Mülheim. . Eine private Initiative will 320 gewerblichen Unternehmen zur Energiewende animieren und dabei Umweltschutz mit Wirtschaftsförderung kombinieren.

Die 320 gewerblichen Unternehmen im Stadtteil Broich mit einem Jahresumsatz von 900 Millionen Euro sollen in Sachen Klimaschutz eine Vorreiterrolle im Ruhrgebiet übernehmen. „Wer heute seine Wirtschaftskraft zukunftsfähig einsetzen will, der muss sich lokal mit der Energiewende befassen“, betont Dr. Hans-Peter Winkelmann, Mitglied in der Broicher Interessengemeinschaft (BIG) und bei der Initiative „Klimaquartier Broich“. Die Initiative will in den nächsten 18 Monaten möglichst alle Unternehmen „klimafit“ machen.

„Die Erfahrungen zeigen, dass gerade kleinere und mittlere Unternehmen üblicherweise mit dem Thema Energiewende und Klimaschutz wenig vertraut sind“, sagt Hans A. Wunder, Sprecher der BIG. Dabei könnten gerade im gewerblichen Bereich, so Winkelmann, positive Effekte des Klimaschutzes stark zu Buche schlagen. Klimaschutz könne ein Wachstumsmotor sein, in jedem Fall sei es Wirtschaftsförderung. „Klimaschutz verschafft den Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil, positioniert sie als nachhaltig.“

Baumarkt investierte in Photovoltaik-Anlage

Die Initiative plant in den nächsten Monaten Seminare, Vortragsveranstaltungen, Workshops, Beratungen vor Ort, Checklisten für Betriebe – alles mit der Fragestellung: Durch welche Maßnahmen kann das einzelne Unternehmen seine Energiebilanz verbessern? Dazu sollen Experten nach Broich geholt werden. Unternehmen, die bereits erfolgreich am Klimaschutz mitwirken, sollen als Vorbilder oder als „Best Practice Beispiele“ dienen, so schwebt es dem BIG-Vorsitzenden Rolf Bellenbaum vor.

Ein solches Vorbild könnte etwa der Hagebaumarkt sein. Dessen Geschäftsführer Hartmut Buhren hat auf das Dach seines Unternehmens eine große Photovoltaik-Anlage installiert. „Schon nach einem Jahr können wir etwa 22 Prozent unseres Energiebedarfs beim Heizen und Kühlen darüber abdecken. Ein Anfang“, sagt Buhren und rechnet damit, die Quote in den nächsten Jahren noch deutlich zu steigern. In neun oder zehn Jahren werde sich seine Anlage amortisiert haben. Die CO2-Vermeidung dabei ist gewaltig. Würden alle Gewerbebetriebe in Broich derart verfahren, könnten jährlich rund 370 Tonnen Kohlendioxid weniger ausgestoßen werden, hat Winkelmann errechnet. Ein lokaler Beitrag für den Klimaschutz.

„Die Initiative sieht sich als unterstützender Partner“

Oft reichten aber schon Verhaltensänderungen, um einen Vorteil für Mensch und Natur zu erzielen, heißt es. „Die Initiative sieht sich als unterstützender Partner“, sagt Bellenbaum. Ein Partner, der auch aufzeigt, wer bei welcher Maßnahme wo Fördergelder bekommen könnte. Die Hilfe werde jeweils sehr konkret auf den Einzelfall zugeschnitten sein, versichern die Initiatoren.

Angesprochen werden sollen alle: der Bäcker wie der Friseur, der Handwerker mit einer Hand voll Angestellten ebenso wie der große Mittelständler. Sie sollen aufgeklärt und dafür sensibilisiert werden, in erneuerbare Energien zu investieren. Ziel ist es dabei auch, die Kunden als Multiplikatoren mit ins Boot holen. „Unser erster Schwerpunkt wird die Elektromobilität sein“, kündigt Winkelmann an und fände es gut, wenn die Unternehmen auf ihren Grundstücken Ladesäulen installieren würden, die auch die Kunden nutzen können. „Der Kunde kauft ein oder sitzt beim Friseur und draußen lädt sein Auto auf“, so die Vorstellung.

Nach 18 Monaten soll nicht Schluss sein

Lernen von anderen, das ist eine Säule des Projektes. Von Broich sollen die anderen Stadtteile profitieren. Nach 18 Monaten soll nicht Schluss sein, aber man will ein ganzes Stück weiter sein beim Bemühen um ein gutes Klima in Broich.