Mülheim. . Bahn will sieben Millionen in Schallschutzwände und passiven Schutz investieren. Doch manche befürchten hässliche Aussichten und sogar mehr Lärm.

Darauf hat mancher Eppinghofener und Heißener lange gewartet: Die Deutsche Bahn Netz AG will auf der Bahnlinie zwischen Mülheim und Essen ab Mitte 2019 auf rund vier Kilometern Lärmschutzwände errichten. Und doch könnte es für manchen Anwohner, der oben am Hang der Bahnstrecke wohnt, sogar lauter werden. Denn die „hochabsorbierenden Aluwände“ leiten den Schall nach oben ab.

Entsprechend besorgt reagierten Eigentümer, die ihr Häuschen etwa am Eppinghofer Bruch haben, auf die Vorstellung der Lärmsanierung am Dienstagabend in der Dezentrale. Bahnsprecher Oliver Faber, der betont ruhig und sachlich durch das Vorhaben führte, konnte die Sorge nicht direkt nehmen. Man müsse die Auswirkungen berechnen – gemessen werde nicht.

Keine Förderung für Häuser nach Baujahr 1974

Eine bittere Pille erwartet auch Eigentümer, deren Haus nach 1974 erbaut wurde. „Hier besteht leider keine Förderungsfähigkeit“, erklärte der Bahnsprecher nüchtern. Was soviel bedeutet wie: Die Bahn wird hier keinen drei Meter hohen Schallschutz errichten. Die Eigentümer müssen Maßnahmen auf eigene Kosten ergreifen.

So gibt es eben einige Lücken in der Aluwand, wo Häuser zu nah an der Schiene stehen für eine Schutzwand, etwa entlang der Kohlenstraße. Oder auch dort im Bogen des Eppinghofer Bruchs bis zur Folkenbornstraße, wo die Bebauung nicht dicht genug ist, um förderfähig zu sein. Hier müssen auch Drahteselcowboys des Radschnellwegs das ungefilterte Brettern des Güter- und Personenverkehrs hinnehmen. „Mancher guckt beim Radeln auch gern auf die Schienen statt auf Wände“, glaubt zumindest Bahnsprecher Faber.

Bepflanzung der Schallschutzwände lehnt die Bahn ab

Anderen wiederum behagt die Vorstellung nicht, ab 2020 – wenn die Maßnahmen im vollen Gange sind – vom Fenster aus auf eine graue Aluwand zu starren. „Kann man die nicht transparent gestalten oder sie bepflanzen“, fragt eine Anwohnerin. Eine Bepflanzung lehnt die Bahn ab: „Die Gleise müssen zugänglich bleiben“, begründet Faber. Und die Transparenz soll nicht nur vier Mal teurer sein, sondern womöglich auch weniger effizient. „Das muss noch geklärt werden.“

Und doch dürfte die rund sieben Millionen Euro teure Maßnahme für die meisten Anwohner nördlich und südlich der Gleise eine hörbare Erleichterung bringen. Faber: „Wir gehen je nachdem von einer Halbierung des Lärms aus.“

Passiver Schutz für 428 Wohneinheiten

Für 428 Wohneinheiten ist immerhin ein passiver Schutz möglich, der bis zu 75 Prozent durch Bundesmittel gefördert wird. Das betrifft die Dämmung von Rollkästen und Dächern sowie die Neuanschaffung von Schallschutzfenstern. „Unsere Ingenieure werden die Eigentümer anschreiben und Maßnahmen vorschlagen.“

<<< BEGEHUNG UND GUTACHTEN

Wie hoch die Förderung am Ende für den Eigentümer ausfällt, kann je nach Angebot unterschiedlich sein. Nach einer Begehung erstellt ein von der Bahn beauftragter Ingenieur ein Gutachten und schreibt die Maßnahme aus.

Gefördert werden aber nur 75 Prozent des günstigsten Angebots, erläutert Oliver Faber.