Mülheim. Seit für das Parken am Flughafen bezahlt werden muss, meiden Autofahrer die Fläche und ziehen kostenfreie Plätze vor – mit neuen Problemen.
Seit am Flughafen der Parkplatz vor dem Hauptgebäude kostenpflichtig ist, wird er von sehr vielen Autofahrern gemieden. Gerade einmal eine Hand voll Autos stehen dort noch werktags zur Mittagszeit. Statt dessen suchen sich die bisherigen Nutzer andere freie Stellplätze im direkten Umfeld, wo sie nichts zahlen müssen. Anwohner in den Seitenstraßen ringsherum spüren das längst. Geparkt wird bis vor der Parkplatzeinfahrt.
„Jeder Zentimeter außerhalb der Bewirtschaftungszone wird jetzt zugeparkt ohne Rücksicht und Verstand“, schimpft Tim P. Albrecht, ein Betroffener, und fürchtet, dass es dort bald zu Unfällen kommen wird. Durch das Parkchaos sei etwa die Brunshofstraße nicht mehr einsehbar. Selbst an der Bushaltestelle werde nun geparkt und direkt vor den Glas- und Altpapiercontainern an der Brunshofstraße, so dass man dort nicht mehr an die Einwurfschächte gelangen könne, berichten Anwohner.
Geparkt wird an der Grenze des Erlaubten
Die Verwaltung des Flughafens hat das Dilemma erkannt: „Das ist zum Teil recht sportlich, was hier ausprobiert wird. Wie jetzt geparkt wird, ist vielfach nicht mehr legal“, sagt Wolfgang Sauerland von der Geschäftsführung des Flughafens.
In einem Rundschreiben seien alle Nutzer auf die Änderung hingewiesen worden, die seit vergangener Woche Montag gilt. Doch jetzt würden sogar fremde Unternehmensparkplätze und Flächen für Handwerker zugeparkt. Bis haarscharf vor der Einfahrt zum Parkplatz stünden jetzt Pkw. Der Unmut ist da, sagt Sauerland. Das Ordnungsamt wird eingeschaltet.
70 Prozent der Einnahmen für den Betreiber
Kritiker fragen, ob sich die Einnahmen für die Flughafen-Gesellschaft überhaupt lohnen, und bezweifeln das: 1,50 Euro kostet die Parkgebühr für eine Stunde, abgerechnet wird rund um die Uhr. Das Tagesticket kostet fünf Euro, das Monatsticket 30 Euro. Betrieben wird die Parkfläche von der Firma „Park & Control“ aus Stuttgart, die in ganz Deutschland Parkraumbewirtschaftungen übernimmt.
70 Prozent der Einnahmen kassiert denn auch das Stuttgarter Unternehmen am Flughafen Mülheim, bei den Monatstickets ist es die Hälfte, wie Sauerland erklärt. Die Flughafengesellschaft war von der Politik aufgefordert worden, alle Einnahmemöglichkeiten auszuschöpfen, um das jährliche Defizit irgendwie zu verringern.
Kaum Verständnis für die Maßnahme
Verständnis gibt es kaum für die Maßnahme: „Wofür soll man denn Parkgebühr zahlen? Der Parkplatz ist weder bewacht oder gesichert noch ist das Fahrzeug im Trockenen, und der Winterdienst auf dem Privatgelände ist auch nicht vorhanden“, meint Lukas Mayer, ein freiberuflicher Fluglehrer. Er erinnert auch an die Flugschüler, die aus ganz Deutschland nach Mülheim kommen, um eine Ausbildung zu machen. „Diese verbringen ganze Monate am Flugplatz für Theorie- und Praxisunterricht. Viele können sich die hohen Parkgebühren schlichtweg nicht leisten.“
Unmut gibt es auch über den Betreiber. Er soll schon in den ersten Tagen auf der Fläche kontrolliert und „Knöllchen“ verteilt haben an all jene, die nicht gezahlt haben. Von 35 Euro spricht hier Ulrich Langenecker, Geschäftsführender Gesellschafter der Fachschule für Luftfahrzeugführer, und hält die Einführung der Parkgebühr an der Stelle für „einen Skandal“.
Fast alle, die am Flughafen arbeiteten oder eine Ausbildung machten, seien auf ein Auto angewiesen. Längst nicht jeder verfüge aber über ein gutes Einkommen. Dazu zählt er unter anderem seine 50 Vollzeit-Flugschüler. „Wir sind hier der größte Standort für Verkehrspiloten-Ausbildung in Deutschland. Im Jahr bilden wir zwischen 120 und 150 Airline-Piloten aus“, sagt Langenecker und betont: „Wir sind ein Bildungsstandort.“ Auch das sollte bedacht werden.
Ausgenommen von der Parkgebühr sind Besucher des Restaurants: Ihnen stehen 25 der rund 180 Parkplätze unentgeltlich zur Verfügung.
Verständnis gibt es auch dafür nicht. Ulrich Langenecker: „Wer schon 80 bis 100 Euro Landegebühr bezahlt, zahlt auch noch Parkgebühr. Wer ein Bier trinkt, zahlt nix.“