Mülheim. . Baumschützer trafen sich vor der Grundschule Heinrichstraße, um gegen die Fällung des Mammutbaumes zu demonstrieren. Der Ton wird schärfer.
Was passiert mit dem Mammutbaum auf dem Gelände der Gemeinschaftsgrundschule Heinrichstraße? Die bisherige Planung sieht vor, dass er einem — laut Schulleitung und Elternpflegschaft wegen akuten Platzmangels wichtigen — Anbau weichen muss. Doch die endgültige Entscheidung steht noch aus. Die Initiative „Baumwatch Mülheim an der Ruhr“ rief am Samstagnachmittag während ihrer Mahnwache an Ort und Stelle dazu auf, den Plan zu ändern und den Baum zu retten — drei Tage vor der entscheidenden Sitzung der Bezirksvertretung 1 im Rathaus.
Der Ton wird schärfer
Wenige Meter neben dem breiten Stamm des Mammutbaumes wurde am Samstag über das Für und Wider diskutiert. Ein aufgebrachter Vater mit einem Kind an der Hand nähert sich, schimpft und gestikuliert wild. Er will, dass „das Ding endlich verschwindet“. Der Ton wird schärfer.
Über diesen Vorfall ist Christel Klabuhn erschüttert. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir hier eine solche Aggressivität erleben“, sagt die Mülheimerin, die den Stein ins Rollen gebracht hat. Nachdem sie von den Anbauplänen und deren Folgen erfahren hatte, wandte sie sich an die Stadtverwaltung. „Ich habe mehrere Leute angesprochen und wurde mehrfach an andere Stellen verwiesen. Dabei wollte ich erst einmal nur wissen, wer für die Planung zuständig ist“, erklärt die ältere Dame, die in dieser Zeit auch Kontakt zur Baumwatch-Gruppe aufgenommen hatte.
Problem fängt schon zu Beginn der Planungen an
Die lokale Initiative, im vergangenen Jahr bekannt geworden durch ihre erfolgreiche Petition zum Erhalt der Baumallee an der Leineweberstraße in der City, nahm den Ball auf, forderte erfolgreich eine erneute Prüfung der Integration des Baumes in das Bauprojekt und organisierte die Mahnwache, um sich Gehör zu verschaffen.
„Das Problem hat doch schon zu Beginn der Planungen angefangen. Bei den Ausschreibungen und bei der Auswahl der Architekten muss der Umgang bezüglich des Stadtklima schützenden Grüns viel sensibler als in der Vergangenheit werden“, sagt Melanie Wolters, die fortfährt: „Beim Konflikt um den Baumbestand an der Leineweberstraße war es der Stadt sogar gelungen, Naturschutzgesetze auszuhebeln. Wenn sie so viel Macht besitzt, würde sie es bestimmt auch schaffen, das Baurecht an dieser Stelle individuell verändern zu können. Dann wäre auch eine Aufstockung des Schulgebäudes möglich.“
Über einen Plan B freuen
Werner Helmich stellt sich auf die Seite der Baumschützer und würde sich ebenfalls über einen Plan B freuen. Der Landschaftsarchitekt hatte einst beim Schulneubau die Außenanlagen geplant. Für ihn scheint es wohl auch eine Herzensangelegenheit zu sein.
Überhaupt: Mehr Herz für die Natur fordern die Teilnehmer der Mahnwache. „Es fehlt das Empfinden, wie wertvoll die Natur ist. Kinder sollten wieder lernen, die Natur zu achten und sich daran zu erfreuen. Wer geht denn heute noch mit seinen Eltern durch den Wald?“, fragt Christel Klabuhn in die Runde.
Sensiblen Umgang mit der Umwelt vermitteln
Melanie Wolters fügt hinzu: „Die Sorgen der Eltern kann ich verstehen. Ich habe selbst ein Kind und bange um einen Betreuungsplatz. Auch den Ausbau der OGS finde ich gut. Doch sollten auch Kinder auf ihrem Weg Sensibilität mit ihrer Umwelt vermittelt bekommen. Und falls der Baum tatsächlich gefällt wird, wäre es schön, wenn symbolisch an einer anderen Stelle ein Mammutbaum gepflanzt würde.“