Mülheim. . Stadt erteilt dem Investor für die nicht unter Denkmalschutz stehenden Gebäude die Genehmigung. Entstehen sollen auf dem Areal 200 Wohneinheiten.

Kassenberg 2/2a – es könnte eine der mit schönsten Wohnadressen von Mülheim werden. Die Stadt hat am Mittwoch dem Investor SMW die Abrissgenehmigung für die nicht unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der ehemaligen Lederfabrik Lindgens erteilt. „Wir wollen noch im Frühjahr mit den Abrissarbeiten beginnen“, erklärte Andreas Winkler, Sprecher der SMW. Daran werde sich ein städtebaulicher Wettbewerb anschließen.

Rund 200 Wohneinheiten sollen auf dem Gelände entstehen. „Dabei wird es auch Bestandteil des Wettbewerbs sein, in welcher Form dies geschieht“, sagt Winkler. Wichtig sei aus Sicht des MWB jedoch, dass ein deutlicher Anteil der Wohneinheiten sozial gebunden sind. Von einem Drittel bis gar zur Hälfte öffentlich geförderter Wohnungen ist die Rede. „Unser Ziel ist eine gute soziale Mischung.“

Fabrikgebäude und Pförtnerhäuschen erhalten

Weil es zuletzt in der Stadt Diskussionen und kritische Nachfragen gegeben hatte, ist den SMW-Geschäftsführern Jürgen Steinmetz und Thomas Weber, eine Klarstellung wichtig: „Es war immer geplant, dass wir das alte Verwaltungsgebäude, das am Straßenrand gelegene Fabrikationsgebäude und das Pförtnerhäuschen erhalten. Das bleibt auch so.“ Abgerissen würden nur die bereits stark verfallenen, nicht erhaltenswerten Fabrikationshallen.

Aus Sicht des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland erfüllt jedoch auch das Kesselhaus einschließlich des Schornsteins mit dem Schriftzug „Lindgens“ die Kriterien des Denkmalschutzes. Sie stehen daher unter vorläufigem Schutz. Das ist umstritten. Der Investor würde gerne dieses Bauwerk ebenfalls abreißen, da er den Denkmalwert nicht erkennen kann.

Abrissgenehmigung wegen Konflikt verzögert

Durch den Konflikt hatte sich auch die Abrissgenehmigung verzögert. SMW hatte bereits Abrissangebote bei Firmen besorgt und die Entsorgung des Bauschutts klären lassen. „Wir werden nun zügig neue Angebote bei Fachfirmen einholen“, sagt Weber.

Offen bleibt, was aus dem Kesselhaus samt Schornstein wird. Beides stammt aus dem Jahr 1940. Eine endgültige Entscheidung des LVR-Amtes für Denkmalpflege steht noch aus. Die Denkmalschützer waren in einer ersten Bewertung zu dem Ergebnis gekommen, dass neben dem Fabrik- und Verwaltungsgebäude eben auch das Kesselhaus mit Schornstein bedeutend für die Geschichte der Stadt Mülheim und für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse sei. Insbesondere aus städtebaulichen und wissenschaftlichen Gründen sieht das Amt ein öffentliches Interesse an einer Erhaltung. Als bedeutsam wird das Objekt auch für die Architekturgeschichte eingestuft.

Teil der grünen Mitte Mülheims

Der in Teilen ungeklärte Denkmalschutz stellt den Investor vor Probleme. „Es macht das Projekt nicht einfacher“, sagt Winkler. Das Kesselhaus wird als „tote Fläche“ gesehen, aus dem sich kaum Wohnfläche errichten lasse. Nicht tragfähig, extrem dünne Wände, heißt es. Möglicherweise wird das Kesselhaus aber dennoch Bestandteil des Wettbewerbs bleiben, sollte es bis dahin keine Entscheidung geben.

Der Referatsleiter des OB, Guido Brücker, der die Projektleitung und Koordination übernommen hatte, sieht das Vorhaben auf einem guten Weg: „Die konstruktive Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen unserer Fachverwaltung zeigt nun Früchte – es geht voran und das ist gut und wichtig“. Für den Bau- und Planungsdezernenten Peter Vermeulen ist das Lindgens-Gelände Teil der grünen Mitte von Mülheim. Er sieht auch dort gute Chancen auf ein Wohnen im Einklang mit der Natur. Das bedeute: neue Lebensqualitäten für die Menschen.

>> Blick in die Geschichte

- Ludwig Lindgens gründete 1861 die Lederfabrik am Kassenberg. Frühzeitig setzte er auf Mechanisierung. Mit Einführung der Spaltmaschine leistete Lindgens einen großen Beitrag zur Industrialisierung der Lederfabrikation.

- Das Gelände am Kassenberg umfasst 42 000 Quadratmeter.

- Sparkasse und MWB waren in der Vergangenheit auch an der Entwicklung und Realisierung der Feuerwache beteiligt.