Mülheim. . Es liegt eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Interimsstandorte der VHS vor. Pikant: Modelle sind für bis zu 20 Jahre durchgerechnet.
Den Volkshochschulbetrieb für mindestens fünf Jahre an einem Interimsstandort unterzubringen, wird die Stadt Millionen kosten. Das geht aus einem geheimen Papier der Stadtkämmerei hervor, das dieser Zeitung vorliegt. Dabei gehen die Kosten für die zwei zur politischen Abstimmung stehenden Lösungen weit auseinander.
Seit September 2017 ist das VHS-Gebäude in der Müga wegen erheblicher Brandschutzmängel gesperrt. Der Stadtrat soll in seiner Sitzung am 22. Februar nun entscheiden, wo die VHS nach den Sommerferien für die nächsten fünf Jahre unterkommen kann. Mit zwei Alternativen zur Anmietung von Gebäuden geht die Stadtverwaltung ins Rennen. Zum einen bietet das Wohnungsunternehmen Vonovia 3100 Quadratmeter in seinem Gebäudekomplex der Broicher Mitte an. Zum anderen ist Geschäftsmann Mohamad Itani (Inplan GmbH) mit rund 2000 Quadratmetern im kernsanierten ehemaligen AEG-Verwaltungsgebäude an der Aktienstraße im Rennen (gegenüber Einmündung zur Auerstraße). Um den Platzbedarf der VHS zu decken, würde die Stadt bei dieser Variante noch 700 Quadratmeter an der Schloßstraße (über der Alex-Gastronomie) und bis zu 400 Quadratmeter andernorts anmieten.
In Broich müsste die Stadt tief in leere Kasse greifen
Bei einer Ortsbesichtigung konnten sich die Stadträte vor Wochen ein Bild von den beiden zur Wahl stehenden Hauptstandorten machen. Jetzt präsentiert Kämmerer Frank Mendack der Politik, wie teuer die Interimslösungen werden. Und es wird richtig teuer, auf die Schnelle Ersatzräume anzumieten.
Die an der Bülowstraße in Broich und an der Aktienstraße in Eppinghofen aufgerufenen Mieten liegen nicht nur über den Werten, die die Immobilienmarktberichte für den Büromarkt als Durchschnitt ausweisen. In der Neuen Mitte Broich müsste die Stadt gar richtig tief in ihre leere Kasse greifen. Grund dafür ist offenbar, dass Vermieterin Vonovia die Stadt in einem erheblichen Ausmaß an den Kosten beteiligen will, die ihr für eine Sanierung der in die Jahre gekommenen Büroflächen entstünden.
Aufgeheizte Debatte zur Zukunft der VHS
Pikant angesichts der aufgeheizten Debatte zur Zukunft der VHS in der Müga: Kämmerer Frank Mendack hat dem Beschlussvorschlag für einen der beiden Standorte zwar keine Empfehlung vorangestellt. Doch den Ratspolitikern präsentiert er auch Wirtschaftlichkeitsberechnungen auf Sicht von zehn, 15 und 20 Jahren – also für die Annahme, dass die Politik sich entschließen könnte, die VHS dauerhaft aus der Müga abzuziehen.
Bei dieser Betrachtungsweise liegt die Neue Mitte in Broich bei einer Mietdauer von 15 Jahren dann preislich vorne. Mendack rechnet den Politikern gar vor, dass eine Anmietung in Broich auf Sicht von 15 und 20 Jahren auch günstiger sein soll im Vergleich mit der Variante, das VHS-Gebäude in der Müga innerhalb von fünf Jahren komplett zu sanieren und mit Sack und Pack dorthin zurückzuziehen.
Zunächst bildungspolitische Bewertung nötig
Eine nähere Erläuterung ist dem Zahlenwerk nicht zu entnehmen, Mendack wollte sich am Freitag zu dem nicht-öffentlichen Papier nicht äußern; das ist durchaus nachvollziehbar, muss er nach dem politischen Beschluss etwaige Mietverträge an Aktien- oder Bülowstraße noch endverhandeln.
Am 22. Februar soll die Politik entscheiden. Zu hören ist, dass noch kein deutliches Signal für die eine oder andere Richtung zu erkennen ist. Mendack weist in seinem Papier darauf hin, dass die Frage, wohin die VHS nun interimsweise gehen soll, von der Politik zunächst einmal aus bildungspolitischen Gesichtspunkten bewertet werden sollte. Die auf fünf Jahre gesehen erheblich unterschiedlichen Kosten werden demnach nicht als entscheidendes Kriterium angesehen. So steht die Politik nun schon vor einer Entscheidung, die als richtungsweisend bewertet werden könnte. Und dies – ohne dass die Gutachten zur Zukunft des Standortes in der Müga vorliegen.