angebote.

Mülheims Sportvereine werden ab 2019 noch mehr zur Kasse gebeten. Von den ansteigenden Nutzungskosten für Hallen und Sportplätze verspricht sich die Stadt jährlich 112 000 Euro für ihre Kasse. Einige Vereinsvertreter äußerten große Zukunftssorgen, als am Montagabend die neue Gebührenordnung vorgestellt wurde. Es gab aber auch viel Verständnis.

Die Entgelterhöhung gehörte zu den Vorschlägen der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) und wurde von der Politik deutlich abgeschwächt. Vorgeschlagen waren Mehreinnahmen in Höhe von 262 000 Euro im Jahr. Zudem initiierte die CDU-Fraktion eine Verlegung auf 2019, damit die Vereine in diesem Jahr noch die Möglichkeit erhalten, eine Refinanzierung durch Mitgliedsbeiträge zu beschließen. Vier andere Vorschläge aus dem Sportbereich waren überwiegend einstimmig abgelehnt worden. Dies waren: Einstellung der Subventionen für das Naturbad sowie der Vereinsunterstützung, Verringerung des Budgets für den Schwimmbadneubau in Heißen und Verzicht auf eine Kunststofflaufbahn

Gebühren seit 2011

Martina Ellerwald, Ulrich Ernst, Wilfried Cleven (v.l.) und Ralf Wind (nicht im Bild) stellten gemeinsam die neue Gebührenordnung vor.
Martina Ellerwald, Ulrich Ernst, Wilfried Cleven (v.l.) und Ralf Wind (nicht im Bild) stellten gemeinsam die neue Gebührenordnung vor.

Eingeführt wurden die Nutzungsgebühren für Sportplätze und Hallen ohnehin erst 2011. Das Entgelt wurde drittelweise bis zum vollen Betrag im Jahr 2013 gesteigert. Allerdings waren bislang nur Sportstunden ab 20 Uhr gebührenpflichtig. Veranstaltungen kosteten immer, wurden aber nur mit 50 Prozent berechnet. Beides sieht die neuen Verordnung nicht mehr vor. Ab sofort werden alle Einheiten des Tages berechnet. Dabei wird nicht mehr zwischen Training und Veranstaltung unterschieden. „Wer sich einen Testspielgegner zum Training eingeladen hat, der musste die Einheit bisher genau genommen als Veranstaltung anmelden“, erläutert Ralf Wind vom Mülheimer Sportservice.

TV Einigkeit hat schon 120 Mitglieder verloren

Der MSS hofft, dass die Vereine nun „Vorratszeiten“ zurückgeben, um Geld zu sparen. Die Verwaltung wird die alten Verträge kündigen, sobald der Rat im April oder Mai die konkrete Gebührenordnung abgesegnet hat. Die Verträge treten am 1. Januar 2019 in Kraft.

Durchweg auf Begeisterung fiel die Erhöhung erwartungsgemäß nicht. Heidi Brammer, Vorsitzende des TV Einigkeit, berichtet, dass ihr Verein schon 120 Mitglieder verloren habe. Zurzeit gibt es Schwierigkeiten mit den Hallen an der Nord- und der Barbarastraße. „Wie soll ich den Leuten erklären, dass sie jetzt noch mehr bezahlen sollen?“

Nur 50 Vereinsvertreter nahmen an der Info-Veranstaltung teil.
Nur 50 Vereinsvertreter nahmen an der Info-Veranstaltung teil.

Darauf hatte Wilfried Cleven, neuer Vorsitzender des Mülheimer Sportbundes, eine klare Antwort: „Der Sport muss noch selbstbewusster werden. Die ehrenamtliche Arbeit, die wir an 365 Tagen im Jahr leisten, ist unbezahlbar. Diese Stärke sollten wir noch mehr nach außen tragen“, appellierte Cleven.

Sportstudios als Konkurrent

Darin sieht er auch einen entscheidenden Unterschied zu den Fitnessstudios, die etwa Ingo Fieg als großen Konkurrenten der Klubs ansieht. Sein Dümptener TV werde in Zukunft mit 9500 Euro zusätzlich belastet. „Und die Sportstudios locken mittlerweile mit weniger Beitrag als wir, kennen keine Hallenschließungen und haben Geräte, die wir uns nicht leisten können.“ Sollte es in Zukunft weitere Erhöhungen geben, rechnet Fieg mit Schließungen von Abteilungen. Er sagte: „Wir werden Maßnahmen ergreifen müssen, die zu Lasten der Kinder und Jugendlichen gehen – das gefällt mir nicht.“

Allerdings äußerten sich nicht alle Besucher kritisch. „Ich habe ich Schlimmeres befürchtet und glaube, dass wir in Mülheim noch mit einem blauen Auge davon gekommen sind“, meinte Klaus Külschbach vom Radclub Sturmvogel. Daniel Küchler vom VfB Grün-Weiß ergänzte: „Wahrscheinlich ging es uns über Jahre ein Stück weit zu gut.“