Mülheim. . Die einen schimpfen über Zugausfälle, die anderen freuen sich über die Stille: „Das ist wie Urlaub.“ Strecke noch bis zum 9. April gesperrt.

„So ruhig ist es hier sonst nie. Wir wollten schon schnell unser Haus verkaufen“, scherzt ein Anwohner des Winkhauser Talwegs. Der Mann wohnt nahe der Gleise des Hauptbahnhofs. Er hört normalerweise täglich 700 Züge durch seinen Vorgarten rollen. Ihn freut, dass der Zugverkehr über Mülheim ausfällt: „Wir schlafen nachts durch, das ist hier nicht immer der Fall.“

Bahnfahrer wissen: Noch bis einschließlich Montag, 9. April, vier Uhr morgens, fällt jeder Zug, der über Mülheim fahren muss, aus. Grund dafür sind Gleis-, Strecken- und Stellwerksarbeiten sowie die Bauarbeiten an der Thyssenbrücke. Pendler nervt dieser Umstand, manch ein Anwohner genießt dagegen die entstehende Stille. So wie Enes Simsek und seine junge Familie. Er sagt: „Das ist wie Urlaub für uns, wenn die Züge nicht fahren.“

An den Zuglärm gewöhnt

Andere bemerken die Ruhe kaum. Martina Kohlmann wohnt an der Körnerstraße. Sie berichtet, sie habe sich bereits so an den Zuglärm gewöhnt, dass sie ihn gar nicht mehr wahrnehme.

Auf dem Radschnellweg ist es angenehm leise. Zwei Damen im Rentenalter spazieren vorbei und sind ein wenig enttäuscht: „Wir beobachten gerne die vorbeifahrenden Züge, der Lärm stört uns nicht.“

Wenn an manchen Abschnitten der Strecke, wie geplant, Lärmschutzwände entstehen, ist die Sicht auf den Zugverkehr dauerhaft eingeschränkt. Der 76-jährigen Ingrid Berndt gefällt die Idee nicht besonders. Sie sehe lieber Grün statt auf Wände.

Nachts durch den Zuglärm geweckt

Andere Mülheimer können den Bau des Lärmschutzes kaum erwarten. Ein Anwohner des Winkhauser Talwegs sagt, er verspreche sich dadurch deutlich angenehmeres Wohnen.

Eine Bewohnerin der Bruchstraße, die nah an den Gleisen lebt, hält die Lärmschutzmaßnahmen für richtig: „Ich werde manchmal nachts durch den Zuglärm geweckt.“ Ihr 78-jähriger Nachbar Horst Forstmann wohnt seit Jahrzehnten in Gleisnähe. „Früher, als hier die Taigatrommel vorbeigerattert ist – das war ein Lärm“, erzählt er von alten, lärmenden Diesellokomotiven, die auf der Strecke unterwegs gewesen seien. „Aber auch heute noch lohnt es sich, etwas gegen die Geräuschkulisse zu unternehmen.“