Mülheim. . Der Mammutbaum wird in den nächsten Wochen gefällt. Vorschlag: Ersatzpflanzungen auf dem Schulgelände und ein begrüntes Dach.

Aufatmen bei Eltern und Lehrern der Grundschule an der Heinrichstraße. Der Mammutbaum fällt in den nächsten Wochen. Nach vielen Informationen und einer Debatte über Baum und neuen Schulanbau war das Ergebnis klar. Bei einer Enthaltung stimmten die Mitglieder der Bezirksvertretung 1 am Dienstag geschlossen der dringend benötigten Schulerweiterung zu. Der Mammutbaum wird noch vor der Vogelbrutzeit gefällt. Der Bau kann anschließend entstehen und im Sommer 2019 fertig sein.

„Legehennen-Qualität“ der Ganztagsbetreuung

„Entscheiden Sie sich für die Zukunft unserer Kinder“, hatte Sina Kiwitt für die Schulpflegschaft zu Beginn der Sondersitzung an die Ortspolitiker appelliert. 70 Kinder auf 70 Quadratmetern in der Ganztagbetreuung „das hat Legehennen-Qualität und ist unzumutbar“, klagte die Mutter.

„Wir brauchen dringend diesen Neubau“, erklärte Schulleiter Martin Zeller. „Zwei Klassen haben keinen Raum, und wir haben für das kommende Schuljahr wieder 90 Anmeldungen“. Die Schule leiste in der Nachbarschaft wertvolle Integrationsarbeit. „Dem dürfen Sie sich nicht verschließen.“ Werner Helmich attestierte dem Mammutbaum trotz seines krummen Wuchses indes Standfestigkeit. Der Landschaftsarchitekt hatte einst das Gelände an der Heinrichstraße geplant. „Vielleicht habe ich den Baum auch selbst gepflanzt.“

Warum der Baum dem Schulanbau im Weg steht, erläuterte Architekt Peter Schnatmann ausführlich den Ortpolitikern. „Es gab viele Vorgaben und auch ein begrenztes Budget. Daher haben wir uns in zahlreichen Gesprächen und Abwägungen für einen zweigeschossigen Anbau entschieden“, erklärte Schnatmann seinen Entwurf.

Alternativlos: Stadt lehnt weitere Verzögerungen ab

„Dieser Standort ist alternativlos, weil er alle Vorgaben vereint“, macht Schulamtsleiter Uwe Alex deutlich. Die Stadt müsse jetzt ihre Pflicht erfüllen, „Kinder in ordentlichen Räumen zu unterrichten und zu betreuen“, fügte er hinzu. Umplanungen und ein weiteres Jahr Verzögerungen dürfe es nicht mehr geben.

Ein Aufstocken des Schulgebäudes – wie einige Politiker es forderten – lasse der bestehende Bebauungsplan an dieser Stelle nicht zu, sagte Axel Booß, Leiter der Bauaufsicht. Der Mammutbaum stehe nicht in diesem Bebauungsplan, sei daher auch nicht erhaltenswert. Eine Umplanung würde mehr Zeit und mehr Geld kosten, erklärte Matthias Knospe, technischer Leiter beim Immobilienservice.

Wie schon in der Januarsitzung zeichnete sich eine Mehrheit für den Schulneubau ab. Auf den Tribünen des Ratssaals verfolgten Eltern und Lehrer auf der einen, sowie Baumschützer auf der anderen Seite die Debatte. Grüne und SPD forderten ein grünes Schuldach und neue Bäume auf dem Schulgelände. Auch einen Schulgarten soll es als ökologisches Ausgleichsprojekt geben. Die Kosten dafür werden nachgereicht.

Am Ende fühlten sich alle Ortspolitiker umfassend informiert. Das sei im Januar nicht so gewesen.

Neuer Anbau ist mit 3,3 Mio. Euro 3,3 Millionen Eurokalkuliert.

Eltern und Lehrer hatten kein Verständnis dafür, den Mammutbaum zu retten. Die Natur zu schützen, sei notwendig und wichtig. Aber wenn Kinder mehr Platz zum Lernen brauchten, dann müssten deren Anliegen Vorrang haben, sagten sie.

Der neue Schulanbau ist mit 3,3 Millionen Euro kalkuliert. Ob noch Geld für die gewünschte Dachbegrünung drin ist, prüft jetzt der Immobilienservice. Wer die Pflegekosten trägt, ist noch gar nicht ausgehandelt. Die Gebäudebetreuer lehnen das ab.