Mülheim. . An manchen Containerstandorten in Mülheim räumt die MEG jeden Tag illegal entsorgten Müll weg. Bürger fordern mehr Engagement der Lokalpolitik.

Ein Pizzakarton, den ein Zwölfjähriger in einem öffentlichen Mülleimer der Stadt entsorgt hatte, brachte das sauerländische Attendorn in der vergangenen Woche in die Schlagzeilen: Weil Hausmüll nicht in einen öffentlichen Mülleimer gehöre, sollte der Junge laut Ordnungsamt zunächst ein Verwarngeld von zehn Euro zahlen.

Glückliches Attendorn, das sonst keine Müll-Sorgen hat, mag mancher Mülheimer Bürger denken, angesichts der vermüllten Containerstandorte seiner Stadt. Zum Beispiel an der Oberheidstraße in Dümpten: Vor dem Osterwochenende hatte die MEG noch einmal gründlich aufgeräumt zwischen den Altglas- und Papiercontainern, doch schon Ostermontag stapelte sich der Müll dort wieder, wie Leser Joachim Wach auf einem Foto festhielt.

Die MEG räumt inzwischen schon jeden Tag auf

Für Andreas Jung, Leiter Logistik bei der MEG, ist das keine Überraschung: „Dann ist es immer ähnlich stark vermüllt wie nach den Weihnachtstagen.“ Mindestens dreimal in der Woche räumt die MEG dort den illegal abgeladenen Müll weg.

Schlimmer noch sieht es am Containerstandort Zinkhüttenstraße/Josefstraße aus: Damit das Müll-Chaos dort nicht zu groß wird, räumt die MEG inzwischen schon jeden Tag auf, entsorgt mit einem Pressfahrzeug Tag für Tag nicht nur Haus-, sondern auch Sperrmüll, ganze Sofagarnituren, Kühlschränke. . .

Standort Zinkhütten-/Josefstraße: Hier soll der Zaun hin. Die MEG räumt täglich auf. Abgeladen wurden: ein Kühlschrank, eine Waschmaschine. 
Standort Zinkhütten-/Josefstraße: Hier soll der Zaun hin. Die MEG räumt täglich auf. Abgeladen wurden: ein Kühlschrank, eine Waschmaschine.  © B. Kutzner

Der Containerstandort dort müsste gar nicht täglich angefahren werden, für die Flaschen- und Papiercontainer reicht die zweimalige Leerung pro Woche, so Jung. Für die Reinigung – nicht die Leerung der Container – ist die MEG auch an der Auer- oder an der Parallelstraße täglich unterwegs. Kosten, die letztlich die Bürger über ihre Gebühren tragen müssen.

„Kein Lokalpolitiker geht da mal richtig dran“, beklagt Wach. Der Dümptener hält nichts von der (politischen) Entscheidung, den Containerstandort an der Zinkhüttenstraße mit einer Umzäunung abzusichern. „Das kostet 1800 Euro, und dann werfen die Leute den Müll doch über den Zaun.“

Sperrmüll wird kostenlos abgeholt

Der Zaun soll vor allem den Müll an Ort und Stelle halten, erklärt Jürgen Zentgraf, Leiter des Mülheimer Umweltamtes. Der wilde Müll werde sonst oft in die Umgebung geweht. Nachvollziehbar ist es für Zentgraf nicht, dass die Leute den Sperrmüll illegal abladen, wo ihn die MEG doch kostenlos zu Hause abholt. „Die Sperrmüllabnahme ist im gesamten Ruhrgebiet ähnlich geregelt“, sagt er.

Termin holen, Sperrmüll pünktlich rausstellen – manchem mag es dann einfacher erscheinen, seinen Müll einfach wild wegzukippen. Zumal die Chance, erwischt und belangt zu werden, sehr gering ist. Umweltamtsleiter Zentgraf kann sich nur an einen Fall erinnern, bei dem die Stadt ein Bußgeld verhängt hat, und das sei auch schon drei Jahre her. Gemeldet würden Verursacher schon mal, so Amtsleiter Zentgraf, „aber die Bürger scheuen sich dann, sich auch als Zeuge zur Verfügung zu stellen, etwa vor dem Amtsgericht“. Das sei leider der völlige Ausnahmefall.

Blick in die Nachbarstadt Essen

Das Problem kennen sie in Essen auch und wollen nun städtische Bedienstete einsetzen, die als „Müll-Späher“ die Müll-Verursacher ausmachen und zur Verantwortung ziehen. Der Verwaltungsvorstand der Nachbarstadt hat sich abgestimmt, braucht noch das Ok vom Stadtrat Ende April, dann können die rund 30 Leute probeweise vier Wochen lang 19 Containerstandorte im Auge behalten – gewissermaßen als „amtliche Zeugen“. Der vom Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen initiierte „Aktionsplan Sauberkeit“ beinhalte auch, dass das Bußgeld für die Müllsünder erhöht wird. Jürgen Zentgraf: „Wir wissen, was die Essener machen und schauen, welchen Erfolg das letzten Endes hat.“

Der Junge aus Attendorn musste die zehn Euro übrigens nicht bezahlen. Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) nahm seine Mitarbeiter in Schutz. Diese hätten sich zwar „unglücklich“ verhalten, aber immerhin darum bemüht, dass die Stadt sauber bleibe.